Benedikt XVI. meldet sich zu Wort

"Ich mische mich nicht ein"

Veröffentlicht am 07.12.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Frankfurt ‐ Nach den Spekulationen über eine Einmischung in die Debatte um die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion meldet sich nun der emeritierte Papst Benedikt XVI. selbst zu Wort.

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Sein Nachfolger Franziskus sei "von so starker Präsenz, wie ich es selbst körperlich und psychisch bei meinen schwachen Kräften nie sein konnte", so das frühere Kirchenoberhaupt (2005-2013). Auch den Gläubigen sei klar, "wer der wahre Papst ist". Um Missverständnisse zu vermeiden, habe er sich seit seinem Rücktritt die Anrede "Vater Benedikt" oder "Padre Benedetto" gewünscht, aber er sei zu schwach gewesen, um das durchzusetzen.

FAZ-Korrespondent Jörg Bremer berichtet, Benedikt XVI. habe ihm "geradezu ins Blatt" diktiert, dies aufzuschreiben. "Ja, machen Sie das; vielleicht hilft's", zitiert er den emeritierten Papst. Ihm sei es wichtig, dass man draußen erfährt, dass er nicht als Nebenpapst gesehen werden will, der in Kirchendebatten womöglich sogar gegen Franziskus Position bezieht, schreibt Bremer.

Das Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan
Bild: ©Gabriele Höfling/katholisch.de

Das neue Zuhause des emeritierten Papstes Benedikt XVI.: Das Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan.

"Nichts Neues" im Aufsatz über die Ehe

Wiederverheirateten Geschiedenen solle die Kirche "nicht mehr als unbedingt nötig" auferlegen, sie sollten "die Liebe der Kirche wirklich spüren", betonte Benedikt XVI. weiter. Die Debatte war durch den jüngst erschienen vierten Band der Gesammelten Werke Joseph Ratzingers/Benedikts XVI. ausgelöst worden.

Dafür hatte der emeritierte Papst einen mehr als 40 Jahre alten Text überarbeitet. Nach seiner Aussage geschah das schon im August, also Monate vor Beginn der Synode. In dem Aufsatz stehe "nichts Neues" drin; nur das, was Johannes Paul II. "damals" vertrat und "ich als Präfekt der Glaubenskongregation viel drastischer schon geschrieben habe".

Bremer: Benedikt erscheint nun kräftiger

1972 hatte Ratzinger im Blick auf die aus katholischer Sicht unauflösliche Ehe zwischen Getauften geschrieben, die Kirche könne "in klaren Notsituationen begrenzte Ausnahmen zur Vermeidung von noch Schlimmerem zulassen", nämlich dann, wenn die erste Ehe "in einer für beide Seiten irreparablen Weise zerbrochen" sei und die zweite sich "über einen längeren Zeitraum hin als eine sittliche Realität bewährt" habe. Diesen Vorschlag zog Benedikt XVI. in der überarbeiteten Fassung zurück. Allerdings plädierte er dafür, den Betroffenen die Mitarbeit in kirchlichen Gremien oder die Annahme eines Patenamts zu ermöglichen.

Bremer schreibt nach seinem Besuch in dem Kloster "Mater Ecclesiae", dass Benedikt wieder kräftiger als beim Abschied aus dem Amt und in den Monaten danach erscheine. Er gehe zwar langsam und gebückt, brauche im Haus aber keinen Stock. "Vater Benedikt" habe gesagt, er könne beten und lesen, denke nach, bereite für jeden Sonntag eine kleine Predigt vor; aber schreiben wolle er nicht mehr. (luk/KNA)