Bischöfe und Priester sollen fremdes Wohl im Blick haben

Papst geißelt Geldgier unter Klerikern

Veröffentlicht am 06.11.2015 um 17:10 Uhr – Lesedauer: 
Papst Franziskus schmunzelt, im Hintergrund die Firguren auf den Kolonnaden.
Bild: © KNA
Finanzen

Bonn/Vatikanstadt/Rom ‐ Papst Franziskus hat das persönliche Gewinnstreben mancher Kleriker scharf verurteilt. Sie sollten sich nicht um ihren Reichtum, sondern um andere Menschen kümmern. Unterdessen wies ein hochrangiger Kurienkardinal Verschwendungsvorwürfe zurück.

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Wörtlich fuhr Franziskus fort: "Wie viele Priester und Bischöfe dieser Art haben wir schon gesehen? Das ist traurig, nicht?" Eine Kirche, so der Papst weiter, die "lauwarm" sei, verschlossen bleibe und Geschäfte mache, sei eine Kirche, "die sich bei anderen bedient". Der Sender "Radio Vatikan" stellte die Äußerungen des Papstes in einen Zusammenhang mit zwei am Donnerstag erschienenen Enthüllungsbüchern. Diese dokumentieren anhand vertraulicher Dokumente einen oft fragwürdigen Umgang mit Geld im Vatikan in den vergangenen Jahren. Demnach soll etwa der frühere Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone 200.000 Euro von der Stiftung der vatikanischen Kinderklinik "Bambino Gesu" für die Renovierung seiner Wohnung erhalten haben. Bertone wies die Darstellung zurück.

Kurienkardinal: Verschwendungsvorwürfe sind abwegig

Unterdessen wies Kurienkardinal George Pell (74) Medienberichte über angeblich verschwenderische Ausgaben des vatikanischen Wirtschaftssekretariates zurück. Die Vorwürfe seien "falsch und abwegig", heißt es in einer am Freitag verbreiteten Erklärung eines Sprechers des Sekretariats.  Die Kurienbehörde sei mit ihren Ausgaben deutlich unter dem für 2014 veranschlagten Budget geblieben. Zudem sei sie eine der wenigen Vatikan-Einrichtungen gewesen, die selbst eine Reduzierung ihres Budgets im Haushalt 2015 vorgeschlagen hätten. Damit wolle man "jeden Zweifel" am Bemühen Pells um eine Kontrolle der Kosten ausräumen, so die Erklärung.

Die genannten Vorwürfe entstammen einem Buch, des italienischen Journalisten Emiliano Fittipaldi, das am Donnerstag vorgestellt wurde. Darin behauptet Fittipaldi, das Wirtschaftssekretariat habe "Hunderttausende Euro für Business-Class-Flüge, maßgeschneiderte Kleidung, wertvolles Mobiliar und 4.600 Euro für den Unterschrank eines Waschbeckens" ausgegeben.

Der australische Kurienkardinal George Pell war von 2001 bis 2014 Erzbischof von Sydney.
Bild: ©picture alliance/abaca/Vandeville Eric

Der australische Kurienkardinal George Pell war von 2001 bis 2014 Erzbischof von Sydney. Nun leitet er das vatikanische Wirtschaftssekretariat.

In der Erklärung schlüsselt das Sekretariat seine Gesamtausgaben von rund 500.000 Euro zwischen März und Dezember 2014 auf. Demnach gab sie 292.000 Euro für Gehälter und "damit zusammenhängende Belastungen" aus, 4.000 Euro für Flüge und 2.500 Euro für Messgewänder und Altardecken für die Kapelle des Sekretariates. Weitere 16.000 Euro seien für Unterbringung und Reisespesen von Beratern ausgegeben worden, die für ein Projekt des Kardinalsrates arbeiteten. Weiter heißt es in der Mitteilung, jede Ausgabe des Sekretariates, die zurückerstattet werden soll, bedürfe von nun an einer ausdrücklichen Genehmigung eines leitenden Mitarbeiters.

Das Wirtschaftssekretariat war im Februar 2014 von Papst Franziskus eingerichtet worden, um die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Vatikan zentral zu koordinieren und zu kontrollieren. An seine Spitze berief Franziskus den vormaligen Erzbischof von Sydney. Pells Bemühungen um Wirtschaftlichkeit und Transparenz in der Bistumsverwaltung galten als vorbildlich.

Kardinal will in Kloster umziehen, wenn Franziskus ihn bittet

Auch der emeritierte Kurienkardinal Velasio De Paolis (80) hat auf die Medienberichte über angebliche Geldverschwendung um Vatikan reagiert. Nach Kritik an der Größe seiner Wohnung erklärte er sich bereit, in eine kleinere umzuziehen, falls Papst Franziskus dies wünsche. "Wenn mich der Papst morgen bittet, mein Appartement zu verlassen und in ein Kloster oder ein Zimmer des vatikanischen Gästehauses Santa Marta umzuziehen, wie er selbst es getan hat, gehorche ich und bedanke mich sogar", sagte De Paolis im Interview der Tageszeitung "La Stampa" (Freitag).

Zugleich wies der italienische Kardinal die Behauptung zurück, Kardinalswohnungen seien luxuriös. In dem Haus, in dem sich sein Appartement befinde, gebe es keinerlei Luxus. An Auswärtige könne der Vatikan die dortigen Wohnungen aus Sicherheitsgründen nicht vermieten. De Paolis war bis 2011 Präsident der Präfektur für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls. In einem weiteren Enthüllungsbuch hatte der Journalist Gianluigi Nuzzi eine Liste mit der Quadratmeterzahl vatikanischer Wohnungen veröffentlicht, in denen Kardinäle unentgeltlich wohnen. Mit angeblich 445 Quadratmetern rangiert De Paolis darin auf Platz acht. (kim/KNA)

6.11., 17:45 Uhr: Ergänzt um die Meldung zu Kardinal De Paolis.

Linktipp: Zweckentfremdete Spenden

Spendengelder in Millionenhöhe sind im Vatikan offenbar noch bis in das Pontifikat von Franziskus hinein zum Stopfen von Finanzlöchern zweckentfremdet worden. Das geht aus einem neuen Buch des Journalisten Gianluigi Nuzzi hervor.