Papst Franziskus will Kommission für Kinderschutz errichten

Gegen den Missbrauch

Veröffentlicht am 05.12.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Kardinalsrat

Vatikanstadt ‐ Papst Franziskus will eine vatikanische Kommission zum Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch errichten. Der Papst habe einen entsprechenden Vorschlag des derzeit im Vatikan tagenden Kardinalsrates für die Kurienreform angenommen, teilte der Bostoner Kardinal Sean Patrick O'Malley am Donnerstag vor Journalisten mit.

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Die Kommission soll sich nach den Worten des Kardinals vor allem um die Betreuung von Missbrauchsopfern kümmern, Leitlinien zur Prävention erstellen und für eine entsprechende Schulung kirchlicher Mitarbeiter sorgen. Dem Gremium sollen international renommierte Fachleute angehören, Geistliche und Laien. Auch Frauen sollen vertreten sein.

Aufgabe der Kommission sei es vor allem, sich zunächst einen Überblick über den aktuellen Stand der Präventionsprogramme der nationalen Bischofskonferenzen und Orden zu verschaffen, so O'Malley. Zudem sollten Vorschläge für neue Initiativen des Vatikan und der Bischofskonferenzen gesammelt werden. Weitere Aufgabe der Kommission sei die Ernennung von Personen zur Überwachung der Präventionsmaßnahmen. Dies könnten Laien, Ordensleute oder speziell ausgebildete Priester sein.

Kardinal Sean O’Malley ist seit 2003 Erzbischof von Boston.
Bild: ©picture alliance / landov

Kardinal Sean O’Malley ist seit 2003 Erzbischof von Boston.

Vatikansprecher Federico Lombardi stellte klar, dass die neue Kommission nicht die Zuständigkeit der vatikanischen Glaubenskongregation für Missbrauchsfälle berühre. Sie habe auch nichts mit dem der UN Ende November vorgelegten Kinderschutzbericht des Vatikanstaats zu tun.

Weitere Details über die neue Kommission und deren Mitglieder würden demnächst vom Papst mitgeteilt, so der Bostoner Kardinal weiter. O'Malley nimmt derzeit an der zweiten Beratungsrunde des achtköpfigen Gremiums teil, das den Papst berät und ihm Empfehlungen für eine Kurienreform vorlegen soll. O'Malley gilt als Fachmann für den Kampf gegen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche. Vor seiner Amtszeit als Erzbischof von Boston war es in dem Bistum zu zahlreichen Missbrauchfällen gekommen. Diese arbeitete er in einem als vorbildlich geltenden Verfahren auf.

Der BDKJ begrüßt die Bereitschaft, die eigenen Strukturen zu überarbeiten

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) begrüßt die Pläne des Papstes. "Das ist eine wichtige und notwendige Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal", sagte der Bundesvorsitzende Dirk Tänzler am Donnerstag in Düsseldorf. So bleibe die Kirche nicht beim Mitgefühl für die Opfer stehen, sondern zeige Bereitschaft, die eigenen Strukturen zu überarbeiten.

Prävention von sexualisierter Gewalt gelinge durch klare Regeln sowie klare, aber nicht autoritäre Leitungsstrukturen, so Tänzler weiter. Außerdem bedürfe es eines klaren Beschwerdemanagements und der Festschreibung des Rechts von Mädchen und Jungen auf Selbstbestimmung und Partizipation. Der BDKJ wertet die Initiative von Papst Franziskus als einen großen Schritt in die richtige Richtung und hofft, "dass die neue Kommission bald ihre Arbeit aufnehmen kann".

Überdies arbeitet der Vatikanstaat an einem Kinderschutzprogramm für das eigene Hoheitsgebiet. Aus einer Stellungnahme des Heiligen Stuhls gegenüber dem Kinderrechtskomitee der Vereinten Nationen (UNCRC) von Ende November geht hervor, dass ein entsprechendes Dokument bis Ende 2014 verabschiedet werden soll.

Eine Anpassung des vatikanischen Strafrechts an internationale Kinderschutznormen sei derzeit in Prüfung. Die vatikanische Stellungnahme ist Teil einer turnusmäßigen Untersuchung der Umsetzung der Kinderrechtskonvention in den Unterzeichnerstaaten. Allerdings war es das erste Mal, dass die Vereinten Nationen ein derartiges Gutachten vom Vatikan forderten. (bod/KNA)