Katholisch.de hat Kirchenvertreter aus den Teilnehmerländern gefragt

So tippen Bischöfe aus aller Welt die Fußball-WM

Veröffentlicht am 14.06.2018 um 13:45 Uhr – Lesedauer: 
Fußball-WM

Berlin ‐ Vom ahnungslosen Arborelius bis zum siegessicheren Sierra: Kardinäle und Bischöfe aus aller Welt haben für katholisch.de den Fußball-Weltmeister getippt - inklusive passendem Bibelzitat.

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Endlich geht sie los: Die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland. Millionen Fans in aller Welt haben lange auf diesen Tag hingefiebert. Für sie beginnen mit dem heutigen Eröffnungsspiel zwischen der Mannschaft des Gastgebers und Saudi-Arabien die fünf wichtigsten Wochen des Jahres.

Weniger ausgeprägt scheint die Vorfreude auf das sportliche Großereignis dagegen bei den Vertretern der Weltkirche zu sein – jedenfalls wenn man die Reaktionen auf eine katholisch.de-Umfrage unter Bischöfen aller 32 Teilnehmerländer zugrunde legt. Auf die vier Fragen unserer Redaktion – "Wer wird Weltmeister?", "Wie schneidet Ihre eigene Mannschaft ab?", "Auf welche Mannschaft freuen Sie sich besonders?", "Welches passende Bibelzitat fällt Ihnen zur Weltmeisterschaft ein?" – trauten sich nur wenige der angefragten Bischöfe und Kardinäle eine fundierte Einschätzung zu.

Der Präsident der japanischen Bischöfe betet für das DFB-Team

Dass jedoch auch Absagen sympathisch und ehrlich sein können, beweist die Antwort des Präsidenten der Japanischen Bischofskonferenz. "Leider", so schreibt Erzbischof Mitsuaki Takami aus Nagasaki, "weiß ich nicht genug über Fußball, um das Ergebnis der Weltmeisterschaft vorhersagen zu können". Als höflicher Asiate fügt er immerhin hinzu, dass er für einen guten Turnierverlauf für die deutsche Mannschaft beten werde.

Anders Arborelius im Porträt
Bild: ©KNA

Ist nach Aussage seiner Sprecherin trotz Zlatan Ibrahimovic nicht an Fußball interessiert: Schwedens Kardinal Anders Arborelius.

Ähnliches schreibt auch der schwedische Kardinal Anders Arborelius, wobei der 68-Jährige noch weniger als sein japanischer Kollege für das runde Leder übrig zu haben scheint – und das, obwohl die Schweden bis vor kurzem mit Zlatan Ibrahimovic den selbsternannten Fußballgott in ihren Reihen hatten. "Ich kann Ihnen leider keine Antwort von Kardinal Arborelius übermitteln, da er an Fußball nicht interessiert ist", schreibt uns also seine Sprecherin. Der Stockholmer Bischof gucke nur selten Fernsehen und überhaupt sei sein Interesse an Sport "sehr limitiert". Immerhin: Auch aus Stockholm kommen gute Signale für das deutsche Team. "Ein Kollege von mir tippt Deutschland als Weltmeister", so die Sprecherin.

Doch es gibt auch andere, fußball-affinere Rückmeldungen – zum Beispiel aus Marokko, dem Land, das gerade erst mit seiner Bewerbung um eine Ausrichtung der Weltmeisterschaft im Jahr 2026 gescheitert ist. Der Erzbischof von Rabat, Christobal Lopez Romero, sieht drei Mannschaften als Favoriten für den WM-Titel: Brasilien, Deutschland und Spanien; letzteres ist das Heimatland des Salesianers. Auch der marokkanischen Mannschaft traut der 66-Jährige einiges zu: "Sie ist gut vorbereitet und voller Optimismus", ist sich der Kirchenmann sicher. Als Bibelzitat gibt er dem Team einen Spruch aus dem Matthäusevangelium mit auf den Weg: "Sucht zuerst das Reich Gottes und der Rest wird euch dazugegeben" (Mt 6,33).

Der polnische Sportbischof freut sich auf Spanien

Brasilien, das Land des fünfmaligen Weltmeisters, hat auch der polnische Sportbischof Marian Florczyk ganz oben auf dem Tipp-Zettel. Qua Amt rechnet der Weihbischof in Kielce zudem auf einen Achtungserfolg der Polen: "Die polnische Mannschaft wird die Gruppenphase überstehen und bis ins Viertelfinale vordringen", gibt der Geistliche zu Protokoll. Aus ästhetischen Gründen freut er sich vor allem auf Spanien. Die Kicker von der iberischen Halbinsel, die im Jahr 2010 erstmals Weltmeister wurden, "spielen einen sehr schönen Fußball", schreibt Florczyk.

Linktipp: Das sind die Tipps der deutschen Bischöfe zur Fußball-WM

Die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland lässt auch viele der deutschen Bischöfe nicht kalt. Bei ihren Tipps – mal mit, mal ohne Sachkenntnis – trauen sie der deutschen Elf einiges zu.

