Mainzer Kardinal spricht über ehemaligen Schüler

Lehmann: Müller hat sich verändert

Veröffentlicht am 07.05.2016 um 10:15 Uhr – Lesedauer: 
Lehmann: Müller hat sich verändert
Bild: © KNA
Theologie

Köln ‐ Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hat Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller während dessen Studiums betreut. Jetzt kritisiert er eine Aussage seines ehemaligen Schülers über Papst Franziskus.

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Er habe Müller 13 Jahre lang theologisch betreut, "vom theologischen Diplom bis zur Habilitation", sagte Lehmann. "Da war er sehr gelehrig und konnte gut mit Kritik umgehen. Er hat tadellose Arbeiten geschrieben. Später hat er sich verändert", so der Mainzer Kardinal über seinen einstigen Schüler, der heute die Glaubenskongregation im Vatikan leitet. Er wolle dies aber nicht bewerten, fügte Lehmann hinzu. "Jeder Schüler muss seinen eigenen Weg gehen."

Mit Blick auf die Debatte um die Botschaft von Papst Franziskus zu Ehe und Familie und Müllers Einschätzung, Franziskus sei in erster Linie Seelsorger und nicht "Berufstheologe", sagte Lehmann: "Diesen Gegensatz, das kann man gerade beim Papst nicht machen! Jede verantwortungsvolle Seelsorge muss theologisch legitimiert sein." Franziskus' Äußerungen fußten im Gegenteil auf einem "Fundament theologischer Prinzipien", betonte Lehmann. "Nur dass er damit nicht ständig hausieren geht. Er geht mit der Berufung auf das Lehramt behutsam, aber durchaus selbstbewusst um."

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Er werde sich schon gelegentlich melden, verspricht Kardinal Karl Lehmann: Welche Pläne er für seinen Ruhestand hat, erzählt er katholisch.de.

Deshalb wünscht sich Lehmann auch eine intensivere Debatte über das nachsynodale Schreiben. "Wenn ich das öffentliche Echo auf das Papstschreiben 'Amoris laetitia' schaue, stelle ich ein ganz schnelles Abflauen des Interesses fest", sagte er. "Umso mehr müssen sich jetzt die Theologen an den Universitäten und die Fachpublikationen des Textes annehmen. Sonst bleibt er ein Schlag ins Wasser." Dies gelte unabhängig von der Behauptung des Papstes, ihm gehe es mehr um die Pastoral als um Dogmatik. Die Theologie sei dadurch nicht vom Weiterdenken entbunden.

Lehmann: 40-jährige Debatte über die Wiederverheirateten aufarbeiten

Lehmann, der am 16. Mai 80 wird und damit das Alter erreicht, in dem der Papst üblicherweise den Rücktritt eines Kardinals annimmt, sagte, ihn reize es, einmal die 40-jährige Debatte über die wiederverheirateten Geschiedenen aufzuarbeiten. "Mit all den Details, die keiner kennt und keiner kennen kann." Der Umgang mit Paaren, die nach einer Scheidung in einer zweiten zivilen Ehe leben, war ein Thema auf den beiden Weltbischofssynoden, die der Papst 2014 und 2015 einberufen hatte und deren Ergebnisse er in "Amoris laetitia" zusammenfasste.

Vieles sei davor nur mündlich erörtert worden, so Lehmann. "Selbst in Rom sagten mir maßgebliche Leute schon in den 1970er Jahren: 'Wir wissen doch, dass sich in unserer Praxis etwas ändern muss. Und es soll doch keiner sagen, dass wir nichts ändern könnten. Wir müssen es nur wollen.'" Der Kardinal weiter: "Der Papst hat uns jetzt mit 'Amoris laetitia' eine große Aufgabe gestellt: seriös umsetzen!" (bod/KNA)