Weihe oder nicht?
Seit den 1960er Jahren, als das Zweite Vatikanischen Konzil die "Frauenfrage" als wesentliches Zeichen der Zeit erkannte, landet der Diakonat der Frau immer wieder auf der Tagesordnung. Unterstützt sehen sich die Befürworter auch durch das männliche Pendant, den Ständigen Diakon, der 1964 mit der dogmatischen Konstitution "Lumen gentium" (LG) nach Jahrhunderten der Vernachlässigung als eigenständiges Amt wieder eingeführt wurde.
Die Zeugnisse, die belegen, dass Frauen in der Geschichte öffentliche Dienste in der Kirche und den Gemeinden übernommen haben, reichen dagegen bis zu den Anfängen der Kirche zurück. So wird eine Frau namens Phöbe bereits im Brief des Paulus an die Römer als "Diakonos der Gemeinde in Kenchreä" vorgestellt (Röm 16,1-2). In der alten Kirche des Ostens taucht seit dem 3. Jahrhundert ein kirchliches Amt für Frauen auf, und auch das Konzil von Chalzedon (451) kennt die "Frau, die zur Diakonin geweiht wird". Spätestens seit dem Mittelalter verkümmert das Amt der Diakonin aber zusehends – ebenso wie das des Ständigen Diakons – und verschwindet schließlich ganz.
Keine Weihe nach kirchlichem Sakramentenverständnis
Aus der Tradition heraus eine Teilhabe von Frauen am heutigen Weiheamt zu begründen, erweist sich aber als schwierig. Denn die Diakoninnenweihe der alten Kirche entspricht nicht dem gängigen Sakramentenverständnis. Erhaltene Gebete scheinen das zu belegen und rücken die Weihe von Frauen eher in die Nähe eines Ordensgelübdes. Auch deshalb schlussfolgert der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller: "Ein dem Diakonenamt innerhalb des dreigliedrigen Ordo (Weihesakrament, Anm. d. Redaktion) entsprechendes Diakonat von Frauen hat es in den katholischen Kirchen legitim nicht gegeben."
Was es dagegen für Jahrhunderte gegeben hat, ist ein kirchliches Weiheamt, das den männlichen Diakon nur noch als Vorstufe auf dem Weg zum Priestertum kannte und beide Ämter damit untrennbar verband. Erst mit der Rückkehr des Ständigen Diakons wurden auch die Diskussionen um die Zulassung von Frauen neu entfacht. Denn das Zweite Vatikanische Konzil betont, dass Diakone ihre Weihe gerade "nicht zum Priestertum, sondern zur Dienstleistung empfangen" (LG 29). Denkt man diesen Satz weiter, scheint plötzlich auch das Amt einer Diakonin möglich. Denn es fordert nicht zwangsweise einen Anteil an jenem Amt, das Christus den zwölf Aposteln, die ausschließlich Männer waren, übertragen hat. Oder doch?
Denn das Konzil hält auch fest, dass die Bischöfe als Nachfolger der Apostel "die Aufgabe ihres Dienstamtes in mehrfacher Abstufung" weitergegeben haben. Und das es lediglich in "verschiedenen Ordnungen ausgeübt" werde (LG 28). Dasselbe Dokument lässt sich also auch aus der Perspektive der Einheit lesen, in der Diakonat, Presbyterat (Priester) und Episkopat (Bischof) lediglich drei Ausprägungen des einen, untrennbaren Amtes sind. Die Zulassung von Frauen zum Diakonat könnte dann weitreichende Folgen haben: nämlich die Forderungen nach der Weihe zur Priesterin und Bischöfin. Nach katholischer Lehre ist das jedoch mit Blick auf die Heilige Schrift und die Tradition ausgeschlossen. Das betonte unter anderem Papst Johannes Paul II. in seinem Schreiben "Ordinatio sacerdotalis" (1998).
Papst Paul VI. antwortet nicht auf Würzburger Synode
Dennoch erwuchs bereits auf der Würzburger Synode 1975 der Wunsch, die Frage des Diakonats der Frau "entsprechend den heutigen theologischen Erkenntnissen zu prüfen und angesichts der gegenwärtigen pastoralen Situation womöglich Frauen zur Diakonatsweihe zuzulassen". Das Papst Paul VI. damals übersandte Votum der Synodalen blieb jedoch unbeantwortet.
Das änderte jedoch nichts daran, dass die Stimmen derer, die ein Diakonat der Frau fordern, nicht verstummen. 1997 gründete sich in Deutschland das "Netzwerk Diakonat der Frau", in dem sich unter anderem Mitglieder der katholischen Frauenverbände kfd und KDFB sowie des Zentralkomitees deutscher Katholiken (ZdK) engagieren. Sie sehen die Frage noch nicht geklärt, ob das kirchliche Weiheamt tatsächlich unteilbar und damit nur Männern vorbehalten ist oder sich die Einheit des Amtes – wie es auch das Zweite Vatikanische Konzil festhielt – gerade in seiner Vielfalt zeigt.
Das Netzwerk beruft sich dabei auch auf das Apostolische Schreiben "Omnium in mentem" (2009) von Papst Benedikt XVI., mit dem auch einige Änderungen des Kirchenrechts einhergingen. Seitdem erhalten nur noch Priester und Bischöfe durch ihre Weihe "die Sendung und die Vollmacht, in der Person Christi, des Hauptes, zu handeln". Diakone sollen dagegen "dem Volk Gottes in der Diakonie der Liturgie, des Wortes und der Liebe dienen" (can. 1009 §3). Statt die Einheit des Amtes zu betonen, wird hier das Gewicht auf die qualitativen Unterschiede zwischen Diakonen auf der einen sowie Priestern und Bischöfen auf der anderen Seite gelegt.
Bisher keine Lösung in Sicht
Einen Fortschritt für den Diakonat der Frau bedeutete diese Gesetzesänderung bisher aber nicht. Stattdessen wird nach Alternativen gesucht. So schlug Kurienkardinal Walter Kasper auf der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe im Jahr 2013 eines neues Amt für Frauen vor: das der Gemeindediakonin. Sie könne zu "pastoralen, karitativen, katechetischen und bestimmten liturgischen Diensten beauftragt" werden, so der Kardinal. Statt durch ein Weihesakrament würde sie jedoch – ähnlich einem Pastoralreferenten – durch einen Segen beauftragt werden.
Doch auch diese Option scheint niemanden so recht zufrieden zu stellen. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer mahnte unmittelbar nach dem Vorschlag Kaspers an: "Ein Amt für Frauen etwa als Gemeindediakonin ohne sakramentale Beauftragung steht in der Gefahr, gar nicht oder falsch verstanden zu werden." Aber auch die Vorsitzende des "Netzwerks Diakonat der Frau", Irmentraud Kobusch, lehnte die Idee ab. Alles andere als eine sakramentale Weihe "würden Frauen als Abwertung bis hin zur Diskriminierung sehen".
In Trier wurde nun wieder über das Thema diskutiert. Bischof Ackermann erklärte, er sehe durchaus Spielraum für einen Diakonat der Frau. Doch auch er hält eine Weihe für unwahrscheinlich. Die Diskussionen gehen also weiter.