Kurienkardinal über Wiederverheiratete und sein Verhältnis zu Franziskus

Müller: Papst bricht Blockaden auf

Veröffentlicht am 29.02.2016 um 12:50 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Köln ‐ Das Besondere an Franziskus sei dessen Charisma, sagt Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller. Gerüchte, die beiden hätten nicht das beste Verhältnis, bezeichnete er heute in einem Interview als "Märchen". Zudem bekräftigte er seine Haltung zu Wiederverheirateten.

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Gerüchte, der Papst und er selbst kämen nicht gut miteinander aus, bezeichnete der frühere Bischof von Regensburg als "Märchen". Es gebe in diesem Zusammenhang "gezielte Desinformationen von Seiten derer, die den Papst für ihre Ideologien in Anspruch nehmen, statt ihn im Licht der Glaubenslehre zu verstehen".

Müller: Teile gemeinsame Weltsicht mit Benedikt

Zwar habe ihn noch Franziskus‘  Vorgänger Benedikt XVI. in die Kurie berufen, mit dem er seine Nationalität, die gemeinsame Herkunft aus der wissenschaftlichen Theologie sowie eine "gemeinsame Weltsicht" teile. Es sei jedoch ebenso legitim, dass nun Franziskus seine Lebensgeschichte in die Ausübung des Papstamtes einbringe: "Gott sei Dank war ich selbst lange in Südamerika, so dass ich all das gut verstehen kann".

Wiederverheiratete Geschiedene generell zur Kommunion zuzulassen, ist nach den Worten Müllers auch künftig unmöglich. Die Kirche müsse darum ringen, solche Menschen nicht zu verlieren. "Was aber sicher nicht sein kann, ist die Lehre Jesu Christi zur Disposition zu stellen. Und diese Lehre lautet nun einmal: Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. Da kann es keinen Kompromiss geben, mit dem wir Menschen aus dem eindeutigen Wort Gottes etwas Verschwommenes machen würden", sagte Müller.

Bild: ©dpa

Kurienkardinal Müller sieht keine Möglichkeit, Wiederverheiratete zur Kommunion zuzulassen.

Gleichwohl verwies er auf das Schreiben "Familiaris Consortio" von Johannes Paul II., nachdem Wiederverheiratete unter bestimmten Bedingungen die Eucharistie empfangen können, wenn sie sexuell enthaltsam leben. In diesem Zusammenhang kritisierte er indirekt auch den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, der eine solche Enthaltsamkeit als "weltfremd" bezeichnet hatte: "Das meinten auch schon die Apostel, als Jesus ihnen die Unauflöslichkeit der Ehe erklärte. Aber was uns unmöglich erscheint, ist mit Gottes Gnade möglich", so der Kardinal.

Müller: TÜV sehr wichtig

Auch zur einer kürzlichen Äußerung des Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck wurde Müller befragt. Der Ruhrbischof hatte in der Debatte um das Verhältnis der akademischen Theologie zum Lehramt gesagt, er verstehe sein kirchliches Leitungsamt nicht als "Rechtgläubigkeits-TÜV". Dazu sagte Müller nun, er halte den TÜV sehr wichtig für die Sicherheit von Verkehrsteilnehmern. "Wenn es um das Heil des Menschen und die Gefahren für das ewige Leben geht, haben die Bischöfe noch eine viel größere Verantwortung". (gho)