Für eine "heilsame Dezentralisierung"
Daher lag es nahe, dieses Thema auf die Tagesordnung der Sitzungen des für die Kurienreform zuständigen K9-Rates zu setzen, des wichtigsten Beratergremiums für Franziskus. Ab Montag nun berät der aus neun Kardinälen bestehende Kreis, unter ihnen der Münchener Oberhirte Reinhard Marx, gemeinsam mit dem Papst über Fragen und Probleme der Synodalität.
Dabei geht es nicht nur um mehr Kompetenzen für die nationalen Bischofskonferenzen. Es gehe um ein gegenseitiges Zuhören und Lernen auf allen Ebenen, hatte der Papst in seiner programmatischen Rede betont. In den Bistümern müssten die "Gemeinschaftsorgane" wie Priesterrat, Domkapitel oder Pastoralräte gestärkt werden. Auf Ebene der Regionen, also auch bei den Bischofskonferenzen, sei der Geist der Kollegialität noch nicht ausreichend verwirklicht. Denn in einer synodalen Kirche müsse der Papst die Ortsbischöfe nicht bei allen Entscheidungen ersetzen. Auf gesamtkirchlicher Ebene sei schließlich die Bischofssynode das Instrument der Kollegialität. Diese tage und handle immer mit und unter dem Papst als dem Garanten der Einheit.
Zentrale Fragen für die Kurienreform
Diese Fragen sind natürlich zentral für die Kurienreform, über die der K9-Rat bei seiner 13. Konferenzrunde berät, die diesmal nur zwei Tage dauert. Darüber hinaus dürfte erneut das leidige Thema der Wirtschafts- und Finanzfragen zur Sprache kommen, auch mit Blick auf den vatikanischen Pensionsfonds, der offensichtlich Deckungslücken aufweist. Dazu hatte Franziskus neue Statuten erlassen und insbesondere die Heranziehung auswärtiger Experten angeordnet.
Mit der Einrichtung des Kardinalsrates hatte Papst Franziskus exakt einen Monat nach seiner Wahl die Vorbereitung zu einer Kurienreform eingeleitet. Diese war von den Kardinälen beim Vorkonklave nach dem Rücktritt Benedikts XVI. (2005-2013) nachdrücklich angemahnt worden. Die K9-Sitzungen finden hinter verschlossenen Türen statt. Die knappen Mitteilungen durch Vatikansprecher Federico Lombardi lassen nicht erkennen, nach welchem Leitfaden und mit welchem Zeitplan die Kardinäle ihr Ziel ansteuern.
Ein konkretes Ergebnis war im Frühjahr 2014 die Errichtung eines Wirtschaftsrates unter Leitung von Marx und eines Wirtschaftssekretariats. Diese sind dabei, die unübersichtlichen und auf viele Kostenstellen verteilten vatikanischen Finanzen zentral zu erfassen, um solide und transparente Haushalte zu ermöglichen.
Im vergangenen Jahr gründete Franziskus dann ein Mediensekretariat. Hier sollen nach und nach die neun verschiedenen Medieneinrichtungen des Vatikan - die stets die größten Defizitposten im Etat bilden - zusammengeführt werden: etwa Radio Vatikan, die Zeitung "Osservatore Romano", das Fernsehen CTV, das Presseamt und der Medienrat. Hier war in der Vergangenheit viel Doppelarbeit geleistet worden, die man durch Synergien bündeln will.
Papst wünscht sich Mentalitätswandel in der Kurie
Unklar ist unterdessen, wann die anvisierten Zusammenlegungen im Bereich der nachkonziliaren Räte erfolgen sollen. Hier dürfte es künftig eine Großbehörde für "Laien, Familie und Leben" geben und eine weitere für "Gerechtigkeit, Frieden und Migration". Ungewiss ist auch, an welchem Punkt die Beratungen über die Kongregationen, die "großen Ministerien", stehen und wie es mit den Behörden für Ökumene oder interreligiösen Dialog weitergeht.
Wichtiger aber als neue Strukturen ist für den Papst ein Mentalitätswandel im Kurienapparat. Er soll einen "Dienstcharakter" für die Diözesen der Weltkirche haben und nicht unmittelbar Regierungs- und Leitungsinstanz sein. Dabei kommt der jetzigen Konferenz zum Thema Synodalität eine Schlüsselstellung zu.