Vieles wird anders

Veröffentlicht am 07.05.2015 um 00:00 Uhr – Von Johannes Schidelko (KNA)  – Lesedauer: 
Heiliges Jahr

Rom ‐ Der Terminplan für das Heilige Jahr 2015/2016 zeigt: Im Vergleich zum großen Jubiläum 2000 werden andere Akzente gesetzt. So ist erstmals ein Treffen für Gefangene geplant.

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Das Jubiläum vom 8. Dezember bis 20. November 2016 soll nicht nur in der Ewigen Stadt begangen werden, sondern diesmal auch dezentral in allen Diözesen der Weltkirche. Dazu sollen erstmals in allen Kathedralkirchen und wichtigen Wallfahrtszentren der Weltkirche ebenfalls Heilige Pforten geöffnet werden. Und anders als vor 15 Jahren soll es sich diesmal um ein thematisches Jubiläum handeln, das die zentrale Dimension der Barmherzigkeit für den Glauben und das kirchlichem Leben bezeugt.

Erstmals Treffen für Gefangene

Nicht viel anders als bei den vergangenen Heiligen Jahren sind freilich die geplanten großen Treffen für bestimmte Kirchen- und Gesellschaftsgruppen. Es gibt sie diesmal für Priester, Ordensleute, Katecheten und Diakone, für Jugendliche, für Kranke und Behinderte, und vor allem für die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter in sozialkaritativen Diensten. Insgesamt 13 solcher Jubiläen sind vorgesehen - nicht einmal halb so viele wie im Jahr 2000. Erstmals ist im Petersdom jetzt auch ein Jubiläum für Gefangene vorgesehen, wobei die Planungen freilich erst am Anfang stehen.

 Basilika San Paolo fuori le Mura (Sankt Paul vor den Mauern) in Rom.
Basilika Santa Maria Maggiore in Rom.
Galerie: 4 Bilder

Am Aschermittwoch 2016 will der Papst dann bei einer Liturgie sogenannte "Missionare der Barmherzigkeit" aussenden. Es sollen erfahrene und geduldige Seelsorger sein, die vom Neuevangelisierungsrat in Abstimmung mit den Ortsbischöfen ausgewählt werden. Sie sollen sich nicht nur in der Fastenzeit als Prediger, Berater und auch Beichtväter zu Verfügung stellen, sondern auch im weiteren Verlauf des Jahres. Es könnten durchaus auch emeritierte Bischöfe sein, meinte Erzbischof Rino Fisichella , der Präsident des mit den Planungen beauftragen Neuevangelisierungsrates. Bei der Pressekonferenz zeigte er sich stolz, dass die Heilig-Jahr-Pläne bis zuletzt geheimblieben. Immerhin hatte Der Papst ihm schon im August 2014 seine Vision eines solchen Jubiläums vorgetragen - das er dann klammheimlich konkretisierte.

Neben den Großtreffen und Liturgien sind als zweites Element des Jubiläumsjahres einige symbolische Gesten der Barmherzigkeit vorgesehen, die der Papst gegenüber Menschen in existenziellen Randsituationen vornehmen will. Diesen sollen sich dann die Bischöfe in ihren Diözesen anschließen. Man kann spekulieren, dass es dabei um Besuche in Krankenhäusern und Gefängnissen oder um Begegnungen in Caritas-Zentren und Armen-Mensen handeln könnte. Doch weder Themen noch Termine der vermutlich fünf Initiativen sind bislang geklärt.

Bild: ©KNA

Das Logo des Heiligen Jahres

Gesonderter Zugang für Pilger

Auch die Einzelpilger haben die Organisatoren im Blick, die ohne eine Gruppe nach Rom kommen. Für sie soll es im historischen Zentrum Roms Kirchen zum Empfang, zur Vorbereitung und zum Gebet geben. Damit das Durchschreiten der Heiligen Pforte zu einem spirituellen Moment wird, will man für Pilger einen gesonderten Zugang einrichten. Sie sollen ungestört vom normalen Tourismusbetrieb, von lauten Fremdenführern und aufdringlichen Devotionalienhändlern bleiben, die sich rund um den Vatikan zunehmend breitmachen.

Das außerordentliche Heilige Jahr steht unter dem Motto "Barmherzig wie der Vater". Es hat ein eigenes Logo, das in einem mandelförmigen blauen Rahmen eine Darstellung Jesu zeigt, der auf den Schultern den verlorenen Menschen trägt. Der slowenische Jesuit Marko Rupnik, der bereits Mosaiken der Redemptoris-Mater-Kapelle im Apostolischen Palast gestaltet hat, greift damit ein frühchristliches Motiv auf. Der Vatikan hat sich die Rechte für das Logo international schützen lassen.

Zur Vorbereitung und Feier des Jubiläums in den Ortskirchen sollen im September einige Handreichungen erscheinen. Auf eine eigene Pilgerzeitung, wie sie 2000 erschien, will man verzichten. Man gehe mit der Zeit und setze auf Internet und Soziale Netzwerke, heißt es.

Päpstliche Bulle " Misericordiae vultus"

Die vollständie Bulle "Misericordiae vultus" - "Das Antlitz der Barmherzigkeit" können Sie auf der Homepage des Vatikans nachlesen.

Stichwort: Heiliges Jahr

Das Heilige Jahr ist ein Jubiläumsjahr in der katholischen Kirche. Es wird regulär alle 25 Jahre begangen. Biblisches Vorbild ist das Jubeljahr (Levitikus 25), ein alle 50 Jahre begangenes Erlassjahr. Das erste Heilige Jahr wurde 1300 von Papst Bonifatius VIII. (1294-1303) ausgerufen. Ursprünglich als Jahrhundertereignis gedacht, wurde es zunächst im Abstand von 50 und dann 33 Jahren wiederholt. Der Rhythmus von 25 Jahren besteht seit 1470. Zentrale Elemente der Heiligen Jahre wurden die Romwallfahrt, die Heilige Pforte und der Ablass. Zum Ritual gehörte der Besuch bestimmter Kirchen in Rom. Heute gehören acht Pilgerorte dazu, darunter der Petersdom, die Lateranbasilika, die Basilika Santa Maria Maggiore und die Katakomben. Neben den "ordentlichen" Heiligen Jahren gab es wiederholt außerordentliche Jubiläen, etwa 1566 angesichts der Bedrohung durch die Türken, 1605 zum Amtstritt von Papst Paul V., 1983 als besonderes Gedenkjahr der Erlösung, 1987 mit dem Themenschwerpunkt Maria und 2008 anlässlich der Geburt des Apostels Paulus vor 2000 Jahren. Im Jubeljahr 2000 kamen rund 25 Millionen Pilger und Besucher nach Rom. (KNA)
Von Johannes Schidelko (KNA)