Großkanzler: Schlechter Rat war Grund für Krise
Die Ursache der Krise im katholischen Malteserorden ist aus Sicht des Großkanzlers Albrecht von Boeselager eine schlechte Beratung des Großmeisters Matthew Festing. Auf die Frage, ob Festing oder der Kardinalpatron des Ordens, Raymond Leo Burke, gelogen hätten, wollte Boeselager am Donnerstagabend in Rom nicht antworten. Er betonte erneut, er habe ein reines Gewissen; die Vorwürfe gegen ihn seien haltlos. "Das hat, soweit ich weiß, auch die Untersuchung des Vatikan ergeben."
Der Orden müsse nun nach vorne blicken und sich wieder auf seine soziale und humanitäre Arbeit konzentrieren. "Wichtiger, als die Krise des Malteserodens sind die weltweiten Krisen", so Boeselager. Zum Glück habe der Streit im Orden sich nicht zu stark auf Spenden und Hilfsprojekte ausgewirkt.
Boeselager war im Dezember vom Amt des Großkanzlers enthoben und Ende Januar wieder eingesetzt worden. Dieser Schritt hatte zu einem schweren Konflikt zwischen Festing und dem Vatikan geführt. Der Großmeister warf dem Deutschen vor, die Verteilung von Kondomen durch eine Partnerorganisation in Myanmar 2013 nicht gestoppt zu haben. Boeselager wies die Vorwürfe zurück und rief ein Ordensgericht gegen seine Amtsenthebung an. Als Papst Franziskus den Fall durch eine Kommission untersuchen ließ, verweigerte Festing öffentlich die Zusammenarbeit des Ordens. Auf Druck des Papstes trat der Brite Ende Januar zurück.
Neuer Großmeister soll in drei Monaten gewählt werden
Hinter der Amtsenthebung Boeselagers wurden interne Machtkämpfe vermutet. Dazu sagte er, die Gründe seien ihm größtenteils ein Rätsel. Es habe jedoch zunehmend Spannungen zwischen ihm und einigen von Großmeister Festing in den Orden gebrachten Leuten gegeben. Boeselager dankte dem Großmeister für dessen Rücktritt und dem Vatikan für sein Eingreifen. Gemäß den Statuten soll ein neuer Großmeister innerhalb von drei Monaten gewählt werden.
Boeselager sagte, er werde versuchen, Vertrauen zurückzugewinnen. "Es wäre illusorisch zu glauben, dass das Vertrauen nicht geschädigt worden ist", sagte er am Donnerstagabend in Rom. Es müsse nun vorrangig darum gehen, Normalität wiederherzustellen, so der Großkanzler.
Malteser werden unter Aufsicht des Papstes gestellt
Boeselager sicherte zudem die Zusammenarbeit mit dem angekündigten päpstlichen Delegaten zu, den der Vatikan zur "geistlichen Erneuerung des Ordens" entsenden wollte. Er wisse nicht, woran Franziskus dabei genau denke. Ein Aspekt könne der Nachwuchsmangel im Orden sein.
Durch die Ernennung eines Delegaten werden die Malteser unmittelbar unter päpstliche Aufsicht gestellt. Dass der Papst einen solchen Krisenmanager einsetzt, kommt nur in schwerwiegenden Fällen vor. Eigentlich ist für die Verbindung zwischen Vatikan und Orden der Kardinalpatron, Raymond Leo Burke, zuständig. Er war in die Amtsenthebung Boeselagers verwickelt.
Auf die Frage, ob die Malteser einen neuen Kardinalpatron brauchten, sagte Boeselager, der persönliche Delegat des Papstes werde "für die Zeit, die er im Amt ist, der einzige Sprecher für den Orden sein. Das Übrige überlassen wir dem Papst." (KNA)
03.02.2017, 13:50 Uhr: ergänzt um weitere Aussagen Boeselagers.