500 US-Theologen bezeichnen Enzyklika von Paul VI. als "prophetisch"

Expertenstreit über "Humanae vitae" entbrannt

Veröffentlicht am 21.09.2016 um 15:00 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © KNA
Theologie

Washington ‐ Ein britisches Institut hatte im August behauptet, die kirchlichen Argumente gegen künstliche Verhütung seien nicht tragfähig. Nun geben über 500 Theologen eine deutliche Antwort.

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Fast 50 Jahre nach der Enzyklika "Humanae vitae" ist eine wissenschaftliche Debatte über das päpstliche Lehrschreiben wider die künstliche Geburtenkontrolle entbrannt. Mehr als 500 Wissenschaftler unterzeichneten laut US-Medienberichten am Dienstag (Ortszeit) in Washington eine Erklärung, in der sie die Lehre der katholischen Kirche zur Empfängnisverhütung ausdrücklich unterstützen. Die Experten - die meisten davon US-Amerikaner - reagierten damit auf eine kritische Theologenstellungnahme des britischen Wijngaards-Instituts.

Bei einer Pressekonferenz an der Katholischen Universität von Amerika in Washington präsentierten die Gelehrten ein Dokument mit dem Titel "Bekräftigung der Kirchenlehre über das Geschenk der Sexualität". Darin heißt es: "Nach unserer Ansicht respektiert die katholische Lehre die eigentliche Würde des Menschen und ist dem Glück förderlich." Weiter heißt es: "Humanae vitae" spreche sich "gegen eine verzerrte Sichtweise der menschlichen Sexualität und intimer Beziehungen aus, die viele in der modernen Welt fördern". Die Enzyklika von 1968 sei "prophetisch" gewesen.

Papst Paul VI. hatte damals künstliche Verhütungsmethoden als moralisch verwerflich bezeichnet, weil durch sie der sexuelle Akt bewusst von der Fortpflanzung getrennt und die sexuelle Freizügigkeit gefördert werde.

Britisches Institut hatte Debatte angestoßen

In der Stellungnahme des Wijngaards-Institutes im britischen Rickmansworth vom August heißt es, die Hauptargumente für die katholische Lehre gegen Verhütung seien nicht tragfähig. Weder die Bibel noch die biologischen Gesetzmäßigkeiten menschlicher Fortpflanzung böten stichhaltige Gründe dafür, "dass Geschlechtsverkehr in allen Fällen offen für Fortpflanzung sein muss". Dementsprechend könne "der Gebrauch von Verhütungsmitteln sowohl zur Familienplanung als auch zur Krankheitsprävention ethisch gerechtfertigt sein". Zu den Unterzeichnern der Wijngaards-Erklärung gehören katholische Theologen aus aller Welt, darunter auch der Tübinger Moraltheologe Dietmar Mieth. (KNA)

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Kein Papst wird in der öffentlichen Wahrnehmung so stark mit einem seiner Lehrschreiben identifiziert wie Paul VI. mit seiner Enzyklika "Humanae vitae". Diese wird fast ausschließlich auf das Verbot künstlicher Empfängnisverhütung reduziert. Und kaum eine päpstliche Aussage im 20. Jahrhundert ist auf so viel Ablehnung gestoßen wie ebenjenes Verbot.