Vatikan plant Kinderschutz-Leitlinien
Der Vatikan plant internationale Kinderschutz-Leitlinien für die katholische Kirche. Der Entwurf eines Papiers, das sich mit der Prävention des Missbrauchs von Kindern, Heranwachsenden und schutzbedürftigen Erwachsenen befasst, sei fertig und solle demnächst Papst Franziskus vorgelegt werden, teilte die vatikanische Kinderschutzkommission am Montag mit.
Einwöchiges Treffen im Vatikan
Die Kommission, der auch der deutsche Jesuit Hans Zollner angehört, war von Montag vergangener Woche bis Sonntag zu einem Treffen der Arbeitsgruppen und ihrer Jahresvollversammlung in Rom zusammengekommen. Vorsitzender des Gremiums ist der Bostoner Kardinal Sean O'Malley. Er sitzt zugleich im Rat der neun Kardinäle für die Leitungsreform der katholischen Kirche, der am Montag zu einer mehrtägigen Beratung mit dem Papst zusammentrat.
Die Erarbeitung von Leitlinien für den Umgang mit sexuellem Missbrauch war schon im Mai 2011 von Benedikt XVI. (2005-2013) für alle nationalen Bischofskonferenzen angeordnet worden. Zu den Maßnahmen gegen Vergehen an Minderjährigen gehörten weiter die Forderung des Vatikan nach einer strengeren Auswahl von Priesteramtskandidaten und Anpassungen im Kirchenrecht. Im Juni hatte Franziskus eine Art Dienstaufsichtsverfahren für Bischöfe eingeführt, die ihre Sorgfaltspflicht bei der Aufklärung von sexuellem Missbrauch verletzen.
Probleme bei der Terminfindung
Die Kinderschutzkommission erörterte laut ihrer Mitteilung auch einen weltweiten Gebetstag für die Opfer von Kindesmissbrauch. Franziskus habe die Bischofskonferenzen um die Wahl eines geeigneten Datums gebeten. So habe sich die Australische Bischofskonferenz dem nationalen Aktionstag für Kinderschutz am vergangenen Sonntag angeschlossen, während die südafrikanischen Bischofskonferenzen am ersten Dezemberwochenende mit Gebetsgottesdiensten, einem Fastenaufruf und einer Botschaft auf das Thema aufmerksam machen wollten.
Wie Hans Zollner am Montag gegenüber Radio Vatikan zudem berichtete, ist Papst Franziskus am Samstag mit zwei Stellvertretern italienischer Missbrauchsopfer zusammengetroffen.
Die beiden Frauen hätten dem Papst zwei Bücher überreicht, die sexuelle Vergehen durch katholische Geistliche thematisierten. Das eine Buch sei der Erlebnisbericht einer Italienerin, die als Jugendliche missbraucht worden sei, und die erste Publikation dieser Art in Italien. Das andere Buch handle von sexueller Gewalt gegen Ordensfrauen durch Seelsorger.
Franziskus betroffen über Missbrauchsberichte
Die beiden Frauen berichteten laut Zollner, Franziskus habe sich in dem Gespräch betroffen gezeigt und darum gebeten, weiter auf dem Laufenden gehalten zu werden. Wie sein Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013) begegne auch Franziskus Missbrauchsopfern mit einer "großen persönlichen Achtsamkeit", sagte Zollner dem Sender. (KNA)
12.09.2016, 16.01 Uhr: ergänzt um Treffen des Papstes mit Vertreterinnen von Missbrauchsopfern
14.09.2016, 14.55 Uhr: ergänzt um Korrektur der KNA: Treffen mit Vertreterinnen von Missbrauchsopfern statt mit Missbrauchsopfern selbst