Romero und Florczyk sind mit ihren Weltmeister-Tipps jedoch eine Ausnahme. Die meisten anderen angefragten Kardinäle und Bischöfe favorisieren ihr Heimatteam, wenn es um den Titel geht. Wie viel Fachwissen oder sportliche Überzeugung hinter diesen Tipps steht, lässt sich nicht ausmachen. Aber natürlich dürfen auch Kirchenmänner vom ganz großen Fußballmärchen träumen.

Zum Beispiel Paolo Pezzi. Der Erzbischof von Moskau, tippt auf Russland – vielleicht auch nur deshalb, weil die "Squadra Azzurra" aus seinem Heimatland Italien überraschend nicht bei der WM dabei ist. Doch Pezzi scheint tatsächlich von den sportlichen Qualitäten Russlands überzeugt zu sein: "Sie sind eine gute Mannschaft", sagt er über den Gastgeber. Zugleich freut sich der Erzbischof auf die Spiele von Brasilien, Deutschland und Spanien, schließlich seien deren Teams auch nicht schlecht. Vielleicht hilft dem russischen Team auf dem Weg zu großen Taten Pezzis Bibelzitat, immerhin hat sich der 57-Jährige für eines der sportlichsten Zitate der Heiligen Schrift entschieden: "Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber dass nur einer den Siegespreis gewinnt? Lauft so, dass ihr ihn gewinnt!" (1 Kor 9,24)

Mit viel "Huh" zum Weltmeistertitel?

Wohl noch in Erinnerung an die begeisternden Auftritte der Isländer bei der Europameisterschaft vor zwei Jahren in Frankreich tippt Bischof David Tencer aus Reykjavik auf einen isländischen Triumph in Russland. Die Mannschaft, die 2016 mit ihrem "Huh"-Schlachtruf Begeisterung auslöste, werde Weltmeister. "Denn die Letzten werden die Ersten sein", untermauert der 55-Jährige seine These mit Unterstützung des Matthäusevangeliums. Dem Wikinger-Team gibt Diaspora-Bischof Tencer dann noch ein Bibelzitat mit auf den Weg, das seinen allgemeinen Optimismus wiederspiegelt: "Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben." (Lk 12,32)

Bild: ©KNA

Der deutsche Sportbischof Jörg Michael Peters sagt mit Blick auf das DFB-Team: "Unserer Mannschaft traue ich alles zu – aber das heißt dann auch wirklich 'alles'."

Auch der deutsche Sportbischof Michael Peters tippt auf einen Erfolg seines Heimatteams, wobei man seinen Tipp auch anders lesen kann. "Unserer Mannschaft traue ich alles zu – aber das heißt dann auch wirklich 'alles'", schreibt der Trierer Weihbischof. Wohl als Warnung an die Mannschaft von Joachim Löw ist sein Hinweis zu verstehen, dass es im Fußball immer wieder auch zu Überraschungen kommen könne – "denken wir an das DFB-Pokalfinale in diesem Jahr oder an das Freundschaftsspiel der deutschen Mannschaft gegen Österreich". Letzteres endete bekanntlich mit einer 1:2-Niederlage für das DFB-Team.

Chancen räumt Peters auch den Brasilianern um Superstar Neymar ein. "Ich glaube, wir dürfen mit ihnen rechnen. Darauf freue ich mich", betont der Weihbischof, der zudem auch den Außenseitern die Daumen drückt. Bei den sogenannten "Kleinen" schlägt sein Herz vor allem für Panama, das erstmals bei einer WM dabei ist und außerdem im kommenden Jahr Gastgeber des Weltjugendtags sein wird.

"Wer auch immer gewinnt, wir alle sind Sieger"

Der letzte Tipp erreichte unsere Redaktion schließlich vor wenigen Tagen aus Spanien – und er bildet einen versöhnlichen Abschluss unserer Umfrage. "Wer auch immer gewinnt, wir alle sind Sieger", schreibt der Madrider Kardinal Carlos Osoro Sierra. Der Kirchenmann, dessen Diözese mit Real Madrid den 13-fachen Champions-League-Sieger beherbergt, hofft vor allem auf das verbindende Element der Weltmeisterschaft. "In den Wochen des Turniers werden Brücken zwischen den verschiedenen Völkern der Welt gebaut; es sind Tage der Freude und der Hoffnung", so Osoro Sierra. Das von ihm gewählte Bibelzitat passt zu dieser Hoffnung, denn es lässt sich als Aufruf zum Fair Play verstehen: "Denkt dabei nicht nur an euch selbst, sondern an die anderen." (1 Kor 10,34)

Gefragt nach dem neuen Weltmeister lässt sich Osoro Sierra dann aber doch noch zu einer Parteinahme hinreißen: "Ich hoffe, dass Spanien ein gutes Resultat bei dieser Weltmeisterschaft erzielen wird. Wir haben großartige Spieler mit viel Energie und einem großen Einsatz für das Wohl der Mannschaft", fachsimpelt der Kardinal. Und er hat sogar noch einen Alternativ-Tipp parat. Wenn es Spanien doch nicht schaffen sollte, möge stattdessen Argentinien gewinnen. Ob Osoro Sierra bei diesem Tipp vielleicht an seinen Chef im Vatikan gedacht hat?

Von Steffen Zimmermann

Mitarbeit: Kilian Martin und Roland Müller