Eine Flut an Eindrücken und vertane Chancen
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Es ist eine Flut an Eindrücken diesen Montag. Es treffen sich 300 junge Menschen aus der ganzen Welt, Katholikinnen und Katholiken, junge Menschen anderer Konfessionen, junge Erwachsene ohne Glaube. Parallel diskutieren junge Leute in verschiedenen Gruppen. Die letzten Tage intensive Vorbereitungen. Was denken die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland? Wie bringe ich deren Anliegen in Rom gut ein? Ein richtiger Plan zur Vorsynode fehlt – was erwartet uns hier?
Das Tagungshaus schlicht, einfach und zweckdienlich. Ein gemeinsamer Gottesdienst am Sonntagabend: verschiedene Sprachen, ein toller Chor. Es liegt eine Spannung in der Luft. Anschließend noch spannende Gespräche beim Essen mit Delegierten aus Frankreich, Australien, Pakistan über deren Lebenswelt. Sehr unterschiedliche Wirklichkeiten kommen hier zusammen: zum Beispiel bei der Struktur der Kirche in den jeweiligen Ländern, der gesellschaftlichen Situation der einzelnen jungen Menschen und der jeweiligen staatlichen Ordnung. Dennoch sind alle im Glauben vereint. Hier bin ich auf die Diskussion in den nächsten Tagen gespannt.
Montagmorgen, wir finden uns im Plenarsaal ein. Papst Franziskus kommt rein, Applaus brandet auf, Franziskus lacht, geht von hinten nach vorne, winkt den jungen Menschen zu. Synodenkardinal Lorenzo Baldisseri begrüßt den Heiligen Vater. Im Namen der Anwesenden. Da zeigt sich noch Lernpotential: Die anwesenden jungen Menschen können auch für sich selbst sprechen. Genau dazu ermutigt Papst Franziskus in seiner Ansprache: mutig zu sein, Diskussion einzufordern und miteinander ins Gespräch zu kommen, wie sich Kirche entwickeln muss. Das werde ich sicher machen. Das Podium an sich ist mit älteren Männern besetzt. Kein junger Mensch. Keine Frau.
Keine Möglichkeit, zu fragen
Ich habe einen Wunsch für die nächsten Tage: miteinander zu sprechen, den einzelnen Menschen wertzuschätzen und seine Anliegen ernst zu nehmen. Diesen Mut zu fassen. Mut tut gut. Anschließend werden verschiedene Beiträge von fünf Kontinenten vorgestellt. Während ich mich frage, wie die Wahl auf diese jungen Menschen fiel, merke ich zwei Dinge: Es ist sehr schwierig, einen ganzen Kontinent in seiner pastoralen Landschaft zu beschreiben, am deutlichsten wird das bei Amerika. Und diese verschiedenen Erfahrungen sind in ihrer Unterschiedlichkeit schwer auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.
Das "Gespräch" mit Papst Franziskus schließt sich an. Anders als erwartet geben einzelne, offenbar vorher ausgewählte junge Menschen ein Statement mit einer anschließenden Frage ab; Reizthemen sind nicht dabei. Die Delegierten selber haben keine Möglichkeit, zu fragen, sind nur Gäste. Eine Chance, die vertan wurde: Hier hätten die Delegierten als Expertinnen und Experten ihrer eigenen Lebens- und Glaubenswelt Papst Franziskus und der Kirche als Beraterinnen und Berater helfen können.
Ich glaube, die Vorsynode kann ein Anfang sein. Es gibt noch viele Fragen zu klären, die für den Erfolg notwendig sind; Transparenz und klare Verfahren sind nur zwei der Dinge. Jetzt geht es in die Gruppenarbeiten. Ich bin mir sicher: Diese Woche können Amtsträger lernen, jungen Menschen mehr Verantwortung für die Kirche zuzutrauen.