Hohe Erwartungen an Franziskus und seine Reformen 2014

Zwei heilige Päpste und das Heilige Land

Veröffentlicht am 28.12.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 4 MINUTEN
Ähnlich wie Jerusalem nimmt Rom unter den Wallfahrtsorten in aller Welt eine Sonderstellung ein.
Bild: © KNA
Ausblick

Vatikanstadt ‐ Das größte Kirchenereignis 2014 scheint schon jetzt festzustehen. Zur Heiligsprechung der beiden Päpste Johannes XXIII. (1958-1963) und Johannes Paul II. (1978-2005) am 27. April werden mehr als eine Million Menschen erwartet. Die Stadt Rom nannte gar die Zahl von fünf Millionen Besuchern und hat bereits ihre Planungsmaschinerie angeworfen. Es wäre die größte Menschenansammlung in der Ewigen Stadt, größer noch als bei der Beisetzung des polnischen Papstes 2005 oder bei seiner Seligsprechung vor drei Jahren.

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Die gemeinsame Kirchenehrung für die beiden Päpste war ein ausdrücklicher Wunsch von Papst Franziskus. Während das Verfahren für Karol Wojtyla ordnungsgemäß alle Etappen genommen hat, sah er für den "guten Konzilspapst" Angelo Giuseppe Roncalli von der Bestätigung einer zweiten Wunderheilung ab.

Für den künftigen Kurs der Kirche nicht weniger bedeutsam ist im Herbst die erste Bischofssynode des Pontifikats. Von 5. bis 19. Oktober berät sie über das Thema "Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Rahmen der Evangelisierung"; 2015 werden die Beratungen bei einer Ordentlichen Synode vertieft. Der vom Vatikan verschickte Fragebogen zur Familienpastoral fand breite Resonanz.

Bischofstreffen sollen effizienter genutzt werden

Zudem darf man gespannt sein, ob und wie die Synode zu einem stärkeren kollegialen Instrument der Kirchenleitung wird. Der von Franziskus gebildete Kardinalsrat für die Kurienreform hat bereits Vorschläge unterbreitet, wie diese Bischofstreffen effizienter genutzt werden könnten.

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Überhaupt wird 2014 mehr Aufschluss über die vom neuen Papst angestoßenen Reformen geben. Der personelle Umbau der Kurie ist noch nicht abschlossen; die Neustrukturierung dürfte noch zwei Jahre dauern. Und mehr noch als Strukturen will der Argentinier Jorge Mario Bergoglio Mentalitäten an der Kirchenspitze ändern: Er will den Dienstcharakter der Kurie und überhaupt des Leitungsdienstes in der Kirche unterstreichen.

Am 22. Februar will Franziskus bei einem Konsistorium neue Kardinäle ernennen. Die Namen der neuen "Senatoren" sollen erst in den nächsten Tagen bekanntgegeben werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden der neue Staatssekretär Pietro Parolin , aber auch der Präfekt der Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller , dazugehören. Man rechnet damit, dass Franziskus vor allem Bischöfe großer Diözesen der Weltkirche bedenkt und weniger Leiter kleinerer Kurienbehörden.

Papst Franziskus wird sich Feedback der Kardinäle holen

Franziskus wird das Konsistorium auch für Beratungen mit den versammelten Kardinälen nutzen. Vor ihnen, mit denen er im März über den künftigen Kurs der Kirche beraten hat und die ihn im Konklave wählten, will er eine erste Bilanz seiner dann fast einjährigen Amtszeit vorlegen. Er wird über den Stand der Kurienreform, über seine Maßnahmen für mehr Transparenz, die neu eingerichteten Kontrollgremien etwa für die Vatikanbank IOR und die Vatikanfinanzen insgesamt informieren. Und er wird sich Feedback der Kardinäle holen. Schon als Kardinal habe Bergoglio mehr das offene Wort als Ja-Sager geschätzt, heißt es.

Bild: ©Katja Sucker / Fotolia.com

Die Dormitiokirche auf dem Berg Zion in Jerusalem.

Reisepläne gibt es 2014 bislang nur für das Heilige Land. In den vergangenen Tagen waren die vatikanischen Organisatoren zu Sondierungen in der Region. Die Visite soll Ende Mai stattfinden und Jordanien, Israel und die Palästinensergebiete einschließen.

Möglicherweise wird der Besuch etwas kürzer als bei seinen Vorgängern, die sich 2000 bzw. 2009 sechs oder sieben Tage in der Heimat Jesu aufhielten. Ob es in Jerusalem zu einem Treffen des Papstes mit dem orthodoxen Ehrenoberhaupt Patriarch Bartholomaios I. kommt, ist noch unklar. Vor 50 Jahren, im Januar 1964, waren dort erstmals seit der großen Spaltung in Ost- und Westkirche 1054 die beiden Oberhäupter wieder zusammengetroffen.

Denkbar wäre ein weiterer Papstbesuch im Herbst. Franziskus selbst hatte einmal Afrika und Asien als wünschenswerte Ziele ins Gespräch gebracht. Für letzteres käme klimatisch eher der Jahresbeginn 2015 infrage. Doch inzwischen weiß man, dass Franziskus nicht gern reist, auch aus gesundheitlichen Gründen. Daher dürfte er nur wenige große Besuche unternehmen - die dann freilich umso mehr Aufmerksamkeit finden.

Von Johannes Schidelko (KNA)