Franziskus, die Mütter und ein Präsident
Die als rein privat bezeichnete Begegnung mit Raul Castro am Vormittag dauerte rund eine Stunde – und war damit ungewöhnlich lang. Normalerweise sind für solche Treffen mit Staatsoberhäuptern im Vatikan höchstens 30 Minuten angesetzt. Es wurde vom Vatikan anschließend als "sehr herzlich" bezeichnet.
Raul Castro sagte nach dem Treffen in Rom, er habe dem Heiligen Vater für seinen Beitrag zur Annäherung zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten gedankt. Themen dürften zudem die schwierige Lage der katholischen Kirche in Kuba sowie der geplante Besuch des Papstes im September gewesen sein.
Kubas Staatschef zeigte sich von "der Weisheit und Bescheidenheit des Papstes" beeindruckt. Zu Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi habe er gesagt, "wenn der Papst so weitermacht, dann kehre ich zur Kirche zurück", berichtete Castro vor Journalisten.
Bei Südamerika-Reise besucht Franziskus auch La Paz
Außer dem Besuch in Kuba war noch eine weitere Reise des Pontifex Thema im Vatikan. Das Programm seines Aufenthalts vom 5. bis 13. Juli in Ecuador, Bolivien und Paraquay wurde bekannt gegeben.
Nach einigen Tagen in Ecuador fliegt Franziskus am 8. Juli nach La Paz, den Regierungssitz Boliviens. Über seinen Besuch in der rund 3.200 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Stadt war aus Gesundheitsgründen spekuliert worden; in jungen Jahren war dem heutigen Papst ein Teil eines Lungenflügels entfernt worden.
In Paraguay besucht der Papst zum Schluss seiner Reise Menschen im Elendsquartier Banado Norte, das in der Vergangenheit wiederholt von schweren Hochwassern getroffen wurde. In allen drei Ländern sind Treffen mit der politischen Führung und große Gottesdienste im Freien vorgesehen.
Franziskus würdigt Muttertag
An Maria, die Mutter Jesu, erinnerte Franziskus beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Er gratulierte allen Müttern weltweit zum Muttertag: "Erinnern wir uns mit Dankbarkeit und Liebe an alle Mütter und vertrauen sie der Mutter Jesu an". Er forderte die mehreren zehntausend Zuhörer auf Italienisch zum Applaus für die anwesenden "Mamme" auf. Der Applaus solle auch alle anderen Mütter auf der Welt "umarmen". Er gelte sowohl den biologischen Müttern als auch den geistlichen, so der Papst.
„Möge dieser Beifall alle Mütter erfassen, alle unsere lieben Mütter. Jene, die physisch mit uns leben, aber auch jene, die geistig mit uns sind. Der Herr segne sie alle und die Mutter Gottes, der dieser Monat gewidmet ist, beschütze sie.“
Im Januar hatte der Papst mit der Aussage Furore gemacht, wer seine Mutter beleidige, müsse damit rechnen, eins hinter die Löffel zu bekommen. Anlass waren der islamistische Anschlag auf die Redaktion der französischen Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" in Paris und die sich anschließende Diskussion um Gewaltbereitschaft und Gewaltverzicht. (gho/KNA/dpa)
10.05.2015, 19.00 Uhr: Um weitere Informationen zum Treffen des Papstes mit Castro ergänzt