Münchner Kardinal für Fortgang der Debatte um wiederverheiratete Geschiedene

Marx kritisiert Müller

Veröffentlicht am 08.11.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © KNA
Freisinger Bischofskonferenz

Freising ‐ Die Debatte über den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen in der katholischen Kirche ist nach Meinung des Münchner Kardinals Reinhard Marx völlig offen. "Der Präfekt der Glaubenskongregation kann die Diskussion nicht beenden", sagte Marx am Donnerstag in Freising zum Abschluss der Freisinger Bischofskonferenz. Er bezog sich damit auf Beiträge von Erzbischof Gerhard Ludwig Müller , der keine Wege zum Kommunionempfang dieser Gruppe sieht.

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Müller habe ausführlich dargestellt, was die Position der Kirche sei. "Wir werden erleben, dass das diskutiert wird in der ganzen Breite; mit welchem Ergebnis, weiß ich nicht", sagte Marx.

Der Kardinal betonte, dieses Thema werde sowohl bei der Sonderbischofssynode im Oktober 2014 in Rom sowie bei der darauffolgende Synode ein Jahr später zum Thema Familie eine Rolle spielen. Entscheidend sei, die Realität wahrzunehmen. Dies habe er auch Papst Franziskus gesagt. Der Fragebogen aus dem Vatikan könne dazu beitragen.

"Die Stimmen der Basis hörbar machen"

Dieser Fragebogen soll laut Marx zwar nicht komplett als Umfrage an alle Gläubigen gehen, jedoch die Meinung der Basis wiedergeben. "Schaut doch mal, wie denken eure Gläubigen", dies sei der ausdrückliche Wunsch von Rom. Die Beantwortung des Fragebogens sei "eine ehrgeizige Aufgabe", so Marx weiter. Es gehe darum, "die Stimmen der Basis hörbar zu machen".

Aufgrund des Dialogprozesses und auch nach den Erfahrungen des Zukunftsforums in seinem Erzbistum, glaube er, dass es einige Fragen gebe, bei denen die Haltung der Mehrheit der Katholiken - gerade auch der praktizierenden - eindeutig sei, so Marx weiter. Als Beispiel nannte er etwa den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Eine große Zahl von Gläubigen könne nicht ganz verstehen, "dass eine zweite Verbindung nicht von der Kirche akzeptiert wird". Es greife zu kurz, wenn in Bezug auf Scheidung immer nur vom "moralischen Verfall" geredet werde.

Gleichzeitig warnte Marx davor, die Fragen allein auf den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen zu reduzieren. Der Kardinal kündigte an, dass die bayerischen Bischöfe diese Themen mit Gremien und Verbänden beraten wollten. Das Vorgehen werde jedoch noch von allen deutschen Oberhirten beim kommenden Treffen aller Diözesanbischöfe Ende November abgestimmt. Immerhin sei es ein großer "Fortschritt", dass der Fragebogen nun im Internet zu lesen sei.

Marx: Engagement bei Weltbild moralische Verpflichtung

Zugleich teilte Marx mit, dass sich das Erzbistum München und Freising weiter beim Medienkonzern Weltbild engagieren will. Es sei ihm ein großes Anliegen, "dass Weltbild eine Zukunft hat", sagte der Kardinal. Dies sei ein Kraftakt, auch finanziell. Man werde "Millionen in die Hand nehmen, um hier eine Zukunft zu schaffen für viele, viele Tausend Mitarbeiter". Dies sei eine moralische Verpflichtung. Eine Summe zum Engagement seines Erzbistums wollt Marx nicht nennen.

Welche deutschen Bistümer sich künftig weiter als Gesellschafter beteiligen, steht laut Marx überdies noch nicht fest. "Es gibt keine endgültige Liste." Der Prozess müsse jedoch zügig abgeschlossen werden. "Alleine möchte ich es nicht machen." Wichtig sei nun, dass die finanzielle Unterstützung in einer Höhe erfolge, die auch die Banken bewege, sich zu engagieren. Dafür habe man "sehr gekämpft". Es stelle sich die Frage, wie solch ein Medienunternehmen dem Auftrag der Kirche dienen könne. Letztlich müsse es sich jedoch am Markt bewähren.

Tebartz-van Elst in Ruhe lassen

In der Affäre um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst plädiert Marx für Zurückhaltung. "Ich würde mir wünschen, dass einige jetzt einmal den Mund halten", sagte er. Zugleich forderte Marx, die Klärung der Vorwürfe abzuwarten. Die gestiegenen Kirchenaustrittszahlen im Zusammenhang mit der Affäre bedauerte Marx.

Der Limburger Bischof war wegen seines Führungsstils und der drastisch gestiegenen Kosten für die neue Bischofsresidenz in die Kritik geraten. Derzeit nimmt Tebartz-van Elst eine Auszeit in der niederbayerischen Benediktinerabtei Metten . (meu/KNA/dpa)