Kalte Duschen, heilige Feuer
Höllischer Lärm
Nichts für Weicheier sind die ersten Stunden des Ostersonntags im sauerländischen Hallenberg. Dort wird mit Trommeln und Pfeifen der Auferstehung Jesu von den Toten gedacht. Wie das Anzünden großer Feuer, so ist auch die "Hallenberger Rappelnacht" zu Ostern wahrscheinlich heidnischen Ursprungs. Am Ende der kalten Jahreszeit sollten so die Wintergeister vertrieben und Dämonen abgewehrt werden.
Kalte Dusche
In manchen Regionen Polens gibt es den "Tag des Wassergießens". Vor allem junge Leute machen sich einen Spaß daraus, Vorbeikommende am Ostermontag nass zu spritzen. Die kalte Dusche soll nicht nur erfrischen, sondern auch Glück bringen. Der Brauch namens "Smigus-dyngus" erinnert an das Jahr 966, als der polnische Herrscher Mieszko I. getauft und Polen damit zum Christentum bekehrt wurde.
Heiliges Feuer
In Jerusalem versammeln sich orthodoxe Christen zum "Feuerwunder" in der Grabeskirche. Dem Volksglauben folgend entzündet sich die Flamme alljährlich auf übernatürliche Weise in der Kapelle, die als Ort des Begräbnisses und der Auferstehung Jesu verehrt wird - und verursacht in Anlehnung an die 33 Lebensjahre Jesu in den ersten 33 Minuten keine Verbrennungen.
Schnelles Geld
Die Schweizer nutzen Ostereier für ein Spiel namens "Zwänzgerle". Dabei fordern Kinder Erwachsene heraus, eine Münze so zu werfen, dass sie im hartgekochten Ei steckenbleibt. Prallt die Münze ab, erhält das Kind das Geld; ansonsten verbleibt die Münze beim Werfer - und der darf das Ei essen.
Seltenes Getier
Der Australier hat für den gemeinen Schokohasen wenig übrig. Stattdessen kommt auf dem Fünften Kontinent der Bilby aus zartem Schmelz daher. Das einheimische Tier gehört zur Gattung der Nasenbeutler. Den Hasen hingegen brachten europäische Siedler mit. Inzwischen hat er sich zu einer wahren Plage entwickelt, die den Bilby-Bestand bedroht.
Geflügelte Boten
In Schweden bringen Osterküken den Kindern Süßigkeiten. Im unterfränkischen Ostheim vor der Rhön geht zu diesem Behuf ein Osterstorch um - mutmaßlich auf Anregung eines evangelischen Pastors im 17. Jahrhundert.
Wetterfeste Pilger
Im indischen Bundesstaat Kerala erfreut sich eine Pilgerfahrt zum Berg des heiligen Thomas in Malayattoor wachsender Beliebtheit. In safrangelben Gewändern machen sich die Teilnehmer bei Temperaturen von über 30 Grad auf einen beschwerlichen Weg über 400 Höhenmeter. Die Tradition ist noch jung: Als Ärzte dem Fischer Joseph Kudiassery 1999 eine zweite Herz-OP empfahlen, entschied er sich in seiner Verzweiflung, von seinem Heimatort 120 Kilometer zum Thomasberg zu pilgern. Inzwischen folgen dem Beispiel Hunderttausende.
Blühende Teppiche
In Antigua Guatemala, der alten Hauptstadt Guatemalas, finden, wie vielerorts in Lateinamerika, in der "Semana Santa" Prozessionen statt. Eine Besonderheit der "Heiligen Woche" aber sind die bunten Blumenteppiche, die die Bewohner an allen Ecken und Ende der Stadt auslegen. Zu den 35.000 Einwohnern sollen in den Tagen um Ostern noch einmal über 100.000 Touristen von nah und fern kommen.
Auf hohem Ross
Vor allem im Osten Deutschlands wird noch der Brauch des Osterritts praktiziert. In der sorbischen Oberlausitz werden dazu alljährlich mehr als 1.000 Reiter erwartet. Die in Zylinder und Gehrock gekleideten Männer verkünden mit Liedern und Gebeten die Osterbotschaft.
Bunte Umzüge
In den USA verabschieden die Menschen mit bunten Umzügen die kalte Jahreszeit. Die bekannteste dieser Osterparaden lockt in New York am Ostersonntag Tausende auf die Fifth Avenue. Bei den deutschen Ostermärschen ist der Anlass ernsterer Natur: Es geht um die Bewahrung von Schöpfung und Frieden - Dinge, die auch in der Verkündigung Jesu eine bedeutende Rolle spielten.