"Do you love me?"
Es scheint überhaupt, dass der Pontifex und die Philippinen gut zueinander passen: So zeigte sich das Kirchenoberhaupt laut mitreisenden Journalisten "gelöst, jovial und heiter" und nahm sich bei der Begegnung mit den Familien viel Zeit, Behinderte und Kranke zu begrüßen sowie Andachtsgegenstände zu segnen.
Warnung vor Kolonisierung der Familie
Er rief Eltern und Kinder zu einem Leben aus dem Glauben auf. Das Familienleben sei einem vielfältigen Druck ausgesetzt, durch finanzielle Probleme, Migration, Arbeitsplatzmangel und durch Naturkatastrophen, sagte Franziskus. Außerdem gebe es zunehmenden Druck vonseiten einiger, die die Institution Ehe selbst neu definieren wollten. Mit Nachdruck unterstrich der Papst die Unantastbarkeit jedes menschlichen Lebens von der Zeugung bis zum natürlichen Tod.
Ausdrücklich warnte er in einem improvisierten spanischen Einschub vor einer "ideologischen Kolonisierung" der Familie, um diese zu zerstören. "Wie wir in unserer Geschichte Nein zu einer politischen Kolonisierung gesagt haben, sagen wir jetzt Nein zu einer ideologischen Kolonisierung der Familie."
"Do you love me?", fragt Papst Franziskus zu Beginn seiner Predigt in der Kathedrale von Manila.
Mit Humor war es zuvor bei einem Gottesdienst vor rund 2.000 Klerikern in der Kathedrale von Manila zugegangen: "Do you love me?" fragte Franziskus zu Beginn seiner Predigt. "Yes", kam es deutlich vernehmbar aus dem Raum der riesigen Kathedrale zurück, was zu einigem Gelächter führte. Denn der Papst erklärte anschließend, dass er nur ein wörtliches Zitat aus dem zuvor vorgelesenen Evangelium aufgegriffen hatte.
Doch die positive Atmosphäre hinderte den Papst nicht daran, Missstände in dem Land deutlich zu kritisieren. Das Gesicht der Gesellschaft sei entstellt, sagte er und wies damit auf ein großes Problem der Philippinen hin: die soziale Ungerechtigkeit. Während die Gesellschaft sich an eine Polarisierung von Arm und Reich gewöhnt habe, müsse die Kirche allen nahestehen, die an Armut und Korruption zerbrochen seien, so Franziskus. Sie müsse gegen die "skandalöse soziale Ungleichheit" im Land vorgehen.
Franziskus: Korruption bekämpfen
Die Priester mahnte Franziskus zu einer bescheidenen Lebensführung. "Nur wenn wir selber arm werden, wenn wir unsere Selbstgefälligkeit ablegen, werden wir fähig sein, uns mit dem Geringsten unserer Brüder und Schwestern zu identifizieren", so der Papst. Im persönlichen Lebensstil müsse sich die Armut Christi widerspiegeln.
Auch an die Politik hat er Forderungen: Jede Form von Korruption sowie die Veruntreuung finanzieller Mittel für die Armen müsse geächtet werden, sagte Franziskus beim Besuch bei Staatspräsident Benigno Aquino. In seiner Ansprache vor Diplomaten und Politikern mahnte er zu "Aufrichtigkeit, Integrität und Engagement für das Gemeinwohl". Nötig sei eine Reform sozialer Strukturen, die Armut und Ausgrenzung zementierten.
Mit dem Besuch auf den Philippinen will der Papst auch seine Verbundenheit mit den Opfern der Taifun-Katastrophe vom November 2013 zum Ausdruck bringen. Er habe "die heroische Stärke, den Glauben und die Widerstandsfähigkeit so vieler Philippiner und so vieler anderer angesichts dieser Naturkatastrophe bewundert", erklärte er. Den Wiederaufbau nach den Zerstörungen würdigte er als "Beispiel von Solidarität".
Anschläge auf Paul VI. und Johannes Paul II.
Trotz des herzlichen Empfangs steht der Papstbesuch in Manila unter hohen Sicherheitsvorkehrungen. Bislang wurden beide Päpste, die vor Franziskus die Philippinen besuchten, Ziele von Anschlägen: 1970 unternahm vor den Augen von Diktator Ferdinand Marcos ein Bolivianer eine Messerattacke auf Paul VI. (1963-1978). Beim Besuch von Johannes Paul II. (1978-2005) in Manila zum Weltjugendtag 1995 sollte ein als Priester verkleideter Attentäter eine Bombe in der Nähe des Papstes zünden.
Die Zeitung "Philippine Daily Inquirer" zitierte am Freitag eine nicht namentlich genannte Militärquelle, laut der die Maßnahmen von Nachrichtendiensten und Polizei "die größte Sicherheitsoperation der jüngeren Geschichte" seien. Präsident Aquino selbst sprach von einem "Alptraum" für die Sicherheitsdienste. Es seien mehr als 25.000 Soldaten und Polizisten im Einsatz. Die Vorkehrungen für Franziskus seien doppelt so hoch wie für ihn selbst. Laut "Inquirer" sind die philippinische Sicherheitsverantwortlichen sogar auf ein ähnliches Szenario wie bei den Anschlägen in Paris vorbereitet.
Die Katholiken machen rund 80 der 100 Millionen Einwohner auf den Philippinen aus. Sie sind in der Mehrzahl tief religiös . Angesichts der Nähe zu Franziskus zeigten sich viele begeistert. "Mir wurde in dem Moment so leicht ums Herz", meinte etwa Emma Velasquez. "Ein unbeschreibliches Gefühl, so etwas habe ich noch nie erlebt", sagte ihr Mann Alvin. Und Tes Guadarrama , die mit Mann und Töchtern gekommen war erzählte: "Wir fühlten uns so nah bei Gott." (mit Material von KNA und dpa)
Von Gabriele Höfling