Kardinal Burke über sein Verhältnis zu Franziskus

"Ich bin kein Feind des Papstes"

Veröffentlicht am 23.08.2016 um 14:16 Uhr – Lesedauer: 
Der us-amerikanische Kardinal Raymond Leo Burke.
Bild: © KNA
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Er gilt als einer der prominentesten Kritiker Franziskus': der US-Kardinal Raymond Leo Burke. In einem Interview beteuert er nun seine Treue zum Pontifex - und übt zugleich erneut Kritik.

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Er habe nie Respektlosigkeit gegenüber dem päpstlichen Amt gezeigt. Schließlich könne die katholische Kirche ohne den römischen Bischof nicht existieren.

Verteidigen, was die Kirche praktiziert

Manche seiner Kritiker versuchten, sein Verhältnis zu Papst Franziskus zu stilisieren als "andauernde Feindseligkeit oder Krieg" zwischen den revolutionären Reformvorhaben des Papstes und denjenigen, die sich gegen diese Reform sträubten. "Das ist einfach nicht der Fall", beteuert Burke. Als Beleg zitiert er aus einem Gespräch mit Franziskus.

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Das von Papst Franziskus veröffentlichte Schreiben "Amoris laetitia" habe keinen lehramtlichen Charakter, meint Kardinal Raymond Burke.

Darin habe er dem Papst gesagt, er könne ihm nur dienen, indem er "die Wahrheit in der besten und klarestmöglichen Art und Weise" ausspreche. Daraufhin habe der Papst geantwortet: "Das ist das, was ich will". Er fühle weiterhin die Verpflichtung, "zu verteidigen, was die Kirche immer dachte und praktizierte", betont Burke gegenüber dem "Religion News Service".

In dem Interview geht der Kardinal auch auf das Papstschreiben "Amoris laetitia" ein, das Franziskus nach der Familiensynode 2015 veröffentlicht hatte. Er sei weiterhin der Ansicht, dass das Papier keinen lehramtlichen Charakter habe, so der Kardinal. Das Dokument sei eine Mischung aus kirchlicher Doktrin und den eigenen persönlichen Gedanken Franziskus‘. Es gebe in der Kirche bereits Stimmen, die nach der Veröffentlichung eines Folgedokuments riefen. So entstünden derzeit einige formale Anfragen nach einer Klärung des Dokuments.

Themenseite: Familiensynode

Im Herbst 2014 und 2015 haben sich zwei Bischofssynoden im Vatikan mit Ehe und Familie beschäftigt. Im April 2016 erschien dazu das päpstliche Dokument "Amoris laetitia". Die Themenseite bündelt die Berichterstattung zu den Synoden.

Weiter sagt Burke, in Rom herrsche derzeit Verwirrung darüber, in welche Richtung sich die Kirche bewege. Auch er selbst sei der Überzeugung, dass "wir eine klarere Richtung, eine klarere Artikulation des Glaubens und der Glaubenspraxis brauchen", so Burke. Das könne auch die Verwirrung in der Kirche und die daraus folgende Spaltungen beseitigen.

"Ich werde nie Teil eines Schismas sein"

Trotz dieser kritischen Worte betont der Kardinal, er habe keinerlei Intentionen, eine Bewegung hin zu einer Kirchenspaltung anzuführen. Wörtlich sagt er: "Ich werde die katholische Kirche niemals verlassen". Egal was passiere, er wolle als Angehöriger der römisch-katholischen Kirche sterben. "Ich werde nie Teil eines Schismas sein".  (gho)