Kurienkardinal verteidigt katholische Sexualmoral

Sarah fordert erneut Enthaltsamkeit von Homosexuellen

Veröffentlicht am 01.09.2017 um 13:15 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Robert Sarah
Bild: © KNA
Sexualmoral

New York ‐ Aus der Not eine Tugend machen: Kurienkardinal Robert Sarah rät homosexuellen Menschen zu einem Leben in Keuschheit - und sieht das auch als Akt der Nächstenliebe.

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Kurienkardinal Robert Sarah hat die katholische Sexualmoral mit Blick auf den Umgang mit Homosexuellen verteidigt. Diejenigen, die im Namen der Kirche sprächen, "müssen der unveränderlichen Lehre Christi treu bleiben, da die Menschen nur im Leben nach dem göttlichen Schöpfungsplan dauerhafte und tiefe Erfüllung finden", schrieb Sarah am Donnerstag in einem Gastbeitrag für das "Wall Street Journal". Für Homosexuelle bedeute das – ebenso wie für Unverheiratete – enthaltsam zu leben.

Zustimmung mit anderer Schlussfolgerung

In diesem Zusammenhang sprach der Präfekt für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung auch über das Buch "Eine Brücke bauen" von James Martin. Der US-Jesuit hatte einen neuen Umgang der katholischen Kirche mit Homosexuellen gefordert und dafür auch aus der Kirche viel Zuspruch erhalten. Kurienkardinal Kevin Farrell (69), seit kurzem Leiter der Vatikanbehörde für Laien, Familie und Leben, sprach von "einem willkommenen und dringend benötigten Buch". Es werde helfen, so der ehemalige Bischof von Dallas, dass sich LGBT-Katholiken eher in der Kirche zu Hause fühlen könnten.

Laut Sarah wiederhole Martin mit seinem Buch den verbreiteten Vorwurf, dass Katholiken, die Homosexualität kritisierten, das Recht zur sexuellen Selbstbestimmung aller Menschen außer Acht lassen würden. Sarah stimmt dem Jesuiten nur insofern zu, als dass es keine "zwei Standards in Bezug auf die Tugend der Keuschheit" geben könne. Deshalb schlussfolgert er, dass Unverheiratete – egal welcher sexuellen Orientierung – sexuell enthaltsam leben müssten. "Das ist gerade in der heutigen Zeit ein hoher Standard", so Sarah. Es stünde jedoch im Widerspruch zur Weisheit und Güte Christi, wenn man diese Forderung für etwas halte, das man nicht schaffen könne.

Bild: ©Privat

Der Jesuit James Martin aus den USA hat nach jahrelanger Erfahrung als Homosexuellen-Seelsorger ein Buch für eine Annäherung von Kirche und LGBT-Katholiken geschrieben.

Ähnlich hatte sich Sarah bereits im Vorwort des Buches "Warum ich mich selbst nicht schwul nenne" (Originaltitel: Why I Don't Call Myself Gay) geäußert. Dessen Autor Daniel Mattson berichtet unter anderem davon, wie er als "keuscher Katholik mit homosexuellen Neigungen in Christus den Frieden gefunden hat". Sarah bezeichnete die Keuschheit im Vorwort als eine "Tugend für alle Jünger". Mit Blick auf Homosexuelle schrieb er: "Wir erniedrigen sie, wenn wir glauben, dass sie diese Tugend nicht erlangen können." Er erklärte, dass es keine Nächstenliebe sei, die "harten Worte" Christi und seiner Kirche zu verschweigen.

Jesuit Martin reagiert auf Sarahs Gastbeitrag

Jetzt erklärte der Kardinal im "Wall Street Journal", die Kirche lehre mit Blick auf die Homosexualität, dass die Identität eines Menschen von seiner sexuellen Orientierung und den damit zusammen hängenden Handlungen zu unterscheiden sei. Der Mensch an sich sei immer gut, weil er ein Kind Gottes sei. Auch sei gleichgeschlechtliche Orientierung nicht grundsätzlich sündhaft, auch wenn sie im Widerspruch zur menschlichen Natur stehe; etwa dann, wenn sie nicht gewollt sei oder nicht ausgelebt würde. Sehr wohl sündhaft und für das Wohlergehen der Person schädlich seien jedoch gelebte homosexuelle Beziehungen. Die Kirche sei der LGBT-Gemeinschaft diese Wahrheit aus Nächstenliebe schuldig.

Der Jesuit Martin reagierte im Onlinemagazin "Crux" auf die Ausführungen Sarahs und bezeichnete sei als "einen Schritt vorwärts", da er den Begriff "LGBT" nutze, dem sich manche traditionelle Katholiken noch immer verweigerten. Gleichzeitig sieht er den Beitrag auch als verpasste Chance: "Ich hätte gerne etwas von den traurigen Konsequenzen dessen gehört, was passiert, wenn man Homosexuelle so behandelt, als wären sie Menschen zweiter Klasse – besonders, wenn das Verantwortliche der Kirche tun."

Von Björn Odendahl

Linktipp: "LGBT-Katholiken fühlen sich unglaublich verletzt"

Vom Papst hat James Martin noch nichts gehört, dafür gab es Lob von Kardinälen: Mit seinem neuen Buch will der US-Jesuit Brücken zwischen der Kirche und katholischen Homosexuellen bauen.