Papst Franziskus baut den Vatikan Zug um Zug um

Schlanker und jünger

Veröffentlicht am 03.09.2016 um 00:01 Uhr – Von Ludwig Ring-Eifel (KNA) – Lesedauer: 
Die Mitglieder des K9-Rats beraten mit Papst Franziskus über die Kurienreform.
Bild: © KNA
Kurie

Vatikanstadt ‐ Aus zwölf mach sieben: Durch Zusammenlegungen hat Papst Franziskus die Zahl der Vatikanbehörden deutlich reduziert. Doch ist er damit schon an seinem Ziel? Was hat er noch vor?

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Mit viel Schwung geht in diesen Wochen die Reform der Vatikanbehörden voran. Ausgerechnet in den heißen Sommermonaten, in denen der Vatikan ferienbedingt sonst oft in eine Art Dämmerschlaf verfällt, hat der niemals urlaubende Papst aus Argentinien drei entscheidende Schritte seiner Kurienreform abgeschlossen und rechtskräftig verkündet. Mitte Juli ordnete Franziskus die Zuständigkeiten für die Verwaltung der wirtschaftlichen Güter des Heiligen Stuhls neu und tarierte das Verhältnis zwischen Güterbewirtschaftung und der zuständigen Aufsichtsgremien (Wirtschaftssekretariat und Wirtschaftsrat) neu aus.

Rund sechs Wochen später, am 17. August, verkündete er die Zusammenlegung der bisherigen Päpstlichen Räte für die Laien und für die Familie in einer neuen Behörde. An ihre Spitze setzte er den im Vatikan bis dahin wenig bekannten US-amerikanischen Bischof Kevin Joseph Farrell (69). Und gerade mal zwei Wochen danach, immer noch im römischen Sommerloch, ordnete er an diesem Mittwoch an, dass die bisherigen Päpstlichen Räte für Katastrophenhilfe ("Cor Unum"), für Gerechtigkeit und Frieden, für Migranten und für Gesundheit in einer einzigen Behörde zusammengelegt werden. Sie wird das Ziel der "ganzheitlichen Entwicklung" im Namen tragen.

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Die "ganzheitliche Entwicklung des Menschen" wird im Vatikan ein eigenes Ressort. Es vereint die Herzensanliegen des Papstes. Die Sorge um Flüchtlinge macht er sogar zur Chefsache.

Der Umbau soll - ebenso wie der im Familienbereich - nach dem Willen des Papstes zum Jahreswechsel in Kraft treten. Es fügt sich, dass bis dahin die betroffenen Behördenchef-Sessel ohnehin vakant sind. Starker Mann für die neue Entwicklungsbehörde wird der ghanaische Kurienkardinal Peter Turkson (67). Er leitete bislang den Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden. Mit dieser umfangreichen Zusammenlegung schrumpft die Zahl der Päpstlichen Räte von einst zwölf auf jetzt nur noch sieben.

Auffallend jüngeres Führungspersonal

Bereits im Sommer 2015 hatte Franziskus den Päpstlichen Medienrat aufgelöst und ihn in ein neues "Kommunikationssekretariat" überführt, dem nun die vielfältigen vatikanischen Medienaktivitäten unterstehen. Dort laufen seitdem alle Fäden beim neuen Präfekten Dario Vigano (54) zusammen, der zuvor bereits das Vatikanische Fernsehzentrum CTV geleitet hatte. Mit der Reduzierung geht eine inhaltliche Neuausrichtung der Behörden einher. Papst Franziskus gibt ihnen ein zeitgemäßes Aufgabenprofil mit auf den Weg. So wird bei der neuen "Behörde für ganzheitliche Entwicklung" die Sorge für die Migranten ebenso genannt wie die Erhaltung der Schöpfung. Auffallend ist auch die personelle Verjüngung des Führungspersonals.

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So richtig weiß noch niemand, wann die Kurienreform zum Abschluss kommen wird. Doch nach der jüngsten Beratungsrunde von Papst Franziskus mit seinem K9-Rat zeigt man sich im Vatikan zuversichtlich.

28 Jahre, nachdem Johannes Paul II. (1978-2005) mit dem Schreiben "Pastor bonus" die bislang letzte große Kurienreform durchgesetzt und damals einige der nun wieder aufgelösten Ämter geschaffen hatte, stehen die Zeichen in Rom offenbar weiter auf Verschlankung und Effizienzsteigerung. Klagen über eine undurchsichtige, bevormundende und für die Ortskirchen nicht wirklich nützliche vatikanische Bürokratie hatten im Vorfeld der Papstwahl von 2013 in den Debatten der in Rom versammelten Kardinäle eine große Rolle gespielt.

Franziskus hat stets betont, dass er mit seiner Kurienreform lediglich das umsetze, was die Kardinäle damals gefordert hatten. Noch ist nicht ganz klar, ob der Vatikan-Umbau mit den jetzt verkündeten Reformschritten weitgehend vollendet ist - oder ob sich der Papst auch noch an das Herzstück des Systems heranwagt: das mächtige vatikanische Staatssekretariat. Zu reformieren gäbe es auch dort einiges - etwa durch die mögliche Ausgliederung eines regulären Außenministeriums. Bislang wird es nämlich noch als "Zweite Sektion" des Staatssekretariats geführt.

Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)