Medienbericht: Finanzskandal um engen Papstberater
Nach Angaben des italienischen Enthüllungsjournalisten Emiliano Fittipaldi ist einer der engsten Berater des Papstes, Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga, in einen Finanzskandal verwickelt. Er soll jahrelang 35.000 Euro monatlich von einer Universität in Honduras bekommen haben, heißt es in einem am Donnerstag von Fittipaldi veröffentlichten Vorabbericht des italienischen Magazins "Espresso". Der Erzbischof von Tegucigalpa in Honduras ist Vorsitzender des Kardinalsrats und damit ein wichtiger Berater des Papstes für die Reform der römischen Kurie.
Papst Franziskus sei über die Vorwürfe informiert und habe vor sechs Monaten einen ersten Bericht dazu erhalten, heißt es weiter. Franziskus habe seinerzeit den argentinischen Bischof Jorge Pedro Casaretto als Sonderermittler nach Honduras geschickt. Aus dessen Untersuchungsbericht geht nach Fittipaldis Angaben hervor, dass Maradiaga "Investitionen in Millionenhöhe" in Londoner Firmen getätigt habe, die Gelder dann aber "verschwunden" seien. Laut "Espresso" gibt es zudem in Honduras Ermittlungen, weil die Regierung des Landes "enorme Summen" in kirchliche Stiftungen investiert haben soll, mit denen Maradiaga ebenfalls in Verbindung gestanden habe.
Papst angeblich "traurig und verletzt"
Der Papst hatte am Donnerstag in seiner Weihnachtsansprache an die römische Kurie Intrigen, Vertrauensverrat und Illoyalität angeprangert sowie eine Neu-Ausrichtung der Kirchenspitze gefordert. Den Angaben des "Espresso" zufolge heißt es aus der Casa Santa Marta, wo Franziskus im Vatikan wohnt, der Papst sei "traurig und verletzt", aber zugleich "entschieden, die Wahrheit zu entdecken". Franziskus wolle persönlich in der Sache entscheiden.
Maradiaga wird am kommenden Donnerstag 75 Jahre alt und erreicht damit die kirchenrechtliche Altersgrenze, an der Bischöfe dem Papst ihren Amtsverzicht anbieten müssen. Die Entscheidung über die Annahme liegt beim Kirchenoberhaupt.
Maradiaga hat eine bemerkenswerte kirchliche Karriere absolviert. 2005 wie 2013 galt der charismatische Ordensmann der Salesianer Don Boscos als papsttauglich. 1978 wurde er Weihbischof in Tegucigalpa, 1993 Erzbischof und drei Jahre später Vorsitzender der Honduranischen Bischofskonferenz (bis 2016). Von 1995 bis 1999 stand er dem Lateinamerikanischen Bischofsrat CELAM vor. Von 2007 bis 2015 war er Präsident von Caritas Internationalis. Seit 2013 ist Maradiaga Vorsitzender des Kardinalsrates für die Kurienreform ("K9"). (KNA)