Erstmals wachen auch Frauen über die Glaubenslehre
Papst Franziskus hat die bislang bedeutsamste Personalentscheidung zur Stärkung der Rollen von Frauen im Vatikan getroffen: Erstmals überhaupt berief er Frauen zu Beraterinnen der Glaubenskongregation. Wie der Vatikan am Wochenende mitteilte, ernannte er die Fundamentaltheologin Michelina Tenace von der Päpstlichen Gregoriana Universität in Rom, die Pariser Theologin Laetitia Calmeyn und die italienische Kirchenrechtlerin Linda Ghisoni zu sogenannten "Konsultoren" der einflussreichen Behörde.
Die Italienerin Tenace hat sich unter anderem mit den theologischen Aspekten von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche und der Spiritualität von Frauenorden befasst. Die 42 Jahre alte Französin Calmeyn hat ihre jüngsten Aufsätze Themen wie der Rolle der Frau in der Priesterausbildung und dem päpstlichen Schreiben "Amoris laetitia" gewidmet. Ghisoni hatte der Papst bereits im November zur Untersekretärin der vatikanischen Behörde für Laien, Familie und Leben ernannt. Die Italienerin hatte Anfang der 1990er Jahre in Tübingen Theologie und Philosophie studiert.
Berater treffen sich wöchentlich
Die insgesamt 30 Berater der Kongregation werden für fünf Jahre ernannt und arbeiten den Mitgliedern der Glaubenskongregation zu. Sie treffen sich wöchentlich und verfassen Gutachten etwa darüber, ob Aussagen von bestimmten Theologen mit der Glaubenslehre der Kirche übereinstimmen. Ihre Gutachten werden dem Kollegium der Mitglieder der Kongregation zur Entscheidung vorgelegt.
Franziskus hat sich wiederholt für eine größere Rolle von Frauen im Vatikan ausgesprochen. Neben der Behörde für Laien, Familie und Leben wurde kürzlich mit der spanischen Schwester Carmen Ros Nortes auch in der Ordenskongregation eine Frau zu Untersekretärin ernannt. Die beiden Frauen stehen damit in der behördeinternen Hierarchie auf Platz drei hinter dem Sekretär und dem Präfekten oder Präsidenten. Untersekretärinnen hatte es allerdings auch schon vor Franziskus' Amtsantritt im Vatikan gegeben. In erster Linie symbolischen Charakter hatte die erstmalige Berufung einer Frau an die Spitze der Vatikanischen Museen im Jahr 2017.
Franziskus hatte im September 2014 bereits drei Frauen in die Internationale Theologen-Kommission berufen, ein Beratungsgremium der Glaubenskongregation. In dem 30 Mitglieder zählenden Gremium, in das bereits 2004 erstmals eine Frau berufen wurde, wirken seither fünf Frauen mit. (tja)