Vom Fußballgott und falschen Glückwünschen
- Bei Vatikansprecher Frederico Lombardi reichte schon die pure Nachricht der Wahl, um aus der Fassung zu geraten: Auf einen Jesuiten als Papst sei er als Jesuit "psychologisch nicht vorbereitet" gab Lombardi, der sonst eigentlich nicht für Äußerungen zu seinem Gemütszustand bekannt ist, am Donnerstag vor Journalisten zu. Vor Franziskus war noch nie ein Jesuit Papst – schließlich verstehen sich die Ordensmitglieder explizit als Diener und halten sich von institutioneller Macht traditionell eher fern. Dass jetzt erstmals ein Jesuit gewählt wurde, wertete Lombardi auch als Kompliment für die Verdienste des Ordens.
- Auch bei den Kardinälen sorgte der Neue schon in den ersten Stunden seines Pontifikats für Erstaunen. Zunächst verzichtete er bei der Begrüßung der Gläubigen von der Mittelloggia des Petersdoms aus auf den traditionellen roten päpstlichen Schulterumhang und trug nur eine einfache weiße Soutane. Noch am gleichen Abend ließ Franziskus die bereits vorgefahrene Mercedes-Limousine einfach stehen und fuhr zusammen mit den anderen Kardinälen im Bus in das Gästehaus Santa Marta. Franziskus habe sich wie ein "Bruder unter Brüdern" verhalten, sollte der beeindruckte Kardinal Rainer Maria Woelki später über diese Geste sagen. Auch als Erzbischof von Buenos Aires hatte Jorge Mario Bergoglio lieber in einem einfachen Appartement statt im Bischofspalast gewohnt und seine Einkäufe im Supermarkt selbst erledigt.
-Papst Franziskus bringt durch seinen neuen Stil das Sicherheitspersonal ins Schwitzen. Schweizergarde, vatikanische Gendarmerie, aber auch die italienischen Sicherheitskräfte müssten sich auf neue Gegebenheiten einstellen, sagte Vatikansprecher Lombardi am Donnerstag. Franziskus ähnele in dieser Hinsicht Johannes Paul II. (1978-2005). Der Papst aus Polen war ein Freund von Bädern in der Menge und spontanen Ausflügen aus dem Vatikan.
-Dass der neue Pontifex Humor hat, beweist eine kurze Bemerkung, die er unmittelbar nach seiner Wahl beim Abendessen im vatikanischen Gästehaus Santa Marta an die Kardinäle richtete: "Möge Gott euch vergeben, was ihr getan habt", erklärte er. Solche Gedanken scheinen neuen Pontifeces nicht fremd zu sein: Ähnliche Worte hatte auch schon der 33-Tage-Papst Johannes Paul I. gefunden.
-Vielleicht ist Franziskus über den Fußballgott zum Glauben gekommen. Denn seit seiner Kindheit ist der bisherige Erzbischof von Buenos Aires Fan des argentinischen Erstligisten "San Lorenzo de Almagro", der von einem Salesianer gegründet wurde. Franziskus hat die Mitgliedsnummer 88235. Übrigens: Team und Fans des Vereins werden in Argentinien "Santos" (Heilige) genannt.
-Ups, das war peinlich: Statt dem argentinischen Kardinal hat die italienische Bischofskonferenz in einer E-Mail aus Versehen dem Mailänder Angelo Scola zur Papstwahl gratuliert. Das berichteten am Donnerstag italienische Medien. Scola hatte zu den engen Favoriten auf die Nachfolge Benedikt XVI. auf dem Stuhl Petri gehört.
-Es scheint, als könnten die Deutschen nicht vom Papsttum lassen. So hat der Leipziger Namensforscher Jürgen Udolph mit einigen Mühen im bürgerlichen Nachnamen des neuen Papstes germanische Ursprünge entdeckt. "Bergoglio" sei zwar italienisch, leite sich aber entweder vom germanischen Wort für "Berg" oder aus dem alten Vornamen "Beriko" her, hinter dem letztendlich der Bär steckt, fand Udolph heraus. "Wir Deutschen sind immer noch ein bisschen Papst", folgerte er. (mit Material von dpa und KNA)
Von Gabriele Höfling