Anerkennung durch katholische Kirche wäre Meilenstein

Kardinal: Anglikanische Weihen nicht "ungültig"

Veröffentlicht am 11.05.2017 um 10:30 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Francesco Coccopalmeiro.
Bild: © KNA
Kirche

Bonn ‐ Als "null und nichtig" bezeichnete Leo XIII. 1896 Weihen in der anglikanischen Kirche – sie seien ungültig. Offiziell hat sich an der Position bis heute nichts geändert. Doch ein Kardinal widerspricht nun.

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Die bisherige katholische Auffassung, Weihen in der anglikanischen Kirche seien nicht gültig, stellt Kardinal Francesco Coccopalmerio in Frage. "Wenn jemand in der anglikanischen Kirche geweiht ist und Gemeindepriester wird, können wir nicht sagen, dass nichts passiert sei, dass alles 'ungültig' ist", zitiert jetzt die katholische Nachrichtenseite "The Tablet" den Kurienkardinal. Damit stellt Coccopalmerio, der Präsident des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte ist, eine Entscheidung Papst Leos XIII. in Frage: Dieser hatte in seiner Bulle "Apostolicae curae" von 1896 anglikanischen Priester- und Bischofsweihen die Legitimität abgesprochen und sie für "absolut null und nichtig" erklärt.

Entscheidung von Fall zu Fall?

Über Jahrzehnte galten die Ausführungen in der Bulle als Haupthindernis für eine katholisch-anglikanische Einheit, da sie wenig Spielraum für Interpretationen oder eine Revision lassen. Laut Coccopalmerio ist die Kirche jedoch in der Lage, die Frage nach der Rechtmäßigkeit anglikanischer Weihen neu zu überdenken. Man müsse sich von dem "sehr starren Verständnis von Gültigkeit und Ungültigkeit", das es auch heute noch gebe, verabschieden. Statt zu pauschalisieren solle man von Fall zu Fall entscheiden. "Man muss sagen können: 'Dies ist gültig unter bestimmten Voraussetzungen, und das ist gültig unter anderen Voraussetzungen'", so der Kardinal.

Anglikanische Bischöfe stehen in ihren Gewändern vor einer Kirche. Manche lachen, andere unterhalten sich.
Bild: ©dpa/epa Ady Kerry

Anglikanische Bischöfe vor der Kathdrale von Canterbury.

Zur Frage der Anerkennung erinnert Coccopalmerio auch an das Treffen Pauls VI. mit dem Erzbischof von Canterbury, Arthur Michael Ramsey, im Jahr 1966. Der Papst habe dem Erzbischof dabei unter anderem einen Kelch geschenkt. "Der ist dazu da, das Abendmahl, die Eucharistie zu feiern – und zwar gültig zu feiern, richtig?", fragt der Kardinal. Durch eine solche Geste habe die katholische Kirche also bereits die Legitimität anglikanischer Weihen in gewisser Weise anerkannt.

Anglikaner wählen Frauen zu Priestern

Eine Revision der Position Leos XIII. bezüglich anglikanischer Weihen wäre ein Meilenstein in der neueren Kirchengeschichte. Coccopalmerio betont aber zugleich, dass die Situation derzeit noch "ungeklärt" sei. Das größte Problem für eine offizielle Anerkennung dürfte darin bestehen, dass die Kirche damit auch die Praxis anglikanischer Gliedkirchen, Frauen zu Priestern zu weihen, als gültig anerkennen müsste. (tmg)

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