Der Bischof ist angekommen
Sie dürften sich von den vielen anderen "weltlichen Angeboten" nicht von Gottes Angebot ablenken lassen. Wer liebe, breche die Brücken nicht ab und verzeihe, sagte der Papst. Zugleich ermutigte er die Gläubigen, angesichts ihrer Sünden nicht zu verzagen und sich Gott vorbehaltlos anzuvertrauen. "Für Gott sind wir keine Nummern, wir sind ihm wichtig, ja wir sind das Wichtigste, das er hat; auch wenn wir Sünder sind", hob Franziskus hervor. Die Menschen müssten den Mut haben, zu Gott zurückzukehren.
Inbesitznahme nur noch symbolischer Akt
Der Papst hatte nach seinem Einzug in die Kirche erstmals auf seinem römischen Bischofsstuhl Platz genommen. Dieser Akt symbolisiert traditionell seinen Amtsantritt als Bischof von Rom. Im kirchenrechtlichen Sinne ist er heute anders als früher unmittelbar nach seiner Annahme der Wahl auch Bischof von Rom. Begrüßt wurde Franziskus von Kardinalvikar Agostino Vallini. Dieser versieht als sein Stellvertreter die täglichen Amtsgeschäfte des römischen Bischofs und leitet die Bistumsverwaltung. Später traten ausgewählte Priester, Ordensleute und kirchlich engagierte Laien vor den Papst, um ihm ihre Treue zu bekunden.
Vor Beginn der Messe nahm sich der Papst mehrere Minuten Zeit, um die in der Basilika anwesenden Rollstuhlfahrer persönlich zu begrüßen. Die Gläubigen applaudierten. In seinem eigenen Leben habe er "viele Male das barmherzige Antlitz Gottes, seine Geduld gesehen", so der Papst in seinen teils sehr persönlich gefärbten Einlassungen. Er selbst habe bei vielen Menschen den Mut beobachtet, sich als Sünder Gott anzuvertrauen und um Vergebung und Trost zu bitten. "Und ich habe immer gesehen, dass Gott es getan hat".
Wer den Mut habe, sich für die Liebe Gottes zu öffnen und dessen Barmherzigkeit in den Sakramenten zu begegnen, spüre "seine Zärtlichkeit" und "seine Umarmung". Dadurch werde auch der Gläubige selbst barmherziger und geduldiger. Er könne leichter lieben und vergeben, erläuterte Franziskus. Als Beispiele für Gottes unerschöpfliche Geduld und Barmherzigkeit verwies der Papst unter anderem auf das Gleichnis Jesu vom verlorenen Sohn und auf die biblische Erzählung vom ungläubigen Thomas.
Papst enthüllt Straßenschild für Johannes-Paul-II. Platz
Vor der Messe wurde in Anwesenheit von Papst Franziskus der neue Papst-Johannes-Paul-II.-Platz eröffnet. Bürgermeister Gianni Alemanno enthüllte das Straßenschild vor der Lateran-Basilika. Franziskus fuhr im offenen weißen Jeep vor. Mehrere Tausend Römer begrüßten ihn jubelnd. Noch als Kardinal von Buenos Aires hatte Jorge Mario Bergoblio seinen Vorvorgänger mehrmals gewürdigt.
Der Papst-Johannes-Paul-II.-Platz liegt vor dem Lateran-Palast, dem Hauptsitz der römischen Bistumsverwaltung. Bislang gehörte dieses Teilstück zur "Piazza San Giovanni in Laterano". Das neue Straßenschild trägt die Aufschrift "Piazza Giovanni Paolo II".
Der zurückgetretene Papst Benedikt XVI. hatte im Mai 2005 bei seiner Inbesitznahme der Lateran-Basilika die Eröffnung des Seligsprechungsverfahrens für Johannes Paul II. (1978-2005) angekündigt. Am 1. Mai 2011 wurde der Wojtyla-Papst nach dem kürzesten Seligsprechungsverfahren der neueren Kirchengeschichte seliggesprochen.
Das Straßenschild trägt nach Angaben der Stadt Rom zusätzlich zum Papstnamen die Aufschrift "Karol Josef Wojtyla - Pontefice 1978-2005 - beatificato 1 maggio 2011" tragen. Die Stadt Rom hatte die Umwidmung des Platzes am 25. Januar mitgeteilt. (luk/KNA)