"Nun reicht es aber wirklich"
Anlass ist demnach eine Ende Juni veröffentlichte Erklärung der abtrünnigen Bruderschaft zum 25. Jahrestag ihrer vom Vatikan als illegal betrachteten Bischofsweihen. Darin kritisiert sie das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) als "Ursache der schwerwiegenden Irrtümer, die gegenwärtig die Kirche zerstören".
Auch Lehramt, Ökumene und interreligiösen Dialog verdammen die Piusbrüder in der Erklärung. Folge all dieser Entwicklungen sei eine Schwächung des Glaubens. Als Reaktion auf die Formulierungen soll Erzbischof Müller laut "Focus" gesagt haben: "Nun reicht es aber wirklich."
Dialog über strittige Lehrfragen
Die vom emeritierten Papst Benedikt XVI. im Jahr 2007 eingeleitete Annäherung an die Piusbrüder hatte zwischen Ende 2009 und 2011 zu einem Dialog über strittige Lehrfragen geführt. Der Vatikan legte den Piusbrüdern daraufhin eine Erklärung zur Unterschrift vor. Die Frist dafür wurde mehrfach verschoben. Seit Frühjahr 2012 schien der Prozess zum Stillstand gekommen zu sein.
Benedikt XVI. hatte mit seiner Annäherung eine Versöhnung mit der Bruderschaft ermöglichen wollen, um diese wieder in den Schoß der Kirche aufnehmen zu können. Dieser Schritt des Papstes war jedoch massiv kritisiert worden - selbst von mehreren katholischen Bischöfen. Nachfolger Franziskus hat sich seit seinem Amtsantritt noch nicht öffentlich zu der Bruderschaft und den theologischen Konflikten mit ihr geäußert.
Bruderschaft sieht sich als Bewahrerin der kirchlichen Tradition
Die "Priesterbruderschaft St. Pius X." wurde 1969 von Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) gegründet. Sie lehnt die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils ab. Streitpunkte sind vor allem Liturgie, Religionsfreiheit und Ökumene. Die Piusbruderschaft sieht sich als Bewahrerin der Tradition der "Heiligen Römischen Kirche". Anfangs kirchlich anerkannt, zeigte sich die Piusbruderschaft zunehmend antikonziliar. 1975 entzog Rom ihr die kirchenrechtliche Zulassung. (stz/dpa/KNA)