Papst sieht "böswillige Widerstände" in der Kurie
Papst Franziskus hat vor der Kurie seine Reformvorhaben verteidigt. Reformen seien ein Zeichen von Vitalität und notwendig, sagte er in seiner Weihnachtsansprache vor Kardinälen und vatikanischen Behördenleitern am Donnerstag. In seltener Deutlichkeit sprach er von "böswilligen Widerständen" in der Kurie. Als Leitlinien seiner Reform nannte er mehr Dialogkultur, die Beteiligung von Laien und Frauen an Führungsrollen und eine professionelle Personalentwicklung.
Reform müsse "ein Prozess des Wachstums und vor allem der Bekehrung" sein, sagte Franziskus in der Rede, die als jährliche Grundsatzansprache über den Kurs der Kirchenleitung gilt. Die Strukturveränderung geschehe nicht zum Selbstzweck oder als "Schönheitsoperation, um die Falten zu entfernen", sagte er. "Es sind nicht die Falten, vor denen man sich in der Kirche fürchten muss, sondern die Schmutzflecken."
Hürden auf diesem Weg nannte der Papst "normal, ja heilsam". Neben konstruktiver Kritik, Angst und Trägheit gebe es aber auch "böswillige Widerstände" aus einem "verqueren Geist". Diese Art von Reformverweigerung, die "oft im Schafspelz" daherkomme, verstecke sich "hinter rechtfertigenden und in vielen Fällen anklagenden Worten und flüchtet sich in Traditionen, Schein, Formalität, in das Bekannte". Konkrete Beispiele nannte er nicht.
Papst: Fortbildung statt Beförderungen für Kurienmitarbeiter
Als Leitlinien der Reform nannte Franziskus eine klarere Gliederung der Ressorts, die Anpassung an heutige Bedürfnisse und mehr Effizienz durch Bündelung zusammengehörender Themenbereiche. Weiter gehe es um eine "Vereinfachung und Verschlankung der Kurie", auch durch die Aufhebung einzelner Büros. Leitend für die Kurienarbeit seien Subsidiarität und Synodalität. Letztere vollziehe sich in Form von Kabinettssitzungen, aber auch ressortübergreifenden Beratungen und Dialogprozessen innerhalb der Behörden.
Ausdrücklich sprach sich Franziskus für eine stärkere Beteiligung von Laien und für mehr kulturelle Vielfalt aus. Die "Würdigung der Rolle der Frau und der Laien im Leben der Kirche und ihre Integration in Leitungsaufgaben der Behörden" sei sehr wichtig.
Als unerlässlich nannte der Papst eine ständige Fortbildung der Kurienmitarbeiter. Mit der Praxis, ungeeignete Amtsinhaber zu befördern, um sie wegzuschaffen, müsse endgültig Schluss sein. Franziskus nannte diese Gepflogenheit einen "Krebs". Weiter verteidigte er die versuchsweise und befristete Einführung von Änderungen. Dies sei kein Zeichen von Unentschlossenheit, sondern einer "notwendigen Flexibilität, um zu einer echten Reform zu kommen". (KNA)
22.12., 14:30 Uhr: Erster kurzer Artikel durch eine längere Zusammenfassung ersetzt