"Alarmzeichen aus dem Vatikan"
Dem Limburger Oberhirten Franz-Peter Tebartz-van Elst (53) werden ein autoritärer Führungsstil und Verschwendung vorgeworfen, etwa beim Bau seines Bischofshauses. Lehmann rief zur Versöhnung in der Nachbardiözese auf. "Jetzt geht es darum, ob von innen her versöhnungsbereite Kräfte da sind. Die müssen im Domkapitel, bei den Priestern und in den Gemeinden des Bistums da sein, der Bischof muss etwas dazu tun."
Am Ende werde es um die Frage gehen: "Gibt es eine Chance für einen echten Neuanfang mit den Leuten, die da sind? Wie das ausgeht, kann ich nicht sagen", ergänzte Lehmann, der zwei Jahrzehnte Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz war. Priester im Bistum werteten den Besuch als Einsicht in Rom, dass die Lage bedrohlich sei. "Der Vatikan reagiert schnell, hochrangig und offiziell", so die Einschätzung des Kardinals.
Den päpstlichen Gesandten Lajolo (78) kennt Lehmann seit langem. Der ehemalige Botschafter des Heiligen Stuhls in Berlin spricht fließend Deutsch. "Ich bin froh, dass Kardinal Lajolo das ist und nicht irgendein anderer", sagte Lehmann. Dass Papst Franziskus nicht gleich eine "Apostolische Visitation", also eine förmliche Untersuchung anordne, sondern Lajolo zum "brüderlichen Dialog" schicke, könnte laut Lehmann als sein neuer Stil interpretiert werden.
Bistum: Besuch dient dem brüderlichen Gespräch
Nach Angaben des Hessischen Rundfunks landete Lajolo am Montagnachmittag auf dem Frankfurter Flughafen und reiste von dort aus weiter nach Limburg. Lajolo war zwischen 1995 und 2003 Apostolischer Nuntius in Deutschland, anschließend bis 2006 vatikanischer Außenminister. Jetzt gehört er der vatikanischen Kongregation für die Bischöfe an.
Er erwarte sich von dem Besuch "brüderliche Stärkung", sagte Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst nach einem Gottesdienst im Dom . "Wir werden auf alles schauen, über alles sprechen." Auch ein Kreis von Priestern, die den Bischof kritisch sehen, meldete Gesprächsbedarf an.
Laut Bistum soll der Besuch aus dem Vatikan dem Bischof den Rücken stärken. Lajolo plane keine "Untersuchung oder Absetzung, sondern der Besuch dient dem brüderlichen Gespräch", sagte ein Sprecher. In einem Brief der vatikanischen Bischofskongregation an den Bischof heißt es dazu auch, Lajolo komme nach Limburg, um "gegebenenfalls brüderlich zu ermahnen, vor allem aber um Ihren bischöflichen Dienst zu stützen und zum Frieden und zur Einheit zu ermutigen".
Der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz, einer der prominentesten Kritiker des Bischofs, begrüßte die Visite eines päpstlichen Gesandten. Er will seine Kritik aber nicht zurücknehmen: "Ich werde ihm in aller Offenheit sagen, dass ich den Bischof in der Ausübung seines Dienstes behindert sehe, weil sich das Bistum in einer tiefgreifenden, zerstörerischen Vertrauenskrise befindet", sagte zu Eltz in einem Interview des "Kölner Stadt-Anzeigers" (Montag).
Vatikan nimmt die Lage im Bistum ernst
Dem Schreiben aus dem Vatikan zufolge , das von Kardinal Marc Ouellet unterzeichnet wurde, hatte Tebartz-van Elst Ende August bei einem Treffen mit ihm sowie zusätzlich in einem Brief den Heiligen Stuhl gebeten, eine Apostolische Visitation vorzunehmen, um der "durch inneren wie äußeren Unfrieden gekennzeichneten Situation im Bistum Limburg zu begegnen". Die von dem Limburger Bischof vorgebrachten Punkte seien "ernst zu nehmen und die Reaktionen in den Medien nicht zu übersehen", so Ouellet.
Wörtlich heißt es weiter: "Sie belasten die Einheit zwischen Bischof und Volk, trüben die Sendung der Kirche und drohen nicht zuletzt die Integrität Ihres Amtes wie Ihrer Person öffentlich zu beschädigen". (luk/dpa/KNA)