Die Zentrale auf dem Prüfstand
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der nach seinem Amtsantritt vor einem Jahr als festes Mitglied zu dem Kardinalsrat hinzugestoßen ist, soll dem Papst und den acht übrigen Mitgliedern dazu ein Konzept vorlegen. Beobachter schließen nicht aus, dass das besonders unter Johannes Paul II. (1978-2005) zur Superbehörde angewachsene Staatssekretariat wieder geteilt werden könnte. Die Erste Sektion für "Allgemeine Angelegenheiten" unter Innenminister Angelo Becciu nimmt die Aufgaben eines päpstlichen Sekretariats wahr, während die Zweite Sektion mit dem neuernannten Außenminister Paul Gallagher die Diplomatie des Heiligen Stuhls verantwortet. Diese Sektion für die "Beziehungen mit den Staaten" könnte wieder selbstständig werden.
Es ist bereits die siebte Konferenzrunde des K9-Rates, mit dessen Unterstützung Papst Franziskus die Kurienordnung "Pastor bonus" von 1988 neufassen will. Auf diese Weise sollen Pannen an der Kirchenspitze wie in den vergangenen Jahren künftig vermieden werden.
Prognosen sind schwer möglich
Das Gremium tagt hinter verschlossenen Türen, veröffentlicht wird meist nur ein dürres Kommunique. Prognosen sind daher kaum möglich. Freilich ist die anfängliche Euphorie, das Reformwerk lasse sich in wenigen Monaten ins Werk setzen, rasch verflogen. Optimisten sprechen derzeit vom Herbst 2015.
Allerdings hat der Papst auf Empfehlung des Kardinalsrats bereits den Wirtschafts- und Finanzbereich auf einen neuen Weg gebracht. Ein Wirtschaftssekretariat unter dem australischen Kardinal George Pell wurde eingerichtet, dem als Aufsichtsorgan ein neuer Wirtschaftsrat mit dem Münchner Kardinal Reinhard Marx zugeordnet ist. Sie sollen die Vermögenswerte und Konten des Heiligen Stuhls und des Vatikanstaats erfassen und transparent machen.
Eine erste positive Überraschung: Bei der Sichtung tauchten mehrere Hundert Millionen Euro auf, die nicht in veröffentlichten Vatikanbilanzen standen. Sie wurden in Unterkonten einzelner Abteilungen und in deren eigener Kompetenz geführt. Es handele sich nicht um illegale oder schlecht verwaltete Gelder, stellte Vatikansprecher Federico Lombardi klar. Vielmehr handele sich um Kassen und Konten unterhalb der Schwelle, die die vatikanische Güterverwaltung in die offizielle Bilanz aufnahm.
Mehr Bedeutung für die Bischofssynode
Größere Bedeutung erhielt nach Beratungen im K9-Rat die Bischofssynode, die Papst Franziskus stärker als Organ der Kollegialität in der Kirche nutzen will. Die Außerordentliche Synode im Oktober fand dank einiger neuer Regularien in einem frischen Klima mit ungewohnt offener Beteiligung statt.
Über die künftige Zahl der Dikasterien und ihren Zuschnitt ist unterdessen noch nichts entschieden. Der Kurienapparat soll insgesamt verschlankt, die Zahl der zurzeit 30 Behörden reduziert werden, bestätigte dieser Tage der honduranische K9-Koordinator Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga. Das würde auch häufigere Kabinettssitzungen erleichtern.
Im Visier scheint dabei der Laienrat, dem der Familienrat als Unterabteilung zugeordnet werden könnte. Weiter sollte eine neue Sozial- und Caritas-Behörde entstehen, unter deren Dach die Räte "Iustita et pax", "Cor unum" sowie die für Migranten und die Krankenpastoral zusammengefasst würden. Manche Abteilungen könnten künftig von Laien oder von einem Ehepaar geleitet werden, räumte am Wochenende auch der Papst in einem Interview ein. An der Spitze werde aber auch künftig immer ein Kardinal stehen.
Wenig Chancen räumen Beobachter unterdessen einem zentralen Justizressort ein, in dem die drei Kirchengerichte (Signatur, Rota, Pönitentierie) zusammen mit dem Rat für Gesetzestexte vereinigt würden. Ohnehin ist fraglich, ob dieser Bereich bereits bei der jetzigen Konferenzrunde zur Sprache kommt. Aber auch für den nächsten K9-Gipfel gibt es bereits einen Termin: Vom 9. bis 11. Februar 2015.
Von Johannes Schidelko (KNA)