Synode will klaren Perspektivwechsel
Malburg vergleicht das mit dem Kochen: Man könne perfekt vorbereitet einkaufen gehen, um dann schließlich am Herd festzustellen, dass man eine entscheidende Zutat doch vergessen habe. Oder aber man schaue einfach in den Kühlschrank, was dort noch so drin sei, und mache dann mit etwas Kreativität das Beste aus den vorhandenen Zutaten. Auch für die Gläubigen komme es darauf an, das Beste aus dem Rückgang der alten Volkskirche zu machen, verdeutlicht Malburg.
Die Küchenmetaphorik wird bald zu einem der beliebtesten Sprachbilder der Vollversammlung. Nur die Formulierung "wie schon Papst Franziskus sagt" ist noch häufiger zu hören. Dieser hatte erst vor wenigen Wochen mit den Bischöfen aus aller Welt um den Kurs in Ehe- und Familienfragen gerungen. Die Frage nach dem richtigen Umgang etwa mit wiederverheirateten Geschiedenen oder Homosexuellen und nach der Rolle von Frauen bewegt auch die Trierer Synode.
Einige Vorbehalte von Bischof Ackermann bei Antragstexten
Da wird mitunter Frust geäußert, wenn etwa eine Teilnehmerin sagt: "Ich habe einen vollen Kühlschrank, ich kann gut kochen - ich darf aber nicht." Oder wenn eine Pastoralreferentin einen deutlichen Paradigmenwechsel fordert: "Was sage ich dem einzelnen schwulen oder lesbischen Paar, das den Segen von der Kirche haben will? Das ist für mich die Bewährung hier bei der Synode."
Doch bei aller Kritik: Die Stimmung während dieser vorletzten Vollversammlung der Synode ist konstruktiv. Bischof Stephan Ackermann macht deutlich, wo sein Handlungsspielraum endet: Gemäß dem Kirchenrecht kann die Trierer Synode keine Veränderungen bei Glaubens- und Lehrfragen herbeiführen. Bei den zahlreichen Antragstexten äußert Ackermann daher einige Vorbehalte gegenüber einzelnen Formulierungen, die jedoch nach Debatten mit pragmatischen Kompromissen ausgeräumt werden können.
Im Dezember 2013 begann die Synode. Nach genau zwei Jahren Beratung hätte das Trierer Treffen eigentlich die Abschlussveranstaltung werden sollen. Doch wegen des hohen Beratungsbedarfs geht die Synode nun in die Verlängerung; im April 2016 soll ein Abschlussdokument verabschiedet werden. Der Bischof und viele Teilnehmer sind jedoch erkennbar daran interessiert, bereits bei diesem Plenum wichtige Pflöcke einzurammen.
Laien sollen mehr Mitsprache erhalten
Mit großer Mehrheit von über 80 Prozent verabschieden die Synodalen mehrere Beschlussempfehlungen, die sich "Perspektivwechsel" nennen. Die Laien sollen demnach mehr Mitsprache erhalten. Die Kirche solle nicht mehr "rein aufgabenorientiert", sondern künftig "vom Einzelnen her denken", sein Charisma entdecken. Es gehe darum, "nicht mehr zu fragen: Passen die Menschen in die Kirche - und wenn sie nicht passen, werden sie passend gemacht -, sondern stärker auf den Einzelnen zu schauen, seine Würde, seine Fragen, sein Engagement, seine Brüche", erklärt der Bischof.
Linktipp: Synode will Abschied von Kleinstpfarreien
Die Synode im Bistum Trier hat sich für einen Abschied von der bestehenden kleinteiligen Pfarreienstruktur ausgesprochen. Damit werden die knapp 900 Pfarreien der Diözese mittelfristig wohl zu weniger als 100 Seelsorgeeinheiten zusammengelegt.Auch wenn es um spürbare Einschnitte geht, werden die Synodalen deutlich. Für die bestehende kleinteilige Pfarreienstruktur, für "eine gleichmäßige, flächendeckende seelsorgliche Versorgung" sehen sie keine Zukunft. Aus fast 900 Pfarreien im Bistum sollen, so eine erste Orientierungsgröße, unter hundert Großpfarreien werden.
Ob und wie diese und andere bisweilen radikal klingenden Ideen konkret umgesetzt werden, ist noch offen. Trotz des sich abzeichnenden hohen Konsenses gilt: Alle verabschiedeten Anträge stehen unter dem Vorbehalt eines endgültigen Beschlusses im April. Eine neu gewählte Redaktionskommission soll bis dahin ein Abschlussdokument formulieren.