Er schuf "Ihr Kinderlein kommet" und weitere Klassiker
Namen bekam er im Laufe seines Lebens mehrere verpasst: "Thränenpresser" wurde Christoph von Schmid zum Beispiel genannt. Diese Titulierung rührte von seinen Texten her, die mancher für allzu schmachtvoll befand. Doch nach seiner Geburt am Fest Mariä Himmelfahrt 1768 wurde der später so bekannte Autor zunächst auf folgende Reihe getauft: Johannes Nepomucenus Christophorus Fridericus. Schmid - das Adelsprädikat erhielt er erst als Erwachsener - war das erste von elf Kindern einer katholisch-frommen Familie aus dem mittelfränkischen Dinkelsbühl.
Vater Friedrich, ein Beamter, legte bei seinem Nachwuchs großen Wert auf Bildung. Besonders wichtig sei ihm die religiöse Formung gewesen, schreibt Ludwig Gschwind, früherer Dekan von Krumbach im Bistum Augsburg, in seiner Von-Schmid-Biografie: "Immer wieder erzählte er seinen Kindern biblische Geschichten, ging mit ihnen zum Gottesdienst und besprach beim Mittagessen nochmals die Predigt. Der Ernst, mit dem der Vater zur Beichte ging, die Ehrfurcht, mit der er die heilige Kommunion empfing, blieben Christoph von Schmid unvergesslich." Der Lebensweg, den Schmid einschlug, kam also nicht von ungefähr. Mit 23 Jahren ließ er sich zum Priester weihen. Seine Kaplanszeit verbrachte er anfangs im schwäbischen Nassenbeuren - dort sollte er sich unsterblich machen. Denn dazumal, am dritten Adventssonntag 1794, dichtete Schmid die Verse "Ihr Kinderlein kommet" - heute als Weihnachtslied weltbekannt. Ausgelastet war Schmid mit seinem kreativen Schreiben indes nicht, er arbeitete zudem als Lehrer.
Der erfolgreichste Jugendbuchautor seiner Zeit
So kam er 1796 als Schulbenefiziat ins schwäbische Thannhausen. Dort weitete Schmid das Texten noch aus: Ermutigt von seinem Förderer Johann Michael Sailer, dem späteren Bischof von Regensburg, verfasste er Geschichten zur religiösen Erziehung. Zudem ersann Schmid fabelartige Erzählungen mit Lehrreimen am Ende: "Ein edles Herz erwirbt sich Lohn, versteckter Eigennutz nur Hohn" zum Beispiel, oder: "Kind, traue nicht dem Schein, sonst wirst du leicht betrogen sein." Seine Titel verkauften sich zwar bestens und wurden auch in andere Sprachen übersetzt, er gilt als erfolgreichster Jugendbuchautor seiner Zeit. Doch Schmid strebte nach anderem.
Ihm angebotene Professuren schlug er aus, stattdessen bewarb er sich um mehrere Pfarreien, jedoch erfolglos. In Günzburg bei Ulm lehnte man ihn wegen vermeintlicher körperlicher Defizite ab: Für einen Stadtpfarrer soll Schmid zu klein gewesen sein. Der Geschmähte verließ dann, mit nun 48 Jahren, sein Heimatbistum Augsburg und zog nach Württemberg. Elf Jahre wirkte er als Pfarrer von Oberstadion im heutigen Alb-Donau-Kreis. Damals wurde ihm das erste Bischofsamt von Rottenburg angetragen - er aber wollte einfacher Seelsorger bleiben.
Dann gab erneut Johann Michael Sailer den Anstoß für eine Veränderung in Schmids Leben. Sailer informierte den bayerischen König Ludwig I. über seinen Schützling: "Dieser in seiner Art einzige Mann und klassische Schriftsteller gehört Bayern an, und Bayern muss ihn reklamieren." Der Monarch ließ sich beeindrucken, 1827 berief er Schmid zum Domkapitular von Augsburg. Dort erhielt Schmid das Amt für Schulwesen und später wegen seiner literarischen, pädagogischen und kirchlichen Verdienste auch das "von" in seinem Namen. Und in Augsburg starb er schließlich auch - am 3. September 1854 an einer Cholera-Infektion.
In seinen Liedern lebt er weiter
In seinem Nachlass aber lebt Christoph von Schmid weiter. Nicht nur "Ihr Kinderlein kommet" wird nach wie vor gesungen; auch das etwas jüngere Lied "Beim letzten Abendmahle" hält sich. Ferner gibt es an einigen Orten Denkmäler für den Kirchenmann, etwa vor dem Dinkelsbühler Münster. In Augsburg erinnern im Dom und auf dem Katholischen Friedhof Hermanstraße Tafeln an ihn. Sein dortiges Grab indes wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Dabei hatte von Schmid einst gedichtet: "Erd' und Himmel ruft uns zu: Menschen lebt in Frieden! Sonst, ach, ist euch keine Ruh - und kein Glück beschieden." Für manchen mag das schmachtvoll klingen. Für andere einfach nur richtig.