Die Familiensynode wird heute fortgesetzt

Die zweite Runde beginnt

Veröffentlicht am 13.10.2014 um 00:00 Uhr – Von Agathe Lukassek – Lesedauer: 
Der überfüllte Petersplatz während eines Gottesdienstes.
Bild: © KNA
Familiensynode

Vatikanstadt/Bonn ‐ Während der Arbeitskalender für das Wochenende den Teilnehmern der Familiensynode im Vatikan "Vacanza", also Freizeit, verhieß, musste einer ranklotzen: Kardinal Peter Erdö. Der Relator der Bischofsversammlung wird am heutigen Montag die "Relatio post disceptationem", den "Bericht nach der Debatte", vorstellen. Darin ist alles zusammengefasst, worüber die Bischöfe diskutiert und was die eingeladenen Laien berichtet haben.

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Danach wird noch einige Tage weiter debattiert, erklärt Pater Bernd Hagenkord katholisch.de. Der Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan ist bei den Plenarsitzungen in der Synodenaula dabei gewesen. Verraten darf er in seiner Rolle als deutschsprachiger Synodenpressesprecher aber nicht mehr als die Zusammenfassungen des vatikanischen Presseamts ohnehin berichten: Die Inhalte der Diskussionen , aber ohne Gewichtung und vor allem ohne namentliche Zuordnungen der Redner. "Die Journalisten wissen nicht, wer was gesagt hat und der Effekt davon ist, dass in der Synode frei gesprochen werden kann und ich habe das Gefühl, dass das auch passiert", erläutert Hagenkord.

Diese befreiende Situation führt dann auch zu einer fast schon humorvollen Stimmung, wie man sie aus dem Vatikan bisher kaum kannte: Der argentinische Erzbischof Viktor Manuel Fernandez scherzte vor Journalisten, Franziskus habe darauf hingewiesen, alle könnten frei reden, "ohne dass ihnen gleich Kardinal Müller auf den Leib rückt". Auch Hagenkord bestätigt, dass in der Synodenaula viel gelacht wurde, aber längst nicht alles spaßig sei. "Es geht auch ziemlich ernsthaft zu, denn manche Themen sind wirklich schwer, wie etwa Massenvertreibungen, Trennungen von Familien durch Arbeitsmigration oder die Vergewaltigung von Frauen in der Ehe", berichtet der Jesuit.

Der Jesuit Bernd Hagenkord leitet seit 2009 die deutschsprachige Abteilung von Radio Vatikan.
Bild: ©KNA

Der Jesuit Bernd Hagenkord leitet seit 2009 die deutschsprachige Abteilung von Radio Vatikan.

Papst hält sich während der Debatten zurück

Die Rolle des Papstes ist bei der Synode klar: Franziskus hat mehrfach öffentlich betont, dass er sich eine freie Debatte wünscht. Deshalb schweigt er während der Sitzungen, macht sich Notizen und gibt keine Kommentare ab, sagt Hagenkord. Als "Chef" beginnt und beendet er zwar jede Sitzung, aber, so Hagenkord: "Das Ganze ist keine Parlamentssitzung, sondern ein geistlicher Unterscheidungsprozess. Der Papst leitet zu Anfang und Ende jeweils ein Gebet."

Anders sieht es zwischen den Sitzungen aus, da wird das Kirchenoberhaupt nicht wie früher von den Synodenteilnehmern abgeschirmt: "In den Pausen steht er unten bei den anderen, trinkt Kaffee, unterhält sich mit den Leuten und verschenkt Süßigkeiten," berichtet der Jesuit. Wie außergewöhnlich das ist, zeigen zahlreiche Meldungen, die davon berichten, dass Franziskus den Schweizergardisten am Eingang die Hand schüttelt und dass es sich bei den süßen Snacks um eine Art argentinischer Prinzenrolle handele.

Arbeitsgruppen sind bunt gemischt

Nachdem Kardinal Erdö seinen Zwischentext öffentlich gemacht hat, wird die Synode bis Donnerstag weiter diskutieren – aber nicht mehr im Plenum. Es wurden zehn Gruppen gebildet, aufgeteilt nach den Sprachen Englisch und Italienisch (je drei Gruppen) sowie Französisch und Spanisch (je zwei Gruppen). Deutsch, Portugiesisch und Latein sind dieses Mal nicht dabei. Um Interessengruppen von vornhinein zu vermeiden, durften sich die Teilnehmer eine präferierte Sprache aussuchen und wurden dann zugelost, ergänzt Hagenkord.

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Die acht deutschsprachigen Teilnehmer diskutieren auf Französisch, Englisch und Italienisch: Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn leitet als Moderator den Gedankenaustausch in einem französischsprachigen Zirkel, in dem auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sitzt. Sein Schweizer Amtskollege Markus Büchel, Bischof von Sankt Gallen, gehört dem zweiten französischen Diskussionskreis an.

Wandel passiert nicht als Umbruch

Einem der englischsprachigen Zirkel wurden der deutsche Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, und die Familienreferentin des Erzbistums Berlin, Ute Eberl, zugeordnet. Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper spricht in einer italienischen Runde, der Schweizer Präsident des päpstlichen Einheitsrates, Kardinal Kurt Koch, und sein Landsmann Mauro Jöhri, der Generalminister des Kapuzinerordens ist, jeweils in einer weiteren.

Die Beratungen der zehn Gruppen sind laut Hagenkord inhaltlich völlig frei; es könnte also auch passieren, dass in jeder dieselben Themen – wie etwa der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen – diskutiert werden. Deren Ergebnisse werden dann an Relator Erdö zurückgeführt, der das Schlussdokument der Synode erstellt. Das wiederum soll am Samstag vorgestellt und verabschiedet werden. "Es wird aber kein klassisches Schlussdokument, sondern so etwas wie das 'Instrumentum Laboris' (Arbeitspapier) für die nächste Familiensynode im Herbst 2015", so Hagenkord. Die Kirche werde somit auch kommende Woche noch dieselbe sein; Wandel passiere eben in langen Prozessen und nicht als Umbruch. (mit Material von KNA)

Von Agathe Lukassek