Die Umwelt-Enzyklika kommt am 18. Juni - aber mit welchem Inhalt?

Die Zeichen stehen auf Grün

Veröffentlicht am 05.06.2015 um 00:01 Uhr – Von Gabriele Höfling – Lesedauer: 
Umwelt

Bonn ‐ Eine grüne Tasche, um seine Umwelt-Enzyklika zu transportieren, hat Papst Franziskus schon. Seit gestern steht auch der 18. Juni als Veröffentlichsdatum fest. Zum heutigen Weltumwelttag hat katholisch.de alles Wissenswerte zur Enzyklika zusammengetragen.

  • Teilen:

Anders als über die Verpackung ist über den Inhalt des Päpstlichen Lehrschreibens bisher nicht viel bekannt. Doch der heutige Weltumwelttag steht womöglich für nicht wenige Katholiken im Zeichen der Enzyklika – schließlich steht ihre Veröffentlichung kurz bevor. Nach tagelangen Medienspekulationen gab der Vatikan am Donnerstag bekannt, dass das Dokument am 18. Juni erscheinen soll.

Die Quelle, auf die sich die spekulierenden Medien beriefen, ist zumindest eng mit dem Vorgang befasst:  Der Direktor der Vatikanischen Druckerei, Giuseppe Costa, soll am vergangenen Wochenende am Rande einer Veranstaltung in Neapel in Plauderlaune gewesen sein. Dabei ging es den Berichten zufolge auch um den Titel der Enzyklika. Sie könnte nach den Angaben mit den Worten "Laudato Sii" ("Gelobt seist Du“) überschrieben sein. Damit beginnen auch die meisten Strophen im "Sonnengesang" des heiligen Franz von Assisi, der das Wunder der Schöpfung preist.

Turkson und Kräutler schrieben mit

Worum es inhaltlich gehen könnte, dazu gab es in der Entstehungsgeschichte des rund 80-seitigen Textes verschiedene Hinweise. Mit einem ersten Entwurf hatte Franziskus den Präsidenten des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Peter Turkson, betraut. Entsprechend aufmerksam verfolgten Beobachter Mitte Mai einen Auftritt des Kurienkardinals, bei dem er über Umweltschutz sprach – und wurden nicht enttäuscht. Turkson forderte einen "fundamentalen Kurswechsel" im Umgang mit den natürlichen Ressourcen. Jeder Mensch und jede Gemeinschaft habe "eine heilige Pflicht die Güter der Erde klug, respektvoll und dankbar zu nutzen und für die Welt zu sorgen, so dass sie auch zukünftigen Generationen Früchte bringen" könne, führte der vatikanische Verantwortliche für Fragen von Umweltschutz und Entwicklung aus. Dafür brauche es eine ethische Grundlage – und genau darum gehe es dem Papst in seiner Enzyklika.

Möglicher Name von Umweltenzyklika verraten

Mit Spannung wird die Umweltenzyklika des Papstes erwartet, die in wenigen Wochen erscheinen soll. Nun hat der Chef der Druckerei über den möglichen Namen des Schreibens geplaudert.

Eng in die Entstehung des Werkes eingebunden ist auch Erwin Kräutler. Schon vor über einem Jahr berichtete der Bischof der brasilianischen Diözese Altamira-Xingu, einige Abschnitte widmeten sich der Bedrohung des Regenwalds und den indigenen Völkern. Er wies außerdem daraufhin, dass es dem Papst noch um mehr gehe als um den Umweltschutz. Franziskus ziele auch auf Generationengerechtigkeit. Der Mensch in seiner Verantwortung stehe im Mittelpunkt. Die Schöpfungstheologie müsse ausgeweitet werden und viel konkreter die realen Lebensumstände der Menschen wie Ausbeutung und Unterdrückung in den Blick nehmen.

Ähnlich äußerte sich kürzlich auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. In einer Botschaft an die Teilnehmer einer Klimakonferenz in Rom schrieb er Mitte Mai, Wirtschaftswachstum und Klimaschutz müssten sich nicht ausschließen. Allerdings werde die Zeit, beides zu vereinbaren knapp.

Franziskus selbst hatte im März eine Klausurwoche eingelegt und mit Ausnahme der Generalaudienz alle größeren Termine abgesagt, um sich ganz der Enzyklika zu widmen. Wiederholt beklagte er in Ansprachen die Schädigung der Natur durch den Menschen. Er sieht seine Enzyklika auch als Beitrag für die UN-Klimakonferenz, die Ende November in Paris beginnt. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki Moon, bezeichnete Franziskus nach einem Treffen Ende April im Vatikan als einen der "weltweit leidenschaftlichsten" moralischen Fürsprecher für Klimaschutz und eine gerechtere Welt. Sein Lehrschreiben werde die Welt zu einem veränderten Lebensstil aufrufen.

Katholiken zwischen Zustimmung und Kritik

Innerhalb der katholischen Kirche ruft Franziskus mit seinem Engagement unterschiedliche Reaktionen hervor. So gründeten katholische Umweltaktivisten im Januar als Reaktion auf die bevorstehende Enzyklika das "Global Catholic Climate Movement" (GCCM), eine Allianz gegen den Klimawandel, die weltweit agiert.

Einige konservativen US-Katholiken üben dagegen deutliche Kritik. Die Kolumnistin Maureen Mullarkey von der Kirchenzeitung "First Things" hält dem Papst etwa vor, sich in der Klimadebatte nicht von Sachargumenten leiten zu lassen, sondern "theologisierende Propaganda" zu betreiben. Sie ist die schrillste Stimme in einer Reihe von Kritikern, die Franziskus in Meinungsbeiträgen und Artikeln eine falsche Prioritätensetzung vorwerfen.

Aus anderer Perspektive erscheint die Papst-Enzyklika längst überfällig. So veröffentlichte die deutsche Bischofskonferenz bereits 1998 ein Papier zum "Handeln für die Zukunft der Schöpfung". Schon bei dessen Vorstellung regte der damalige Hildesheimer Bischof Josef Homeyer ein  päpstliches Lehrschreiben zur Globalisierung an. 2015 ist es nun so weit – und das Schreiben kommt mit viel Tamtam. Erstmals startet der Vatikan für ein päpstliches Lehrschreiben eine großangelegte PR-Kampagne. Berater sollen die Ortsbischöfe schulen, die Enzyklika der Öffentlichkeit sowie Journalisten zu erklären. Und ebenfalls zum ersten Mal wird das Werk nicht nur von der vatikanischen Buchhandlung, sondern auch von anderen Verlagshäusern in aller Welt publiziert, um eine möglichst weite Verbreitung zu gewährleisten. (mit Material von KNA)

Von Gabriele Höfling