Wohin der Weg auch führt
Das gemeinsame Ziel ist es, überall dort das Evangelium zu verkünden und dem Leben zu dienen, wohin ihre missionarische Berufung sie führt. "Das können für uns Orte in fernen Ländern genauso wie Orte gleich vor der eigenen Haustüre sein", erklärt Pater Ralf Huning, Leiter der Deutschen Provinz der Gesellschaft des Göttlichen Wortes, lateinisch Societas Verbi Divini (SVD), wie der Name der Steyler Missionare offiziell lautet.
Die Deutsche Provinz mit Hauptsitz in Sankt Augustin zählt 203 Priester und 81 Brüder und 20 Theologiestudenten aus insgesamt 18 Nationen. "Dass wir so international und interkulturell aufgestellt sind, macht die Besonderheit unserer Gemeinschaft aus", sagt der 47-jährige Provinzial. Ob afrikanische Klänge in Gottesdiensten oder asiatische Gerichte auf dem Speiseplan: Vielfalt zieht sich durch alle Lebensbereiche der Steyler . Da können natürlich auch mal Spannungen und Reibereien entstehen. Aber in erster Linie hilft das alltägliche Miteinander verschiedener Nationen und Kulturen den Missionaren, weil sie so für ihre weltweite Arbeit voneinander lernen und sich ergänzen können.
1875 hatte Arnold Janssen im niederländischen Steyl die Gesellschaft des Göttlichen Wortes gegründet. Es war ein bescheidener Anfang. Denn der Kulturkampf zwang den deutschen Priester, dafür sein Heimatland zu verlassen. Neben der dürftigen Finanzlage hatte er anfangs auch nur wenige Mitstreiter. Doch die Idee des späteren Heiligen zündete, zog Männer aus ganz Europa an und ließ einen der größten Missionsorden der katholischen Kirche entstehen.
Austausch auf Augenhöhe
Der Missionsgedanke begeisterte dann auch Frauen, für die Janssen eigens zwei Kongregationen gründete: die Missionsschwestern und die Anbetungsschwestern. Allesamt sind sie heute als Steyler Ordensfamilie auf allen Kontinenten präsent, um mit den Menschen in der ganzen Welt zu leben und zu arbeiten. Ihren missionarischen Erfolg sehen sie dabei im Dialog. Sie wollen anderen Menschen, Kulturen und Religionen mit Achtung und Respekt begegnen. Die Steyler suchen den Austausch auf Augenhöhe und schaffen so die Voraussetzung für ihren Dienst.
Ausgangspunkt ihrer Tätigkeit ist Gottes Frohe Botschaft von Liebe, Gerechtigkeit und Frieden. Das Evangelium verkünden die Steyler Missionare in Wort und Tat, besonders dort, wo es noch nicht angekommen oder in Vergessenheit geraten ist. Solche Gegenden gibt es viele auf der Welt. Wo sonst niemand hin möchte, das Leben bedroht ist von Not und Armut, Unterdrückung und Benachteiligung, politischen oder ökologischen Krisen. "Hier wollen wir den Menschen Mut und Orientierung geben, ihren Glauben stärken und ihnen neue Hoffnung für eine bessere Zukunft schenken", erklärt Pater Huning. Die Steyler helfen, wo sie können: bei der Bewahrung der Schöpfung, beim Aufbau von Schulen, Trinkwasserbrunnen oder christlichen Gemeinden.
Porträt von Arnold Janssen, Gründer der Steyler Missionare Quelle: steyl medien e.V.
Seit einigen Jahren richten die Steyler Missionare aber ihren Blick auch verstärkt auf Europa und Deutschland. Mit den gesellschaftlichen und vor allem kirchlichen Veränderungen entsteht hier manche pastorale Lücke. Da sehen sich die Steyler genauso gefragt, Gemeinden zu unterstützen und seelsorglich zu begleiten, wie in allen anderen Einsatzländern. Mittlerweile arbeiten mehr als 200 junge Missionare aus Übersee in den europäischen Provinzen. "Sie kommen aber nicht hierher, um Lücken zu füllen", betont Pater Huning. "Als Missionare wollen sie dabei helfen, bei der Verkündigung des Evangeliums neue Wege zu gehen. Sie möchten frischen Schwung in unsere Kirchen bringen.
Mit Zuversicht in die Zukunft
Der deutsche Provinzial schaut mit Zuversicht auf die anstehenden Aufgaben: "In der Provinz gibt es rund 80 junge Priester und Brüder, auf die wir zählen können." In Deutschland stehen die Steyler zunächst vor der Herausforderung, noch vorhandene kirchliche Strukturen, die über Jahrzehnte gewachsen sind, der heutigen Wirklichkeit anzupassen. "Von manchen großen Häusern und Einrichtungen wird sich der Orden noch verabschieden müssen, um mit leichterem Gepäck in die Zukunft gehen zu können", sagt Pater Huning.
Gleichzeitig setzen sie sich neue Prioritäten, wollen nach der Forderung des Papstes an die Ränder der Gesellschaft gehen, sich mehr für Migranten und Flüchtlinge einsetzen. "Was wir auf jeden Fall beibehalten wollen, ist unser vielfältiges Engagement im Medienbereich und in der Wissenschaft", erklärt Pater Huning. Die Steyler verantworten mit der "stadtgottes" nicht nur die älteste katholische Familienzeitschrift in Deutschland und produzieren ein eigenes Fernsehmagazin. Sie unterhalten auch eine eigene Hochschule und mehrere kultur- und religionswissenschaftliche Institute.
Von Benjamin Krysmann