Die Kraft einer neuen Sprache
Der Papst spüre, "dass der, der sich nicht verändert, rückwärtsgeht und nicht nach vorne", so Zollitsch weiter. Auch die Frage nach einem Diakonat der Frau, das kein Weiheamt sei, habe Franziskus bisher offengelassen. "Dafür bin ich ihm sehr dankbar", so Zollitsch.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz lobte auch allgemein das Auftreten des neuen Papstes. Dies äußere sich etwa in seinen Aussagen zum Thema Homosexualität. Er habe zwar nur das aufgegriffen, was auch im Katechismus stehe, aber "neu ist die Sprache, in der er spricht: Ich will nahe bei den Menschen sein. Das ist sein Grundthema."
Ein weiterer wichtiger Punkt sei seine starke Betonung der Kollegialität der Bischöfe. Auch die Berufung der Gruppe aus acht Kardinälen, die ihn bei der Kurienreform beraten soll, zeige, "die Kirche soll nicht so zentralistisch bleiben, wie sie das in der Vergangenheit manchmal war."
Schon länger auf der Agenda
Wiederholt hatte sich Zollitsch in der Vergangenheit für ein anderes Verhältnis der Kirche zu Frauen und wiederverheirateten Geschiedenen ausgesprochen. Unter anderem kamen die Themen bei der Freiburger Diözesanversammlung Ende April zur Sprache. Zollitsch hatte damals angekündigt, sich dafür einzusetzen, ein neues Amt der Diakonin zu schaffen.
Ebenso habe er vor, in seinem Bistum auf wiederverheiratete Geschiedene zuzugehen, die bisher von wichtigen Teilen des kirchlichen Lebens - etwa vom Kommunionempfang - ausgeschlossen sind. "Nichts wird vergessen werden oder verloren gehen. Ich stehe dafür ein, dass die Themen auf dem Tisch bleiben", hatte der Erzbischof zum Abschluss der Versammlung gesagt.
„Ich stehe dafür ein, dass die Themen auf dem Tisch bleiben“
Auch in anderen Bistümern stehen die Themen "Weiheamt für Frauen" und "Umgang mit wiederverheiratet Geschiedenen" seit Längerem auf der Agenda, beispielsweise im Rahmen des Dialogprozesses im Bistum Rottenburg-Stuttgart. Ende Juni hatte Bischof Gebhard Fürst bei der Abschlussveranstaltung des Dialogprozesses einen "sensiblen und differenzierten Umgang" mit wiederverheirateten Geschiedenen gefordert.
Lösungen dafür sollten auf Ebene der Bischofskonferenz entwickelt werden, so Fürst weiter. Auch solle das kirchliche Arbeitsrecht in dem Sinne geändert werden, dass auch wiederverheiratete Geschiedene beschäftigt werden könnten.
Überlegungen für ein eigenständiges Diakoninnenamt hatte Fürst damals "nicht zielführend" genannt. Forderungen nach der Weihe von Frauen zu Diakoninnen oder Priesterinnen seien vom weltweit geltenden Kirchenrecht ausgeschlossen, so Fürst. Er halt es aber nicht prinzipiell für ausgeschlossen, dass Frauen eine Diakonenweihe erhalten können. Dafür sei aber "die Zeit noch nicht reif".
Erzbischof Müller: Kein eigenes Diakonenamt für Frauen
Ebenfalls Ende Juni hatte sich Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller im Interview mit den deutschen Kirchenzeitungen zu den Themen geäußert. Auf die Frage, ob wiederverheiratet Geschiedene künftig eventuell zur Kommunion gehen dürfen, hatte der Präfekt der Glaubenskongregation betont, dass die Menschen "nicht durch die Willkür der kirchlichen Autorität von den Sakramenten getrennt" seien.
"Es ist die objektive Lebenssituation, die von den Sakramenten ausschließt." Die Kirche verfüge nicht nach Gutdünken über die von Gott verbundene Ehe, die der "Mensch eben nicht trennen kann", so Müller.
Eine Absage hatte der Erzbischof den Forderungen nach einem eigenen Diakonenamt für Frauen erteilt. "Das Weihesakrament in den Stufen Bischof, Priester, Diakon kann nach der katholischen Lehre nur von einem Mann gültig empfangen werden." (meu/KNA)