Bischof Ackermann über Chancen und Grenzen der Trierer Synode

"Die Kirche muss lutherischer werden"

Veröffentlicht am 13.12.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Bistumssynode

Trier ‐ Wo stehen wir als Christen im Bistum Trier?" Das ist für Bischof Stephan Ackermann die wichtigste Frage, die die heute beginnende zweijährige Bistumssynode beantworten soll. Dabei gehe es um eine "Selbstvergewisserung" und die Besinnung auf einen "gemeinsamen Auftrag", sagte Ackermann am Freitagmorgen im Deutschlandradio.

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Mit Blick auf diesen Auftrag wies der Bischof darauf hin, dass die Kirche wieder lutherischer werden müsse, in dem Sinne, dass sie wieder auf den Kern des Glaubens schaue. Martin Luther habe sich als der große Gottsucher nicht in der Dunkelheit verloren, sagte Ackermann. Er betonte aber gleichzeitig, dass auch die dunklen Themen und Schuld der Kirche aufgearbeitet werden müssten. "Wir dürfen Themen nicht wegdrücken, aber wir müssen schauen, aus welcher Perspektive und aus welcher Mitte heraus wir sie angehen."

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Die Synode fällt in eine Zeit kirchlicher Aufbruchstimmung. Diese Atmosphäre werde auch die Gespräche bestimmen, so Ackermann. Allerdings "können wir nicht von Trier aus die ganze Weltkirche verändern", dämpft der Bischof hohe Erwartungen.

Zwangszölibat und Versorgungsmentalität

So könne er etwa in der Frage nach der Abschaffung des Zölibats nicht eigenmächtig die Zulassungsbedingungen zum Priesteramt ändern. Trotzdem müsse man im Rahmen der Synode darüber nachdenken, was hinter dem Ruf nach mehr Priestern stecke. "Ich würde als Bischof von Trier auch sagen, ich habe zu wenig Priester". Zugleich habe man sich in der in den letzten Jahrzehnten an eine gute pastorale Versorgung gewöhnt. In vielen Gemeinden gebe es eine richtige "Versorgungsmentalität", kritisierte Ackermann und es könne in Diskussionen nicht nur darum gehen, diese sicher zu stellen.

Auch der Ruf von Papst Franziskus nach einer armen Kirche für die Armen werde in Trier gehört. "Die Kirche in Deutschland muss sich mit dem Thema befassen", so Ackermann. Es sei jedoch nicht damit getan, zu sagen, die Bistümer in Deutschland sollen arm sein. Vielmehr gehe es dem Papst nicht nur um den materiellen Verzicht, sondern um eine Haltung der Bescheidenheit. "Wir sollen nicht aufzutreten als jemand, der auf alles eine Antwort hat, der alles besser weiß." Das zeige der Papst auch selbst, wenn er viele Berater um sich sammele.

Wahrscheinlich stünden im Vatikan nicht alle hinter den Forderungen des Papstes, so Ackermann. "Ich vermute schon, dass es dort auch Menschen gibt, die sagen, hoffentlich kommt er nicht weit", sagte der Trierer Bischof. Zugleich glaube er auch, dass die Vatikanmitarbeiter wüssten, dass Veränderungen notwendig sind. "Da braucht es viel Klarheit und Werben von Seiten des Papstes und auch der Kardinäle, die ihm helfen müssen."

Es geht um die Zukunft des Bistums

In Trier beginnt am Freitagnachmittag die Diözesansynode mit einer ersten Vollversammlung. Rund 280 sogenannte 'Synodale' repräsentieren laut Bischof Ackermann auf "ihre Weise das ganze Volk Gottes im Bistum". Sie sollen über den künftigen Kurs des Bistums beraten, Konzepte erarbeiten und Beschlüssen fassen. Auch werde es laut Ackermann Synodenbeobachter aus anderen christlichen Konfessionen geben. Insgesamt ist die Synode auf zwei Jahre angelegt. Die letzte Diözesansynode in Deutschland fand vor etwa einem Vierteljahrhundert statt. (Mit Material von KNA)

Von Janina Mogendorf

Synode

Griech. sy'nodos = "gemeinsamer Weg, Zusammenkunft" Das geltende Kirchenrecht kennt die Bischofssynode als Beratungsgremium des Papstes und die Diözesansynode, eine "Versammlung von ausgewählten Priestern und anderen Gläubigen der Teilkirche" (can. 460) zur Unterstützung des Diözesanbischofs. Eine gemeinsame Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland fand 1971 bis 1975 in Würzburg statt. Quelle: Manfred Becker-Huberti/Ulrich Lota, Herder Verlag, 2010

Das Interview zum Anhören

Bischof Ackermann im Deutschlandradio