Gedenkkirche "Maria Regina Martyrum"

Erinnerung an die Blutzeugen

Veröffentlicht am 06.01.2015 um 23:58 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 
Im Inneren der Gedenkkirche wird den Opfern des NS-Regimes gedacht.
Bild: © KNA

Bonn ‐ Bereits im Jahr 1952 gab es die Idee einer Gedenkkirche. Seit 1963 ist das Berliner Gotteshaus "Maria Regina Martyrum" der zentrale Gedenkort der deutschen Katholiken für die christlichen Opfer des Nationalsozialismus.

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Es war ein flammendes Bekenntnis: "Die Katholiken Deutschlands gedenken in Dankbarkeit und Ehrfurcht aller Christen, die um der Glaubens- und Gewissenfreiheit willen ihr Leben als Opfer hingegeben haben. Wir danken den Blutzeugen, dass sie in der Dunkelheit, da Misstrauen und Hoffnungslosigkeit und Hass ihre Stunde hatten, Vertrauen, Hoffnung und Liebe aus christlichem Geist durch ihr Opfer bezeugt haben."

Mit diesen Worten auf dem Gelände der ehemaligen NS-Hinrichtungsstätte in Berlin-Plötzensee erinnerten mehr als 30.000 Teilnehmer des 78. Deutschen Katholikentages 1958 in Berlin an die Opfer des Nationalsozialismus. Sie wollten damit zeigen, dass "das Vermächtnis von Plötzensee in den Herzen brennt", wie es der Präsident des Katholikentages, Anton Roesen, bei der Abschlussveranstaltung im Berliner Olympiastadion formulierte.

Ein dauerhafter Ort für das Vermächtnis der Märtyrer

Um dem Vermächtnis einen dauerhaften Ort zu geben, wurde noch während des Kirchentages der Bau der Berliner Gedenkkirche "Maria Regina Martyrum" (Maria Königin der Märtyrer) in unmittelbarer Nähe zur ehemaligen Plötzenseer Hinrichtungsstätte beschlossen. Errichtet "zum unvergänglichen Gedächtnis an das Opfer der Blutzeugen", wie es in dem Bekenntnis weiter heißt, ist die Kirche seit ihrer Weihe am 5. Mai 1963 der zentrale Gedenkort der deutschen Katholiken für die christlichen Opfer des NS-Staats.

Rektoratskirche
Bild: ©KNA

Die Gedenkkirche Maria Regina Martyrum in Berlin.

Bereits 1952 hatte der damalige Berliner Bischof Wilhelm Weskamm die Idee einer Gedenkkirche erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Sofort stieß das Projekt auch über die Grenzen der katholischen Kirche hinaus auf großes Interesse. Nachdem eine Kollekte für das Gotteshaus in allen deutschen Bistümern 1958 die nötigen finanziellen Mittel gebracht hatte, konnte drei Jahre später mit dem Bau begonnen werden. Nach nur zwei Jahren Bauzeit wurde die Kirche vom Berliner Bischof Alfred Bengsch und seinem Vorgänger Julius Döpfer geweiht.

"Maria Regina Martyrum" - ein Werk des Würzburger Dombaumeisters Hans Schädel - ist ein herausragendes Beispiel für den Kirchenbau und die religiöse Kunst der Nachkriegszeit. Schon von Weitem sticht der markante kubische Betonbau mit seinem ausgedehnten Vorhof ins Auge.

Die Unterkirche als Herzstück von "Maria Regina Martyrum"

Über dem Eingang der Kirche hängt die fünf Meter hohe, vergoldete Bronze-Skulptur "Das apokalyptische Weib und die sieben Schlangen" des Bildhauers Fritz Koenig. Der siebenköpfige Drache, der laut der Bibel das apokalyptische Weib und ihren Sohn bedrohte (vgl. Offenbarung 12), steht hier symbolisch für die auch heute noch weltweit allgegenwärtige Verfolgung von Andersdenkenden und Andersgläubigen.

Der Eingang führt in die Unterkirche, die das Herzstück von "Maria Regina Martyrum" bildet. Hier sind vor einer Pieta von Fritz Koenig mehrere Gedenktafeln in den Boden eingelassen: Die rechte Tafel erinnert an den 1934 ermordeten Leiter der Laienbewegung "Katholische Aktion", Erich Klausener, der an diesem Ort auch begaben ist. Die linke Tafel ist für den ehemaligen Berliner Domprobst Bernhard Lichtenberg bestimmt, der 1943 auf dem Weg in das Konzentrationslager Dachau verstarb und 1996 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen wurde.

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Video: © Walter Wetzler

Die Berliner Gedenkkirche Maria Regina Martyrum in der Nähe der ehemaligen Hinrichtungsstättte Plötzensee erinnert seit 1963 an die Opfer des Nationalsozialismus.

Außerdem wird hier auch an den Jesuiten Alfred Delp und an Helmuth James Graf von Moltke erinnert, die als Mitglieder der Widerstandsgruppe "Kreisauer Kreis" Anfang 1945 von den Nationalsozialisten in Plötzensee hingerichtet wurden. In der Mitte befindet sich schließlich eine dritte Tafel, deren Inschrift lautet: "Allen Blutzeugen, denen das Grab verweigert wurde. Allen Blutzeugen, deren Gräber unbekannt sind."

Bedeutende Kunstwerke auf dem Gelände der Kirche

Weiter befinden sich in der Kirche und auf dem umliegenden Gelände einige bedeutende Kunstwerke: So wird die über eine Treppe zu erreichende Oberkirche von einem großen, Visionen des himmlischen Jerusalems darstellenden Wandbild des Malers Georg Meistermann bestimmt. Im Außenbereich ist ein von dem Bildhauer Otto Herbert Hajek geschaffener Kreuzweg angebracht. Entlang der östlichen Hofmauer vollziehen die Bronzeskulpturen den Leidensweg Christi nach. Am Ende des Hofes steht das Bronzerelief "Flucht nach Ägypten" des Bildhauers Johannes Dumanski.

Um die Bedeutung von "Maria Regina Martyrum" als Gedenkkirche wieder stärker im öffentlichen Bewusstsein zu verankern, wurde das Gotteshaus 2007 vom damaligen Berliner Erzbischof, Kardinal Georg Sterzinsky, von einer normalen Pfarrkirche zur selbständigen Rektoratskirche erhoben. Zu einer stärkeren Profilierung der Kirche in der Öffentlichkeit trägt neben dem Jesuitenorden vor allem der Karmel Regina Martyrum bei, der sich in unmittelbarer Nähe der Gedenkkirche befindet.

Von Steffen Zimmermann