Sie erinnerten auch an gegenseitigen Machtmissbrauch

Katholiken und Protestanten bekennen Sünden

Veröffentlicht am 22.01.2017 um 18:00 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © KNA
Ökumene

Essen ‐ An gegenseitigen Machtmissbrauch erinnerten Katholiken und Protestanten im Essener Dom - und bekannten sich dazu. Als Zeichen für die Überwindung der Kirchenspaltung machten sie etwas Besonderes.

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Im Reformationsgedenkjahr 2017 haben Katholiken und Protestanten am Sonntag in Essen ein gemeinsames Sündenbekenntnis abgelegt und an gegenseitigen Machtmissbrauch erinnert. Bei einem Gottesdienst im Essener Dom wurden im Mittelgang Steine einer Mauer abgetragen als Zeichen dafür, die Kirchenspaltung überwinden zu wollen und den Blick auf drängende gemeinsame Aufgaben der Zukunft zu richten.

Dabei verpflichteten sich die Kirchen unter anderem dazu, gemeinsam "für eine solidarische, tolerante und umweltbewusste Gesellschaft" einzutreten und gegen Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus anzugehen. Vereinbart wurde auch, die Begegnung mit dem Judentum und den Dialog mit Muslimen fortzusetzen und bei der Flüchtlingsarbeit eng zusammenzuarbeiten. Auch solle der Glaube zunehmend gemeinsam öffentlich bezeugt werden.

Stärkere ökumenische Zusammenarbeit vereinbart

Das alles gehört zum gemeinsamen Aufruf "Ökumenisch Kirche sein", in dem das katholische Bistum Essen sowie die Evangelischen Kirchen im Rheinland (EKiR) und von Westfalen (EKvW) eine stärkere ökumenische Zusammenarbeit vereinbaren. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck, der rheinische Präses Manfred Rekowski und EKvW-Viepräsident Albert Henz unterzeichneten den Aufruf am Sonntag nach dem Gottesdienst.

Zudem werden laut Papier "Ökumenische Gemeindepartnerschaften" angestrebt. Wo möglich, sollen Kirchen und Gemeindehäuser gemeinsam genutzt werden. Auch Pastoralpläne und Gemeindekonzeptionen sollen angesichts der säkularer und pluraler werdenden Gesellschaft gemeinsam erarbeitet werden. Eine ähnliche Vereinbarung werde es zu Pfingsten mit dem Bistum Münster geben, hieß es.

In seiner Predigt zeigte sich Rekowski überzeugt davon, dass in der ökumenischen Zusammenarbeit heute schon vieles möglich sein, auch wenn noch nicht in allen wichtigen theologischen und kirchenrechtlichen Fragen Übereinstimmung erzielt sei. Er rief dazu auf, Gemeindeleben unter einem Dach zu "riskieren", gemeinsame Gottesdienste möglichst oft zu feiern, eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit zu pflegen und eine verstärkte Kooperation von Diakonie und Caritas sowie Partnerschaften auf der Ebene der Gemeinden wie auf Bistums- und Landeskirchenebene zu wagen. (KNA)

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