Franziskus ruft wichtigste Berater zum Konferenz-Marathon

Konferenz-Marathon im Vatikan

Veröffentlicht am 06.02.2015 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Kurienfeform

Vatikanstadt ‐ Schlag auf Schlag treten in den nächsten Tagen Spitzengremien der katholischen Kirche im Vatikan zu einer Serie von Konferenzen zusammen. Höhepunkt und Abschluss bildet das Konsistorium, bei dem der Papst am 14. Februar 20 neue Kardinäle kreiert. Zuvor gibt es Konferenzen des Wirtschaftsrates, der Kinderschutzkommission und des Kardinalsrates für die Kurienreform ("K9-Rat").

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Es sind allesamt Gremien mit dem Ziel einer umfassenden Umstrukturierung der römischen Zentrale der Kirchenverwaltung. Von deren Erfolg hängt maßgeblich das Reformprojekt Franziskus ab, das mit diesen Beratungen in eine entscheidende Phase tritt.

Der Wirtschaftsrat, der am Freitag unter der Leitung des Münchner Kardinals Reinhard Marx zusammentritt, ist das bislang einschneidendste Reformprojekt der Kurienreform. Zusammen mit dem neuen Wirtschaftssekretariat hat er die in ihrem Ausmaß noch gar nicht absehbare Aufgabe, den weit gestreuten Besitz des Vatikan an Geld-, Immobilien- und anderen Sachwerten zu erfassen, neu zu strukturieren und eine transparente Bilanz zu erstellen. Der Papst aus Argentinien hatte diese Reformen eingeleitet, nachdem vor dem Konklave lebhafte Kritik an Pannen, Missmanagement und Skandalen rund um den Vatikan und vor allem die Vatikanbank IOR laut geworden war.

Bild: ©picture alliance / dpa/Peter Kneffel

Kardinal Marx gestikuliert vor einer Wand.

Kinderschutzkommission tagt Freitag

Ebenfalls aus diesen Reformberatungen ging die neue Kinderschutzkommission hervor, die am Freitag unter dem Bostoner Kardinal Sean Patrick O'Malley zusammentritt. Zwar hat schon Papst Benedikt XVI. tiefgreifende Maßnahmen gegen sexuelle Übergriffe durch Kirchenmitarbeiter verfügt und strukturell in der Kurie verankert. Das neue Gremium soll sich aber auch um die Betreuung der Opfer und um geeignete Präventionsprogramme kümmern.

Ab Montag tagt dann der sogenannte K9-Rat , das inzwischen wichtigste Beratergremium des Papstes. Mit dem achten Treffen sollen die Beratungen über das künftige Organigramm der Kurie in eine entscheidende Phase treten. Ziel ist, den Apparat personell und strukturell zu verschlanken, Kompetenzen zu klären, Doppelarbeit zu reduzieren und die römische Zentrale stärker zum Dienstorgan der Weltkirche zu machen.

Veränderungen sind wohl kaum für den Bereich der Kongregationen zu erwarten, also die "großen Ministerien", wohl aber für die Räte, die "kleinen Ministerien". Deren Zahl soll stark reduziert werden. Man spricht von einer neuen Superbehörde rund um den Laienrat, dem die Bereiche Familie und Lebensschutz angegliedert werden. Weiter soll ein großes Sozialministerium entstehen, das die Aufgaben der bisherigen Räte "Iustitia et pax", "Cor unum", für Migranten und für Krankenpastoral zusammenfasst. Wenig ändern dürfte sich dagegen an der Arbeit der Behörden für Ökumene und interreligiösen Dialog.

Zukunft des Rates für Neuevangelisierung scheint unklar

Unklar scheint die Zukunft des erst 2010 gegründeten Rates für Neuevangelisierung unter dem umtriebigen Erzbischof Rino Fisichella. Er könnte in die Behörde für die "klassische" Evangelisierung, die Missionskongregation, eingegliedert werden. Dass seine Arbeit selbst fortgesetzt wird, ist unstrittig. Darauf deuten auch die Spekulationen um den früheren Limburger Bischof Franz Peter Tebartz-van Elst hin. Wie zu erfahren war, soll er bereits zum Delegaten für diesen Bereich ernannt worden sein und eine Wohnung in Vatikannähe suchen.

Zu Delegaten ernennt der Vatikan Bischöfe, die aus ihrem bisherigen Aufgabenbereich ausscheiden; etwa Botschafter, die nicht mehr "tropentauglich" sind und eine übergeordnete Aufgabe im Staatssekretariat übernehmen. Traditionell werden solche Delegaten-Ernennungen vom Vatikan nicht bekanntgemacht - was im Fall Tebartz Spekulationen anheizte.

Höhepunkt ist das feierliche Konsistorium

Höhepunkt und Abschluss des Konferenz-Marathons ist am 13. Februar die große Kardinalsversammlung. Dabei will Franziskus seinen obersten Beratern die konkreten Überlegungen zur Kurienreform vorlegen und deren Meinung dazu hören. Sicher ist freilich, dass das Projekt länger braucht als zunächst vermutet - und auch 2015 noch nicht zum Abschluss kommen wird.

Auf diese Beratungen folgt das feierliche Konsistorium, bei dem der Papst 20 neue Mitglieder in den Kirchensenat aufnimmt - darunter überraschend auch den deutschen früheren Vatikandiplomaten Karl-Josef Rauber (80). Die neue Kardinalsliste enthielt viele Überraschungen, mit denen Franziskus das Kollegium internationaler macht und weiter an die Ränder von Kirche und Welt ausdehnt.

Von Johannes Schidelko (KNA)