Es lebe der katholische Dissens!
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Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hat zur Frage der Kommunion in konfessionsverschiedenen Ehen den bestmöglichen Beschluss gefasst. Seine Stärke liegt gerade in seiner Unverbindlichkeit. Statt die Spannungen zwischen widerstrebenden Ansichten noch in einer harten Rechtsnorm zu zementieren, erlauben sich die Oberhirten den offenen Dissens. Das ist noch neu und das ist sehr gut.
Anstatt per Mehrheitsbeschluss Unterlegene zu erzeugen, betonen sie nun einen Minimalkonsens. Damit machen sie umso besser, was in innerkirchlichen Debatten der zurückliegenden Jahre oft kolossal falsch gelaufen ist. In der sehr ähnlichen Auseinandersetzung um die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten gab es weltweit zahlreiche Beispiele dafür. Dabei forderten alle Seiten strikte Regelungen zu Ungunsten der Gegenseite.
Die deutschen Bischöfe hatten damals bei ihrer Handreichung für den Umgang mit Wiederverheirateten wie auch in ihrem Beschluss zur Interkommunion eine andere Priorität gesetzt. Sie stellen die Seelsorge für die Gläubigen in den Mittelpunkt und nicht die Kirchenpolitik. Einordnungen, die der DBK dabei einen Schritt zu weit oder eine Reform im Schneckentempo vorwerfen, übergehen das. Solche Haltungen sind Ausdruck eines unpassenden Schwarz-Weiß-Denkens.
Der Versuch, offene Fragen auf einfache Antworten zurechtzubiegen führt in der Regel zu noch mehr Streit, Frustration und Unsicherheit. Das zeigen etwa die Diskussionen um den Umgang mit Geschiedenen, Homosexuellen oder auch Traditionalisten. Als falsch erwiesen hat sich dabei gerade der Glaube, man könne Spaltungen heilen, indem man Streitfragen mit starren Beschlüssen beendet. Die katholische Kirche kennt Glaubenssätze, die nicht zu bestreiten sind. Aber in vielleicht noch mehr Fragen darf man durchaus um den richtigen Weg streiten. Katholisch ist es, wenn die Kirche weit genug ist, auch einen legitimen Dissens zu umfassen. Der Kommunion-Beschluss der DBK setzt dafür ein Zeichen.