Was die Menschen denken
Wie die Erzdiözese Hamburg am Donnerstag mitteilte, hat Erzbischof Werner Thissen den Fragebogen an die Katholiken im Erzbistum weitergegeben. "Papst Franziskus möchte zur Vorbereitung der Bischofssynode, die sich den Fragen der Familie widmet, Ihre Meinung wissen. In einem Vorbereitungsdokument gibt es einen Fragebogen, um deren Beantwortung ich Sie bitte", schrieb der Erzbischof an die Kirchenmitglieder in den Pfarreien.
Antworten könnten Einzelne, Gruppen oder Gremien geben. Diese würden dann gebündelt und gemeinsam mit den Antworten aus den anderen deutschen Bistümern zusammengefasst, teilte das Erzbistum weiter mit. Dies werde dem Sekretär der Synode dann als Grundlage für weitere Erarbeitungen zur Verfügung gestellt.
Ergebnisse "kanalisieren"
Einen ähnlichen Weg geht man auch in Süddeutschland. "Im Bistum Passau gehen die Unterlagen an die Pfarreien, Gremien und an Verantwortliche im Bereich Ehe und Familie", teilt die Diözese auf ihrer Internetseite mit. Die Ergebnisse würden da Seelsorgeamt ausgewertet und an Diözesanadministrator Klaus Metzl weitergeleitet, heißt es weiter.
Gut möglich, dass andere Bistümer in Deutschland nachziehen werden. Gegen die Aussagen des Vatikans richtet sich das Vorgehen keineswegs. Die Bischöfe sollten die Fragen unter den Gläubigen zur Debatte stellen und das Echo «kanalisieren», sagte Erzbischof Baldisseri weiter. «Wir wollen keine persönlichen Bewertungen der Bischöfe, sondern wollen wissen, was die Menschen denken und wie sie leben.»
Und die Menschen haben anscheinend ein Interesse, ihre Ansichten mitzuteilen. Bei einer nicht-repräsentativen Umfrage auf Facebook gaben katholisch.de-Leser an, die Fragen gerne beantworten zu wollen. Eine Argument dabei: An der Basis sei man näher an der Situation der Menschen als auf höheren Ebenen. Allerdings wurde auch die Komplexität des Papiers angemerkt, weswegen es sich nur bedingt für eine allgemeine Befragung eigne. In der Tat setzt manche Frage fundierte theologische Kenntnisse voraus.
Keine neue Praxis
Es bleibt also offen, wie es mit dem Fragenbogen weitergeht. Mehr aus den deutschen Bistümern dazu dürfte nach den kommenden Treffen der Diözesanbischöfe Ende November zu hören sein.
Dass der Vatikan Fragebögen vor Bischofssynoden verschickt, ist überdies langjährige Praxis. Und auch, dass er in deren Vorbereitungsphase dazu aufruft, die einfachen Gläubigen bei der Erörterung der Fragen einzubinden, ist keineswegs eine Premiere in der Kirchengeschichte. Schon 1979, vor der letzten Bischofssynode, die sich 1980 mit dem Thema Familie befasste, bat der Vatikan darum. (mit Material von KNA)
Von Christoph Meurer