Bischof Vincent Guo Xijin verschwunden

Vor Ostern: Chinesischer Untergrund-Bischof verschleppt

Veröffentlicht am 27.03.2018 um 16:00 Uhr – Lesedauer: 
China

Peking ‐ Der Vatikan verhandelt mit China über die Anerkennung von regimetreuen Bischöfen. Unterdessen verschwindet der papsttreue Bischof Vincent Guo Xijin von der Bildfläche. Es ist nicht das erste Mal.

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Kurz vor Beginn der Osterfeiern ist der Bischof der chinesischen Diözese Mindong (Provinz Fujian), Vincent Guo Xijin, erneut verschwunden. Nach einem Bericht des vatikanischen Pressedienstes Asianews (Dienstag) soll Guo, ein mit Billigung des Vatikan geweihter sogenannter "Untergrund-Bischof", von den staatlichen Behörden verschleppt worden sein. Demnach fand sich der Bischof am Montagnachmittag zu einem Termin im Büro der örtlichen staatlichen Religionsbehörde ein. Abends soll er in die Bischofsresidenz zurückgekehrt sein und seine Koffer gepackt haben. Noch in der Nacht sei der Bischof weggebracht worden. Über seinen Verbleib gibt es bisher keine Informationen.

Guo war bereits im vergangenen Jahr verschwunden

Guo war laut Asianews bereits im vergangenen Jahr rund um die Ostertage für knapp drei Wochen verschwunden. Gläubigen zufolge soll der Bischof entführt worden sein, nachdem er sich geweigert hatte, mit dem kirchenrechtlich illegitim von Peking ernannten Bischof der sogenannten "Katholischen Patriotischen Vereinigung", Zhan Silu, Gottesdienst zu feiern, so Asianews.

Silu ist einer der regimetreuen und ohne Einverständnis des Heiligen Stuhls eingesetzten Bischöfe, die der Vatikan laut jüngsten Medienberichten im Zusammenhang mit einer möglichen Vereinbarung mit China anerkennen könnte. Den nun verschwundenen Bischof Guo sollen vatikanische Abgesandte gebeten haben, auf sein Amt als Diözesanbischof zu verzichten, Weihbischof zu werden und so Platz für den Peking genehmen Kandidaten zu machen.

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In China gibt es eine papsttreue katholische Untergrundkirche und eine offizielle Staatskirche, die von Peking gelenkte Patriotische Vereinigung. Die gegenwärtigen Verhandlungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der kommunistischen Regierung in Peking laufen seit 2014. Die Frage der Bischofsernennungen ist dabei ein Kernproblem. Details der Verhandlungen sind nicht bekannt.

Laut Medienberichten wird derzeit über Lösungen für jene sieben unter den derzeit rund 100 chinesischen Bischöfen verhandelt, die ohne päpstliches Mandat geweiht und deshalb aus kirchlicher Sicht illegitim sind. Auch die Lage der mehr als 30 Bischöfe im "Untergrund", die ohne Zustimmung der Behörden geweiht wurden und deshalb aus Sicht Pekings als illegal gelten, soll Gesprächsthema sein.

Scharfe kritik von Kardinal Zen

Zuletzt hatte Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, emeritierter Bischof von Hongkong, die Verhandlungen des Vatikan einen "Ausverkauf" der katholischen Kirche in China genannt. Als der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin das Vorgehen des Heiligen Stuhls verteidigte, bezeichnete Zen diesen als "kleingläubig". Die chinesischen Katholiken würden die Erfahrung des Leidens für den Glauben in der Verfolgung durch das kommunistische Regime machen. Doch "ihr größtes Leiden ist, durch die eigene 'Familie' verraten zu werden", so Zen in Anspielung auf die Politik des Vatikan.

Mehr als die Hälfte der schätzungsweise mehr als zehn Millionen Katholiken in China entzieht sich der Kontrolle des Staates und steht loyal zum Papst, wofür viele auch verfolgt werden. Nach ihrer Machtübernahme 1949 hatten die Kommunisten die Beziehungen zum Vatikan abgebrochen und 1951 die "Katholische Patriotische Vereinigung" als Kirche unter staatlicher Kontrolle gegründet. (bod/dpa/KNA)