Ermittler genießen weiterhin das volle Vertrauen des Papstes

Vatikan weist Malteser-Spitze zurecht

Veröffentlicht am 17.01.2017 um 15:00 Uhr – Lesedauer: 
Malteserorden

Vatikanstadt ‐ Es scheint kein Ende in Sicht zu sein: Die Streitigkeiten zwischen dem Vatikan und dem Malteserorden gehen in die nächste Runde. Nun hat der Vatikan die Malteser-Spitze zurechtgewiesen.

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Der Vatikan hat sich öffentlich gegen eine Infragestellung seiner Ermittlungen in der Malteser-Leitung durch die Ordensspitze verwahrt. Angesichts der vorliegenden Informationen weise man jeden Versuch zurück, die Mitglieder und die Arbeit der Untersuchungskommission zu diskreditieren, teilte der Vatikan am Dienstag mit. Die fünfköpfige Gruppe, die Papst Franziskus am 21. Dezember eingesetzt habe, um ihn über die Leitungskrise zu informieren, genieße weiterhin das volle Vertrauen des Heiligen Stuhls.

Der Vatikan vertraue auf die "volle Kooperation aller in dieser so delikaten Phase". Nach dem Bericht der Kommission werde man diejenigen Entscheidungen treffen, die "für das Wohl des Souveränen Malteserordens und der Kirche am geeignetsten sind". Zugleich stellte sich der Heilige Stuhl in seiner Stellungnahme hinter die "lobenswerte Arbeit der Mitglieder und Freiwilligen" des weltweit tätigen Ordens. Auch die augenblicklichen Ermittlungen geschähen "zur Unterstützung und Förderung dieser großherzigen Mission".

Matthew Festing und Papst Franziskus
Bild: ©KNA

Matthew Festing, Großmeister des Souveränen Malteserordens im Jahr 2014 bei einer Privataudienz bei Papst Franziskus

Anlass des vatikanischen Vorgehens ist ein Streit um die Absetzung des Deutschen Albrecht von Boeselager als Großkanzler der Malteser. Malteser-Großmeister Matthew Festing hatte vergangene Woche eine Zusammenarbeit mit den päpstlichen Ermittlern unter Leitung des früheren Vatikan-Diplomaten Erzbischof Silvano Tomasi verweigert. Festing sprach unter Verweis auf die Souveränität des Ordens von einer "rechtlichen Bedeutungslosigkeit" der Kommission. Bei der Ersetzung Boeselagers gehe es um eine "interne Leitungsentscheidung des Ordens".

Einspruch gegen Ausschluss eingereicht

Boeselager reichte unterdessen beim zuständigen ordensinternen Magistral-Gericht Einspruch gegen seinen Ausschluss aus dem Orden und seine Amtsenthebung ein. Die Maßnahmen entbehrten "jeder rechtlichen Grundlage", ließ er erklären. Der Malteserorden mit weltweit 13.500 Mitgliedern hat den Status eines Völkerrechtssubjekts. Kardinalpatron ist seit 2014 der US-amerikanische Kardinal Raymond Leo Burke (68). (KNA)

Linktipp: Souverän auf Augenhöhe?

Der Konflikt um die Entlassung des Malteser-Großkanzlers wird, geht man nach den Gepflogenheiten der Diplomatie, mit harten Bandagen gekämpft. Zwei Akteure mit Anspruch auf Souveränität prallen aufeinander – der Papst und der Orden. Doch wer hat das Recht auf seiner Seite?