Frauenweihe: Bistum kritisiert Theologen Seewald
Das Bistum Münster hat den Theologieprofessor Michael Seewald kritisiert. Man habe "mit großer Verwunderung" die Aussagen des Münsteraner Theologen über die Themen Frauenordination und Berufung zur Kenntnis genommen, heißt es in einer Stellungnahme der Diözese vom Freitag. Seewald hatte sich am Dienstag in einem Interview mit katholisch.de zu den genannten Themen geäußert.
"Inhaltlich finde ich die Reduzierung der Frage nach dem Frauenpriestertum auf die bloße Gerechtigkeitsfrage sehr kurz gegriffen", kritisierte der Münsteraner Domvikar Jochen Reidegeld in dem Schreiben. Reidegeld ist für die Verbindung des Bistums zur katholisch-theologischen Fakultät der Universität Münster zuständig. In den Aussagen Seewalds bleibe zudem der "gesamte Horizont des Berufungsbegriffs" unberücksichtigt.
Seewald nannte Gegenargumente "konstruiert und wenig überzeugend"
Seewald hatte im Interview unter anderem gesagt, "dass das Weihesakrament für alle Geschlechter offen sein sollte, dass also Frauen auch zum Priesteramt zugelassen werden sollen". Die Argumente gegen das Frauenpriestertum seien "konstruiert und wenig überzeugend". Zum Thema Berufung sagte der Professor: "Die Vorstellung, dass Gott irgendwelche Menschen oder gar mich beruft, ist mir fremd." Er sei sich "nie als ein Berufener vorgekommen, sondern als jemand, der gerne tut, was er eben gerne tut". Der Dogmatiker Seewald ist mit 29 Jahren der jüngste katholische Theologieprofessor Deutschlands.
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Die Frage nach der Weihe von Frauen muss erlaubt sein, sagt der Dogmatiker Michael Seewald. Schließlich sei das geltende Verbot kein Dogma. Die Argumente dagegen seien zudem nicht stichhaltig.Dass Seewald von "schwachen Argumenten" gegen eine Frauenordination sprach, kann Reidegeld nicht nachvollziehen. Er fragt, ob sich der Professor "mit jenen Theologen – hier verweise ich zum Beispiel auf Hans Urs von Balthasar – auseinandergesetzt hat, die diese Frage in einem größeren Zusammenhang bedacht haben". Der Schweizer Theologe von Balthasar (1905 bis 1988) hatte unter anderem mit der Geschlechterdifferenz argumentiert, dass die Kirche Männern und Frauen unterschiedliche Aufgaben zuweisen müsste.
Zum Berufungsverständnis Seewalds erklärte Reidegeld: "Ich kann gut verstehen, dass ein Theologe Vorsicht walten lässt in dem, was er über Gott zu sagen wagt." Jedoch könne man die Berufung nicht auf einen reinen Willensakt reduzieren. Das decke sich "weder mit dem zentralen Glaubensgut der Kirche noch mit meiner Erfahrung als Priester", so Reidegeld. (tmg)