Keine Verengung auf Kommunionempfang
Zugleich wandte sich Franziskus wenige Tage vor Beginn der Bischofssynode über Familie und Ehe gegen eine Fixierung auf die Frage des Umgangs mit zivil wiederverheirateten Geschiedenen. Die Synode befasse sich mit vielen weiteren Problemen. Dazu zähle etwa, dass viele junge Menschen heute überhaupt nicht mehr heiraten wollten und dass Brautleute nicht richtig auf die Ehe vorbereitet seien, so der Papst.
Kritik an seiner Reform der Ehenichtigkeitsverfahren wies der Papst indessen zurück. In der "fliegenden Pressekonferenz" verwahrte er sich ausdrücklich gegen den Vorwurf, er habe damit eine "katholische Scheidung" eingeführt. Es gehe lediglich um eine Beschleunigung der Verfahren; die Unauflöslichkeit der Ehe werde durch die Neuerungen nicht infrage gestellt, sagte der Papst. "Jene die denken, dies sei eine katholische Scheidung, irren." Zugleich wies er den Vorwurf zurück, er habe der bevorstehenden Bischofssynode damit vorgegriffen. Eine Mehrheit der Synodenteilnehmer des vergangenen Jahres sei für eine Beschleunigung der Prozesse gewesen.
Kein Priesteramt für Frauen
Bei der Pressekonferenz bekräftigte Franziskus außerdem die kirchliche Lehre vom Priesteramt. "Frauen können nicht Priester sein", sagte er auf dem Rückflug von den USA am Montag vor mitreisenden Journalisten. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) habe diese Frage nach "reiflicher Überlegung" entschieden. Zugleich betonte Franziskus, dass der Grund für den Ausschluss von Frauen nicht mangelnde Fähigkeiten seien. Frauen seien in der Kirche sogar wichtiger als Männer, so der Papst. Die Kirche selbst sei eine Frau. Er erinnerte daran, dass sie in der katholischen Tradition als "Braut Christi" bezeichnet wird. Auch sei die Gottesmutter Maria wichtiger als alle Päpste. Zugleich räumte der Papst ein, dass die katholische Kirche sich bislang nicht ausreichend um eine "Theologie der Frau" bemüht habe. Hier sei man "in Verzug".
Angesichts der wachsenden Zahl von Flüchtlingen hat Franziskus die Errichtung von Grenzzäunen in Europa kritisiert. "Mauern sind keine Lösung", sagte der Pontifex. Konkrete Staaten nannte er jedoch nicht. "Alle Mauern fallen, heute, morgen oder nach hundert Jahren", so Franziskus. Zugleich rief er angesichts der Flüchtlingskrise zu einer internationalen Zusammenarbeit auf. Lösungen könnten nur im Dialog gefunden werden. Franziskus forderte eine Ende der Ausbeutung Afrikas und insgesamt einen verstärkten Kampf gegen die Fluchtursachen in den Herkunftsländern. Der Kontinent brauche Investitionen, so Franziskus.
Ein Diener, kein Star
Die deutlichen Worte von Franziskus zu sozialen Themen haben ihm eine weltweite Beliebtheit verschafft. Dennoch sehe er sich nicht als "Star". Er erinnerte an seine Aufgabe als "Diener der Diener Gottes", wie einer der Titel des Papstes lautet. "Gott zu dienen ist eine schöne Sache, sie endet nicht." Ein Star zu sein, sei hingegen vergänglich. "Wie viele Sterne haben wir gesehen, die dann verlöschen und fallen", fragte Franziskus. Zugleich räumte er ein, er fühle sich selbst oft "schwach, im Sinne von: nicht die Macht zu haben". Und auch die Macht sei eine vergängliche Sache. "Heute ist sie da, morgen nicht." Entscheidend sei, was man mit seiner Macht tue. "Jesus hat die Macht definiert: Die wahre Macht ist Dienen, Dienst zu tun." Diesen Weg werde er weitergehen.
„Alle Mauern fallen, heute, morgen oder nach hundert Jahren.“
Auch die Ansprache des Papstes vor den US-Bischöfen über die Missbrauchsfälle im Land kam in der Pressekonferenz noch einmal zur Sprache. "Ich hatte das Verlangen, mein Mitgefühl auszudrücken. Denn was passiert war, war schrecklich und viele von ihnen hatten sehr gelitten", wird der Papst vom englischen Magazin "Catholic Herald" zitiert. Für "Männer des Gebets, gute Hirten" sei die Krise eine echte Prüfung gewesen. Auch wenn sexueller Missbrauch in vielen Bereichen vorkomme, sei die eine solche Tat durch einen Priester "eine Art Sakrileg", heißt es im Bericht weiter.
Ein Priester, der Missbrauch begehe, habe "seine Berufung verraten, den Ruf von Gott. Und jene, die solche Dinge verheimlichen, haben sich ebenfalls schuldig gemacht; sogar manche Bischöfe. Es war schrecklich. Und ich haben ihnen zur Beruhigung nicht gesagt 'ach, bleibt ruhig, das war nichts' – nein, nein das nicht. Aber es war eine so schlimme Zeit, ich kann mir vorstellen, dass sie viel geweint haben." (kim/KNA/dpa)