Ex-Chef der Vatikan-Kinderklinik vor Gericht
Weil sie einem Kardinal die Renovierung von dessen Wohnung mit Krankenhausgeldern finanzierten, müssen sich zwei frühere Mitarbeiter des Vatikan vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft des Kleinstaats wirft Giuseppe Profiti, Ex-Präsident der Stiftung des vatikanischen Kinderkrankenhauses "Bambino Gesu" die Veruntreuung von rund 420.000 Euro vor. Ebenfalls angeklagt ist der frühere Schatzmeister der Stiftung "Bambino Gesu" Massimo Spina. Der Prozess begann am 18. Juli mit der Verlesung der Anklage und soll heute fortgesetzt werden, wie der Vatikan mitteilte.
Einige italienische Medien merken an, dass die Wiederaufnahme des Prozesses sich mit der Kolumbienreise von Papst Franziskus (6.-12. September) überschneidet. Sie vermuten, so solle die Aufmerksamkeit für die Prozessberichterstattung verringert werden.
Mit den zweckentfremdeten Geldern soll der Umbau des Appartements von Kardinal Tarcisio Bertone, unter Benedikt XVI. Kardinalstaatssekretär und damit Nummer zwei des Vatikan, finanziert worden sein. Den Auftrag dazu soll der frühere Präsident der Stiftung "Bambino Gesu" zudem der Firma eines befreundeten Unternehmers zugeschanzt haben.
Bertone hat nach eigenen Angaben nichts von dem Beitrag der Stiftung gewusst. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe tauschte der Vatikan im November 2015 den kompletten Vorstand der Klinik aus.
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Die Stiftung der Vatikan-Klinik Bambino Gesu hatte 2014 eine teure Wohnungsrenovierung von Kardinal Tarcisio Bertone mitfinanziert. Nun stehen zwei Angeklagte vor Gericht.Der italienische Kardinal war wegen der Renovierung eines 300-Quadratmeter-Appartments neben dem Petersdom wiederholt in die Schlagzeilen geraten. Italienische Medien sprachen von einer Luxus-Immobilie und enthüllten die Teilfinanzierung durch die vatikanische Kinderklinik.
Laut den Berichten sollte Bertone seine Räume im Gegenzug für Veranstaltungen zur Einwerbung von Spendengeldern für das Krankenhaus zur Verfügung stellen. Bislang habe es jedoch keinen derartigen Termin gegeben. 300.000 Euro hat der frühere Kardinalstaatssekretär nach eigener Aussage selbst beigesteuert.
Bertone selbst hatte die Medienberichte über ein angebliches Luxus-Appartment stets vehement bestritten. Außerdem verwies er darauf, dass er mit drei Ordensfrauen in der Wohnung lebe, die ihm den Haushalt führen. Im März 2016 überwies Bertone 150.000 Euro an die Stiftung der vatikanischen Kinderklinik, um den "moralischen Schaden" wiedergutzumachen. Dies sei jedoch kein Schuldeingeständnis, sondern ein "Geschenk". (KNA)