Franziskus stellte sich im Flugzeug den Fragen der Journalisten

Papst: Maria keine "Chefin eines Telegrafenamtes"

Veröffentlicht am 14.05.2017 um 09:45 Uhr – Lesedauer: 
Papstreisen

Rom ‐ Ein Markenzeichen des Papstes sind seine "fliegenden Pressekonferenzen". Nach dem Besuch in Fatima stellte er sich auf dem Rückflug den Fragen der Journalisten und äußerte sich zu kritischen Themen.

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Papst Franziskus sieht neue Marienvisionen im bosnischen Medjugorje skeptisch. Ein Kommissionsbericht unter Leitung des italienischen Kardinals Camillo Ruini äußere Zweifel über "angebliche aktuelle Erscheinungen", sagte Franziskus am Samstag beim Rückflug vom portugiesischen Marienwallfahrtsort Fatima vor mitreisenden Journalisten. Die "Ruini-Kommission" unterscheide aber zwischen den aktuellen Visionsberichten und den ersten Erscheinungen Anfang der 80er Jahre.

Mit Blick auf die Vorgänge in Medjugorje wiederholte Franziskus sein ironisches Bild von der Muttergottes als "Chefin eines Telegrafenamtes, die täglich eine Nachricht schickt". Solche "angeblichen Erscheinungen" hätten "keinen großen Wert". Dies sei freilich "seine persönliche Meinung", so der Papst.

Pilger an dem Ort der Marienerscheinung in Medjugorje.
Bild: ©KNA

Pilger am kirchlich nicht anerkannten Marienwallfahrtsort Medjugorje in Bosnien-Herzegowina.

Zum Stand der Ökumene zwischen Katholiken und Protestanten zeigte sich Franziskus zuversichtlich, jedoch ohne Hoffnung auf einen konkreten Durchbruch zu machen. Es gebe "große Schritte vorwärts", sagte das Kirchenoberhaupt den mitreisenden Journalisten. Franziskus verwies auf die 1999 verabschiedete Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre. Zugleich sagte er: "Gott ist ein Gott der Überraschungen."

Christen dürften nie stehenbleiben. Ausdrücklich sprach Franziskus von einer "Ökumene des Weges". Diese schließe außer dem gemeinsamen Gebet und Martyrium auch ein, "gemeinsam Werke der Nächstenliebe zu tun". In diesem Zusammenhang erinnerte er an das Reformationsgedenken im schwedischen Lund im Herbst 2016 sowie die Vereinbarung der lutherischen und der katholischen Kirche, bei der Wohlfahrt enger zusammenzuarbeiten. "Die Theologen werden weiter studieren, und wir gehen voran auf unserem Weg", so Franziskus.

Bild: ©KNA

Munib Younan, Präsident des Lutherischen Weltbunds, und Papst Franziskus unterzeichnen am 31. Oktober 2016 die Gemeinsame Erklärung anlässlich des katholisch-lutherischen Reformationsgedenkens in der lutherischen Kathedrale von Lund.

Mit den von Rom getrennten traditionalistischen Piusbrüdern sind nach Angaben des Papstes weiter Bemühungen um eine Einigung im Gange. Er sprach auf der "fliegenden Pressekonferenz" von "brüderlichen Beziehungen".

Franziskus verwies auf seine Sondergenehmigungen bei Beichten oder Eheschließungen. Erst kürzlich habe die vatikanische Glaubenskongregation ein Dokument zur Frage der Piusbrüder geprüft; es sei aber noch nicht zu ihm gelangt, so der Papst. Seit geraumer Zeit seien bei unterschiedlichen Vatikanbehörden Klärungen in der Sache auf dem Weg.

Zum Oberen der Piusbruderschaft, Bernard Fellay, habe er ein "gutes Verhältnis", sagte Franziskus. Man habe mehrfach miteinander gesprochen. Er selbst wolle aber die Dinge nicht beschleunigen. Für ihn sei die Frage der traditionalistischen Bruderschaft "kein Problem von Siegern oder Verlierern - sondern von Brüdern, die Schritte vorwärts tun". (rom/KNA)

Linktipp: Faszination Fatima

Die Erscheinungen von Fatima begeistern auch noch nach hundert Jahren die Gläubigen. Jährlich pilgern mehr als fünf Millionen Menschen in die portugiesische Kleinstadt. Viele wollen Buße tun.