"Männer des Friedens"
Im Rahmen eines Wortgottesdienstes schworen die neuen Kardinäle dem Papst und der Kirche Treue und Gehorsam. Danach traten die neuen Würdenträger in ihrem scharlachroten Talar einzeln vor den Papst, der ihnen das Kardinalsbirett aufsetzte, den Kardinalsring an den Finger steckte, und die Urkunde für eine Titelkirche überreichte. Als Erster trat Parolin vor den Papst, Müller folgte als Dritter. Papst Franziskus wies ihm die römische Altstadtkirche Sant'Agnese in Agone an der Piazza Navona als Titel-Diakonie zu.
In seiner Predigt ermahnte Papst Franziskus die neuen Kardinäle zu einem besonderen Einsatz für alle kirchlichen Gemeinschaften und Christen, die unter Diskriminierung und Verfolgung litten. In ihr Gebet sollten sie auch alle übrigen Menschen einschließen, die aufgrund ihrer religiösen Überzeugung Unrecht erlitten. Die Kirche brauche die Kardinäle auch, "damit sie Männer des Friedens sind und Frieden stiften". Franziskus forderte die Kardinäle zur Gemeinschaft untereinander und mit dem Papst auf. Wenn freilich eine "Mentalität der Welt" vorherrsche, komme es zu Rivalitäten, Neid und Parteiungen, sagte er unter Hinweis auf die Kontroversen innerhalb des Kreises der Jünger Jesu.
Der 98-jährige Loris Capovilla konnte nicht an der Zeremonie teilnehmen
Mit dem ersten Konsistorium von Papst Franziskus erhöht sich die Zahl der Kardinäle auf 218. 122 von ihnen könnten an einer Papstwahl teilnehmen. Unter den neuen Würdenträgern sind auch drei Bischöfe, die das 80. Lebensjahr bereits überschritten haben und nicht mehr zu diesem Kreis gehören. Der Älteste von ihnen, der 98-jährige Loris Capovilla, konnte aus Gesundheitsgründen nicht zum Konsistorium nach Rom reisen. Er erhält die Insignien demnächst durch einen päpstlichen Delegaten.
Anders sah das beim emeritierten Papst Benedikt XVI. aus. Der hat erstmals seit seinem Rücktritt vor einem Jahr einen Gottesdienst mit Franziskus im Petersdom besucht. Franziskus begrüßte seinen Vorgänger zu Beginn der Zeremonie mit einer herzlichen Umarmung. Benedikt XVI. saß in der ersten Reihe des Kardinalskollegiums auf einem Eckplatz in einem Sessel mit rotem Polster wie alle übrigen Kardinäle. Lediglich der Abstand zu seinem Sitznachbarn, dem maronitischen Patriarchen Bechara Rai, war leicht vergrößert.
Bei der Feier im Petersdom waren auch die rund 150 Mitglieder des Kardinalskollegium anwesend, die in den vergangenen Tagen im Vatikan an einem Außerordentlichen Konsistorium mit dem Papst teilgenommen hatten. Nach der Überreichung der Insignien an die neuen Mitglieder durch den Papst hießen ihre Mitbrüder sie herzlich willkommen.
Deutsche Bischofskonferenz würdigt neuen Kardinal Müller
Bereits lange vor Beginn der Zeremonie waren die Gäste der neuen Kardinäle im Vatikan eingetroffen. Vor den Eingängen bildeten sich lange Schlangen. Zu Ehren der neuen Kardinäle sind persönliche Angehörige, Freunde, Mitbrüder und Weggefährten aber auch offizielle politische Delegationen nach Rom angereist. Aus Deutschland nimmt eine Abordnung unter Leitung des stellvertretenden Bundestagspräsidenten Johannes Singhammer (CSU) an der Kardinalserhebung teil.
Unterdessen würdigt die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) das Wirken des neuen Kardinals Gerhard Ludwig Müller. Bei einem Empfang im Vatikan erklärte der stellvertretende DBK-Vorsitzende, Bischof Norbert Trelle (Hildesheim), es sei ein "Herzensanliegen" Müllers, zur lebendigen Verkündigung und zu einer Belebung des Glaubens beizutragen. Wer Kardinal Müller kenne, wisse um dessen rheinischen Humor, die herzliche Art und seine klare Position, wenn er eine Sache vertrete, so Trelle. (bod/KNA)