Kardinal Walter Kasper über Ökumene, Limburg und wiederverheiratet Geschiedene

Klartext vom Kardinal

Veröffentlicht am 10.11.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper.
Bild: © KNA
Kirche

Münster ‐ Der frühere Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, Kardinal Walter Kasper, hat angeregt, dass die evangelische und die katholische Kirche beim Reformationsgedenken 2017 einen gemeinsamen Gottesdienst feiern sollten. "Darin sollten wir ein Bekenntnis unserer Schuld ablegen, dass wir das Gebot der Einheit nicht erfüllt haben", sagte Kasper am Freitagabend in Münster. Beide Kirchen sollten für die ökumenische Bewegung danken und versprechen, auf diesem Weg weiterzugehen.

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Mit Blick auf die aktuelle Situation in der katholischen Kirche betonte Kasper, er habe den Eindruck, dass Papst Franziskus die Bischofssynode "verlebendigen und dynamisieren" wolle und er werte es als positiv, dass das Kirchenoberhaupt die Ortskirchen stärken wolle. "Wir brauchen einen anderen Stil der Amtsführung, und da geht Franziskus mutig voran", sagte Kasper.

Anfang November hatte der Vatikan zur Vorbereitung auf die Bischofssynode im kommenden Jahr Fragebögen an alle Bistümer verschickt. Zwar sollen die darin enthaltenen Fragen zu Familie und Sexualmoral vorrangig von den Bistümern beantwortet werden. Allerdings soll auch das Votum von Pfarreien und katholischen Bewegungen bei der Beantwortung berücksichtigt werden.

Römische Kurie als "Informationsbörse"?

Er könne sich vorstellen, so Kasper weiter, dass die römische Kurie künftig zu einer Art "Informationsbörse" für Bischöfe aus der gesamten Welt werde. Auch müssten "in einer manchmal klerikal verstaubten Atmosphäre" mehr Frauen vertreten sein.

Ein Himmel mit Wolken, links im Bild der Limburger Dom
Bild: ©dpa/Arne Dedert

Wolken über dem Limburger Dom.

In der Frage der wiederverheirateten Geschiedenen warnte der Kardinal und frühere Bischof von Rottenburg-Stuttgart davor, einfach eine Einladung an alle auszusprechen. "Da sollten wir nicht mit billig verstandener Barmherzigkeit alles ausräumen, sondern auf sehr unterschiedliche Situationen pastoral unterschiedlich reagieren", forderte er.

Er könne sich nicht vorstellen, dass ein Priester jemals jemanden an der Kommunionbank zurückgewiesen hätte, aber die Kirche sei es den Priestern schuldig, ihnen klare Kriterien an die Hand zu geben. Kritik übte er am Vorstoß des Freiburger Seelsorgeamtes : "Da hat jemand gemeint, er könnte das vorweg entscheiden."

"Schrecklicher Schaden" in Limburg

Ausdrücklich lobte Kasper die "sehr weise Entscheidung" des Papstes im Fall des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst . In Limburg sei ein "schrecklicher Schaden" angerichtet worden, dort sei vieles "schlimm, ja verheerend gelaufen". Dennoch dürfe es keine Vorverurteilungen und "keine öffentliche Hinrichtung" geben. Entschieden werde erst, wenn das Ergebnis der Überprüfung durch die Deutsche Bischofskonferenz vorliege.

Äußerungen des einen oder anderen Bischofs in diesem Kontext habe er "nicht gut gefunden", merkte der Kardinal an. Zudem stelle sich die Frage nach der Rolle der Gremien bei den Entscheidungen im Bistum Limburg. "Das ist nicht die Schuld eines einzigen Mannes", so Kasper. (stz/KNA)